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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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verzeichnet worden war, und unglücklicherweise lag das Maximum diesmal in der Mittagszeit. Sie mußten also im Schiff bleiben, wo sie durch den undurchsichtigen oberen Teil wenigstens etwas gedeckt waren - die harte elektromagnetische Wellenstrahlung drang hier kaum noch durch, und die Korpuskularstrahlung würde ihr Maximum erst gegen Mitternacht erreichen, da sie wesentlich langsamer war als das Licht; dann aber hatten sie den ganzen Planeten zwischen sich und der Strahlungsquelle, der kleinen Sonne.
    Nein, was auch immer sie hätten tun können oder sollen, damals, nach der Katastrophe - die Landung auf dem Planeten war die einzige Möglichkeit gewesen zu überleben. Nicht einmal das stärkste Schutzfeld - über das sie ja wegen Energiemangel nicht verfügt hatten - hätte sie so schützen können wie die Atmosphäre. Diesem Planeten verdankte die ALDEBARAN die Botschaft, und sie verdankten ihm ihr Leben. Ihm und seiner Natur. Trotz aller Schwierigkeiten und Gefahren.
    Übrigens Natur - wo war das Biest? Die Fernsehkameras zeigten es: Es hatte sich in den unteren Stausee gerettet. Offenbar vor dem Strahlungsausbruch der kleinen Sonne. Wasser vermochte wohl den großen Körper zu schützen. Und den Kopf konnte es den größten Teil des Tages im Schatten der Felswände halten, die hier wieder sehr steil waren und enger zusammenstanden.
    Am nächsten Tag war der Strahlungsausbruch fast vorüber, nur die Anomalie verstärkte sich weiter. Vom Klippendreieck gab es nichts Neues, von den Schneisen auch nicht und ebenfalls nicht vom unteren Stau - das Biest war nur gegen Morgen aus dem Wasser geklettert, hatte kurze Zeit geweidet und war dann wieder ins Wasser gegangen.
    Das fiel Gemma auf. Warum kam es nicht und holte sich seine Ration? Was hinderte es daran? Es konnte nur einen Grund geben: die Anomalie. Ob das Wasser die Wirkung des
    Randfelds milderte? Aber wie? Auf keinen Fall konnte es das Randfeld selbst abschwächen - das konnte nicht einmal die ganze Masse des Planeten, es war genau so fühlbar, wenn er sich zwischen ihnen und der Anomalie befand. Andererseits, was wußten sie über dieses Randfeld? Der Begriff war ja auch nur ein Wort, das sie für eine unbekannte Erscheinung setzten. Aber das Wasser - nein, das konnte höchstens auf den Körper wirken, auf das Nervensystem des Tiers. Hoppla, sollte die hiesige Natur wieder einmal den Weg zeigen? Nein, ins Wasser konnten sie natürlich nicht gehen, das würde wohl auch nichts nützen, da ihr Nervensystem gewiß ganz anders strukturiert war - oder wenn nicht ganz anders, dann doch jedenfalls etwas anders. Aber einwirken konnten sie auf ihr eigenes Nervensystem auch. Mit anderen Mitteln freilich. Mit besseren. Im Grunde hatten sie das schon getan, mit den Beruhigungsmitteln. Aber das war eine plumpe Einwirkung, es setzte die Empfindlichkeit ständig herab, während die störenden Einflüsse ja periodisch auftraten.
    Einen Augenblick lang zögerte Gemma. War sie zu einem Selbstversuch berechtigt? Das Risiko war klein, die Debatte aber über ihre Idee würde ohne vorweisbare Resultate endlos und quälend sein. Niemand würde in dieser Situation zustimmen, wo ohnehin alle bis an die Grenze des Erträglichen gereizt waren.
    Entschlossen stülpte sie sich den Elektrodenhelm des Medi- com über. Doch noch einmal zögerte sie, dann rief sie Rigel. »Frag mich nichts«, sagte sie, »nur - wenn ich abkippen sollte, schalte sofort das Dingsda aus.«
    Rigel sah sie beunruhigt an, sagte aber nichts.
    Gemma schaltete den Schirm ein, auf einen Kontrollstreifen am Rande gab sie die Signale von Rigels Resonanzdetektor.
    Im Kurvenmuster der Gehirnaktivität zeigten sich Piks, die mit den Resonanzen periodisch übereinstimmten, aber zeitlich etwas versetzt waren. Das Nervensystem reagierte mit einer kleinen Verzögerung. Das hatte sie erwartet. Jetzt mußte sie ermitteln, welche Teile des Gehirns diese Synchronisation der Gehirnwellen steuerten. Das war bekannt für den Fall, daß es sich um innere Prozesse handelte - aber hier waren die Piks von außen erregt. Auch in solchem Falle wäre eine sichere Diagnose möglich gewesen, wenn sie die entsprechenden Geräte dazu gehabt hätte. Der Medicom war für solche Aufgaben allerdings nicht differenziert genug. Die Untersuchungen der Kurven allein würden ihr keinen Aufschluß geben. Sie mußte gröbere Mittel anwenden. Sie mußte mal über diese, mal über jene Elektrode von außen Gegenpotentiale geben, sozusagen Mini-Elektroschocks,

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