Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Und Lady Armstrong war zu höflich gewesen, den Lakaien, der sie anmeldete, abzuweisen.
Sie gingen in die Bibliothek. Er zog es vor, stehen zu bleiben, und behandelte sie gerade mit so viel Höflichkeit, wie es die guten Sitten erforderten. Louisa hingegen ignorierte es, dass sie nicht willkommen war und machte es sich vor dem Kamin bequem.
» Ich bin bereit, dir genau zehn Minuten zu gewähren.« Das musste reichen, denn er wollte es um jeden Preis vermeiden, dass sie sich falsche Hoffnungen machte. Schließlich war er verliebt und wollte bald heiraten. Zum Glück hielt Amelia sich mit seinen Schwestern im Frühstückszimmer auf, wo Emily gerade Klavier übte.
» Guter Gott, du bist aber kalt und förmlich geworden. Bitte erzähl mir nicht, dass ich für deine flegelhaften Manieren verantwortlich bin.« Auf ihren Lippen spiegelte sich das Lächeln einer Frau, die eine hohe Meinung von sich hatte. Eine zu hohe, wie Thomas jetzt fand. Vor sieben Jahren war er ihr hoffnungslos verfallen, doch jetzt funktionierte ihre berüchtigte Anziehungskraft nicht mehr bei ihm.
» Lass das. Freu dich einfach, dass ich dich überhaupt empfange, und sag mir, was du willst.« Er ging zu den Getränken, entkorkte mit einer ungeduldigen Bewegung eine Karaffe und schenkte sich einen Drink ein– er würde ihn brauchen, um die kommenden zehn Minuten zu überstehen.
Louisa erhob sich elegant und ging mit katzenhaften Schritten um den Tisch in der Mitte des Raumes herum. » Soll dein ungehobeltes Benehmen etwa bedeuten, dass mir nicht einmal ein Drink angeboten wird?«
Thomas drehte sich zu ihr und schaute sie an, als sie näher kam, die roten Lippen zu einem Schmollmund verzogen. » Ich rechne nicht damit, dass du lange genug bleibst, um den Drink austrinken zu können.«
» Wie grausam du bist«, spottete sie sanft. » Der Himmel allein mag wissen, warum ich diese Reise auf mich genommen habe. Welch glückliche Fügung, dass ich ein Haus in Somerset besitze. Denn wie ich sehe, mangelt es dir an Gastfreundschaft.« Sie blieb so dicht vor ihm stehen, dass die Röcke gegen seine Hosenbeine schlugen. Ihr Duft stieg ihm in die Nase, unerträglich blumig und süß, genau wie die ganze Frau.
» Ja, aber du solltest mich nicht länger auf die Folter spannen«, entgegnete er trocken. Hastig ging er auf Abstand und setzte sich in den Sessel, der am weitesten von ihr entfernt war.
Louisa folgte ihm völlig unbeeindruckt und ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen, nahm auf dem Sofa neben seinem Sessel Platz. » Wie du weißt, habe ich dich in all den Jahren nicht vergessen und oft darüber nachgedacht, wie es wohl gewesen wäre, mit dir verheiratet zu sein. Und mir eingebildet, dass Jonathan dein Kind sein könnte.«
Sie hatte einen Sohn? Das hörte Thomas zum ersten Mal. Ein Leben mit Louisa wäre schon schlimm genug gewesen, aber mit einem Kind, das ihn lebenslang an sie fesselte? Eine schlimmere Katastrophe ließ sich kaum denken. Zum ersten Mal war er dankbar, dass sein Vater die Ländereien der Familie seinerzeit heruntergewirtschaftet hatte, denn als mittelloser, unbedeutender Viscount war er für die ehrgeizige Louisa nicht mehr als ein Spielzeug gewesen. Unter einem Herzog tat sie es nicht.
» Um aufrichtig zu sein, es hätte mir nichts Besseres passieren können als deine Hinwendung zum Duke of Bedford.«
Louisa kniff die Augenbrauen zusammen, ihr Mund verzog sich missvergnügt zu einem dünnen Strich. Plötzlich gab sie sich als die Frau zu erkennen, die sie wirklich war. » Ich sehe schon, dass ich nicht in der Lage sein werde, ein vernünftiges Wort mit dir zu wechseln«, sagte sie säuerlich und überhaupt nicht mehr charmant. » Wirklich eine Schande angesichts dessen, was mir zugetragen wurde. Ich bin überzeugt, die Nachricht dürfte dich sehr interessieren.«
» Ich bezweifle ernsthaft, dass du mir irgendetwas zu sagen hast, was ich hören möchte. Außer natürlich Auf Wiedersehen, Adieu oder Adios. Jede andere Sprache wäre mir ebenfalls recht, solange du genau das meinst, was du sagst«, entgegnete er trocken.
In ihren braunen Augen blitzte Ärger auf. Ihr Gesicht wirkte hart und finster. » Oh, ich glaube schon, dass es dich interessiert. Es hat nämlich mit dem Hausgast deiner Mutter zu tun, mit der Tochter des Marquess of Bradford.«
Obwohl bei Thomas die Alarmglocken schrillten, als die Duchess Amelia erwähnte, ließ er sich nichts anmerken. » Dann sag endlich, was du zu sagen hast«, forderte er sie
Weitere Kostenlose Bücher