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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Wachhundes oben über der Schlucht auf den Zug hinabstürzen zu lassen und damit Tausende dieser Tiere zu töten. Sie wußte selbstverständlich, daß das über kurz oder lang doch geschehen mußte, aber die Vorstellung bewirkte schon jetzt, daß sie ein würgendes Gefühl im Hals spürte. Zum Glück waren die anderen Mittel, die sie noch einzusetzen hatten, weniger brutal. Feuer und Wasser würden die Tiere wohl umgehen können.
    Und plötzlich schrie Mira auf. Alle fuhren herum und sahen zum Ausgang, aber da war nichts - dann zu Mira, und die wies mit der ausgestreckten Hand auf ein glimmendes Lämpchen: Funkempfang!
    Mira, die es zuerst gesehen hatte, hatte sich auch als erste gefaßt. Sie schaltete ein. Doch der Jubel blieb ihnen im Halse stecken: Nur Kratzen und Rauschen kam aus dem Decoder. Ein, zwei Sekunden lang sahen sich alle betreten an. Der Lärm schien aber rhythmisch gegliedert zu sein. Gemma als Funkerin verstand den Sachverhalt als erste, sie lachte laut und herzlich auf, befreit von der Sorge, dann übersetzte sie:
    »... ERREICHEN EUCH IN DREI TAGEN. ENDE. Menschenskinder, wir haben doch auch im Morsealphabet gesendet! Jetzt, Wiederholung: ALDEBARAN AN KUNDSCHAFTER EINS. NACHRICHT EMPFANGEN. ERREICHEN EUCH IN DREI TAGEN. ENDE. Wir haben’s geschafft! Wir haben’s geschafft! Wir haben. jetzt noch mal: ALDEBARAN AN KUNDSCHAFTER EINS. NACHRICHT EMPFANGEN. ERREICHEN EUCH IN DREI TAGEN. Halt, jetzt kommt noch was: DIESE SENDUNG WIRD IN FÜNF STUNDEN WIEDERHOLT UND ERGÄNZT. ENDE.«
    Alle schwiegen. Gemma, die eben noch gejubelt hatte, bezwang sich, weil sie wußte, daß sie sich jetzt wieder mit ungebrochener Aufmerksamkeit den Mäusen zuwenden mußte. Rigel lächelte breit und etwas unsicher, weil die anderen schwiegen. Mira war merkwürdigerweise sogar ein wenig beklommen zumute. Toliman ging schließlich zum Empfänger und schaltete ihn ab.
    »In fünf Stunden schalten wir wieder ein«, sagte er. »Wir werden den ganzen Rest an Energie brauchen, wenn sie in der Umlaufbahn sind. Und jetzt - Gemma, hast du nicht etwas zum Anstoßen versteckt?«
    Mira wurde plötzlich fröhlich. Toliman ist nicht zu brechen, dachte sie. Er weiß immer, was als nächstes zu tun ist.
    »Ich hab nichts versteckt«, sagte Gemma etwas ratlos.
    »Aber der Kapitän hat«, sagte Toliman schmunzelnd, »und ich weiß auch wo. Daß ihr nicht denkt, er hätte mich dabei ins Vertrauen gezogen, ich hab sie zufällig entdeckt!« Er kletterte in einen Ring, der halbhoch stand, und mit der Gebärde eines Zauberers zog er eine Flasche Sekt aus den unergründlichen Tiefen der Armaturenschränke - Originalabfüllung von der Erde!
    »Auf die Erde!«
    »Auf die Erde!«
    Sie schwiegen zwei, drei Minuten, während sie in kleinen Schlucken tranken. Zwar hatten sie dazu nur ihre Plastbecher, aber für sie war das Getränk ungewöhnlich genug, sie fühlten sich auch ohne Kristallgläser feierlich und würdevoll.
    Dann runzelte Toliman die Stirn und sagte: »Drei Tage. Wir müssen mit unseren Waffen haushalten.«
    Am Ausgang der Schlucht hatte sich die Situation inzwischen verändert. Auf dem Bildschirm konnten sie sehen, daß die Masse der Mäuse schneller nachdrängte, der Strom löste sich jetzt nicht auf beim Übergang ins Tal, anscheinend hatte die Hauptmasse der Tiere jetzt das Gebirge erreicht, und der Druck der Nachrückenden wurde zu groß.
    »Ich glaube, ihr müßt jetzt sprengen«, sagte Gemma unsicher und wandte sich ab.
    Toliman sah erstaunt zu ihr hin, aber Mira, die sie besser verstand, nickte ihm beschwörend zu.
    »Rigel!« sagte Toliman.
    Rigel schien diese Operation nichts auszumachen, er hatte wohl noch gar nicht darüber nachgedacht, was da jetzt vor sich gehen würde. Aber als er die Felsmasse des Wachhundes in die Schlucht stürzen sah, dann die Staubwolke, die hochwallte und sich nur langsam zu senken begann, kniff er doch die Augen zusammen.
    In der Umgebung des Raumschiffs machte sich die Sprengung zunächst nicht bemerkbar. Der Zug der Springmäuse nahm noch an Dichte zu. Alle vier beobachteten und stellten dies und das fest und machten einander sachlich Mitteilung über das Gesehene und Festgestellte, ohne sich in die Augen zu blicken. Allmählich aber sahen sie ein, daß diese Handlung, deren Folgen sich vorher keiner so konkret vorgestellt hatte, Gemma vielleicht ausgenommen - daß also diese Sprengung unumgänglich gewesen war. Denn nun geschah es zum ersten Mal, daß die Mäuse vom Schiff Notiz nahmen - auf ihre

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