Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
lässig auf, bevor er einen ordentlichen Schluck trank.
Louisas Lächeln kehrte zurück. » Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass du neugierig bist. Obwohl ich dich warnen muss, denn es wird dir unter Umständen nicht gefallen, was ich dir zu sagen habe.«
» Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass du den ganzen Weg von Devon auf dich genommen hast, um mir gute Nachrichten zu überbringen.«
» Nun, ich empfinde es als meine Pflicht, dir mitzuteilen, dass der jungen Lady unter deinem Dach ein gewisser Ruf vorauseilt. Nicht jeder weiß es, aber sie unterhielt Beziehungen mit mehreren Gentlemen. Der erste– es ist kaum zu fassen– war der Sohn irgendeines Kaufmanns. Man stelle sich das vor!« Sie wartete auf seine Antwort. Als diese ausblieb, fuhr sie fort. » Und mit Lord Clayborough war sie ebenfalls verbunden. Und damit meine ich eine Verbindung, wie wir sie unterhielten.«
» Ach, wirklich, das hast du gehört?«, spottete Thomas.
Louisa schaute ihn verblüfft an. Einen Moment lang saß sie wie erstarrt auf dem Sofa, kniff die Brauen zusammen und schürzte die Lippen. » Ja, in der Tat. Mir wurde berichtet, dass es Lord Bradford zumindest gelungen ist, sie an einer Heirat mit einem der Herren zu hindern. Trotzdem liegt es auf der Hand, dass ihre Unschuld kaum mehr ist als eine Illusion. Wenngleich der Marquess sicher ein hübsches Sümmchen hingeblättert hat, um all diese Vorfälle unter den Teppich zu kehren.«
Thomas lächelte trocken. Das Sümmchen hätte garantiert gereicht, um Clayboroughs Schulden zu begleichen, so viel war sicher. Und was Cromwell betraf, so wusste er, dass Harry ihm gedroht hatte, ein Gesetz zu unterstützen, das darauf abzielte, in Übersee engagierte Unternehmen mit einer höheren Steuer zu belegen. Die Gewinne der Firma wären dadurch drastisch beschnitten worden.
» Und was hat all das für mich zu bedeuten?«
Du berechnendes Miststück, wie tief kann ein Mensch nur sinken, fragte er sich insgeheim.
Louisa rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her, als sei sie sich hinsichtlich ihrer Antwort nicht ganz sicher. Seine Reaktion war so ganz anders als erwartet und erhofft. Sekunden verstrichen, während sie ihn eindringlich anstarrte. Er hingegen erwiderte ihren Blick mit gleichgültiger Langeweile. Plötzlich senkte sie das Kinn.
» Nun, wenn ich mir vorstelle, dass diese Geschichten an die Öffentlichkeit gelangen…«
Nie zuvor hatte Thomas eine Stimme gehört, die so sanft und dabei so hinterhältig und selbstsüchtig klang. Er wurde jetzt ganz förmlich. » Sind Sie hergekommen, um Drohungen auszustoßen, Hoheit? Ist das alles, was Sie mit Ihrem Besuch bezweckten?«
» Mein lieber Thomas, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du mir so etwas unterstellen kannst«, erwiderte sie scheinbar tief bestürzt. » Nein, andere werden das tun. Du weißt doch, wie sehr die Salons auf Skandale versessen sind.«
Thomas leerte sein Glas und stand auf. » Mylady, wenn das der Grund für Ihren Besuch war, dann haben Sie die Reise vergeblich angetreten. Vergeuden Sie nicht länger meine Zeit. Auf Wiedersehen, diesmal für immer, denn ich möchte Sie nie wieder auf meinem Besitz sehen.«
Selbst ihre Röcke schienen empört zu rascheln, als Louisa aufsprang und ihn verkniffen anstarrte. » Du begreifst hoffentlich, dass sie längst verdorben ist?«
» Die Gesellschaft wird genug zu reden haben, sobald unsere Verlobung verkündet wird.«
Louisa erbleichte und presste die Hand an die Kehle. » Liebe Güte, hast du wirklich die Absicht, das Mädchen zu heiraten?«
» Ich habe nicht nur die Absicht, sie zu heiraten, sondern werde auch jeden herausfordern, der es wagt, ihre Unschuld anzuzweifeln. Denn ich kann Ihnen und sämtlichen Salons mit hundertprozentiger Sicherheit mitteilen, dass kein Mann sie je berührt hat.«
In ihren Augen flackerte Verstehen auf. » Wenn du dir einbildest, dass ich glaube…«
» Es interessiert mich wirklich und wahrhaftig nicht im Geringsten, was Sie glauben. Ich hingegen glaube, dass Sie die Ihnen gewährten zehn Minuten bereits überschritten haben.« Er drehte sich um, öffnete die Tür und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, die Bibliothek zu verlassen.
» Thomas, ich…« Amelia hielt inne, als sie ihn mit einer Frau an seiner Seite sah. » Bitte entschuldige, mir war nicht klar, dass du in Begleitung bist.« Und ganz bestimmt nicht in so schöner weiblicher Begleitung, dachte sie mit einem Anflug von Eifersucht und drehte sich wieder weg.
»
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