Lektionen (German Edition)
Name, den er Ihnen genannt hat? Bestimmt verstehen Sie, dass unsere Kunden oft nicht ihren eigenen Namen verwenden.» Sie hielt inne und spielte mit ihrem Kugelschreiber, während Sarah sich wand. «Tut mir leid, Sarah, aber unsere Regel ist strikte Vertraulichkeit. Die persönlichen Daten sowohl unserer Kunden als auch unserer Mitarbeiter sind tabu. Wir nennen denen weder Ihren noch Ihnen deren Namen.» Klackend legte sie ihren Kugelschreiber ab. «Sollte sich natürlich ‹Jack› wieder an uns wenden und nach Ihnen fragen, wäre alles, was bei dem Treffen zwischen beiden aufkäme, ganz allein Ihre Angelegenheit.»
«Er kommt wieder meinetwegen», sprudelte Sarah los. «Ich weiß es. Wenn es so weit ist, können Sie die ganzen zweitausend behalten, und wir sind quitt, richtig?»
«Und wenn nicht? Manche Kunden kommen regelmäßig, manche gelegentlich und manche nur einmal. Es war seine erste Verabredung mit Classique. Kann sehr wohl sein, dass er mich nächste Woche erneut anruft, ebenso kann ich nie wieder was von ihm hören. Ich würde Ihnen wohl schlecht Stundung auf Grundlage von etwas gewähren können, das vielleicht nie eintritt.»
Sarah verschränkte ihre Hände im Schoß. «Aber ich habe doch kein Geld!»
«Oje.» Veronica erhob sich hinter ihrem Schreibtisch und trat ans Fenster. Mit dem Rücken zu Sarah fuhr sie fort: «Lassen Sie mich unsere Arbeitsweise ein wenig erläutern, meine Liebe. Meine Agentur sorgt für Begleitung, mehr nicht. Unsere Gebühren decken ab, dass ein Kunde einen Abend lang bezaubernde Gesellschaft genießt. Wir verkaufen keinen Sex. Das wäre, wie Sie sicher wissen, strafbar.»
Sie schien auf eine Erwiderung zu warten, aber Sarah wusste keine. Sie war vollkommen durcheinander und brachte nichts hervor. Gedanken wollten sich ausformen, doch so sehr sie auch nach Worten suchte, es kam nichts. Strafbar . Warum hatte sie bis zu diesem Augenblick nicht bedacht, dass sie gegen das Gesetz verstoßen hatte?
Veronica zuckte mit den Schultern und setzte hinzu: «Passen hingegen ein Kunde und eins meiner Mädchen so weit zueinander, dass sie sich auf ein gewisses Maß an Intimität verständigen, ist das deren Sache. Kommt es dazu, führt es, soweit ich das überblicke, häufig zu Geschenken oder Trinkgeldern, und zwar beträchtlich hohen.»
«Aber das Mädchen muss nicht …»
«Nein, niemals. Es bleibt immer ihre Entscheidung und natürlich die des Kunden. Rein aus Rücksicht auf meine Mädchen, manchmal bekomme ich eine Ahnung, was ein Kunde erwartet. Das gebe ich dann an seine Verabredung weiter. So bleibt allen manche Peinlichkeit erspart, sollte er etwas wollen, wozu das Mädchen nicht bereit ist.»
Sie drehte sich um und lächelte Sarah an. «Wollen Sie’s mal versuchen? Sie sehen jünger aus, als Sie sind, wären also sehr beliebt. Sie könnten jede Woche tausend plus Trinkgeld machen oder öfter, wenn viel zu tun ist. Würden Ihnen gute fünfzigtausend im Jahr durchs Studium helfen?»
«Ich weiß nicht – ich meine, würden sie natürlich, aber bei der Arbeit bin ich mir nicht sicher.»
«Den Berichten zufolge, die ich nach Ihrem Besuch im Royal Avenue Hotel bekam, scheinen Sie eine natürliche Neigung dafür zu haben.»
«Das war … Ich war nicht … Ich wusste nicht …»
«Warum versuchen Sie’s nicht einfach, nur das eine Mal? Sie könnten Ihre Schulden bei mir abzahlen und dann schauen, wie Sie sich fühlen.»
«Ich müsste nicht …?»
«Nein, es sei denn, Sie wollten es.» Veronica trat an ihren Schreibtisch und drückte die Taste einer Gegensprechanlage. Dann sagte sie in den Apparat: «Mr. V., Debra. Wann ist die Verabredung?»
«Nächsten Freitag, Veronica», war die Antwort.
Veronica wandte sich nun wieder an Sarah. «Sie haben Glück. Ich habe einen Kunden, der Sie nicht nur nicht mal in sexueller Absicht anfassen würde, sondern der ausdrücklich keinerlei Berührung von Ihnen wünscht. Sie würden mir einen Gefallen tun. Er ist Stammkunde, lediglich zweimal im Jahr, aber jedes Jahr. Er möchte, dass wir ihm jeweils ein anderes Mädchen zur Verfügung stellen, was gar nicht immer so einfach ist. Eine leichte Nummer, versprochen. Sie müssen nicht mehr tun als ein paar Stunden lang anwesend sein.»
«Muss ich nackt sein oder so was?»
«Nein, Dummerchen, nicht nackt. Ihre Schuluniform würde sich bestens machen. Na, was sagen Sie? Sie könnten schuldenfrei sein und sogar einen Hunderter oder so verdienen, ohne eigentlich irgendwas tun zu
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