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Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
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einer
benachbarten Region? Oder ein Varak aus einer ganz fernen Region? Oder gar ein
Lahu? Was, wenn es eine Frau wäre? Und so weiter und so fort.«
    Idwa
versuchte gerade, das universelle Mitgefühl zu erklären - und zwar einem
Kriegerstamm, dessen altüberlieferte Kultur auf der Verteidigung des
Territoriums beruhte und darauf, dass alle anderen Feinde waren, die man eventuell
zum Abendessen servieren konnte, natürlich erst, nachdem man ihren Köpfen
besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
    »Vielleicht
wird er ihnen ja das Gleichnis vom guten Samariter erzählen?«, meinte Brice.
    »Sie
verstehen ihn besser, wenn er als Beispiel die hiesigen Volksgruppen nimmt«,
sagte Valerie. »Und dann glaube ich auch nicht, dass er ihnen sagen wird, sie
sollten auch noch die andere Wange hinhalten, wenn sie geschlagen werden. Er
will schließlich keine Mönche aus ihnen machen.«
    Idwa hatte
jetzt zu einer langen Rede angesetzt, und mit dem Feuer seiner blauen Augen,
das aus den eingefallenen Augenhöhlen noch heftiger brannte, schien er seine
Zuhörer zu hypnotisieren. Dann brach er abrupt ab und verneigte sich mit
gefalteten Händen. Wie ein Feld von Lilien und Rosen, über das der Wind
streicht, beugten sich nun alle Varak Lao tief hinab und verharrten mehrere
Sekunden in dieser Haltung, während Idwa sich schon wieder aufgerichtet hatte.
Dann zerstreute sich die kleine Menge, um ihrem Tagewerk nachzugehen, nur zwei
junge Leute halfen Idwa dabei, sich wieder zu erheben.
    Der
lebendige Gott stand auf, richtete seinen Blick auf Hector und seine Freunde
und lächelte ihnen zu. Die Lady kam ein paar Schritte näher und warf sich vor
ihm zu Boden wie eine Varak Lao. Mit ihren schmalen Händen ergriff sie den Saum
seines Umhangs, während die total verblüffte Maria-Lucia sie zurückzuhalten
suchte.
    »Ich
brauche Hilfe«, sagte die Lady mit kläglicher Stimme.
    Sie kniete
jetzt zu Idwas Füßen und fixierte ihn mit jenem Blick, der die Massen zur
Verzückung brachte.
    Idwa
schaute zu ihr hinab und reichte ihr seine Hand, als wolle er ihr beim
Aufstehen helfen.
    »Der Weg,
den ich eingeschlagen habe, ist nicht für alle richtig«, sagte er. »Aber wenn
Sie wollen, können Sie ihn ein Stück weit gehen.«
    »Oh, ja
... helfen Sie mir ... bitte!«
    »Die Hilfe
ist in Ihnen, nicht in mir. Ich kann Ihnen nur die Richtung weisen. Aber dazu
später.«
    Ohne sich
weiter mit ihr aufzuhalten, wandte er sich Hector, Valerie und Brice zu, wobei
Letzterer wie aus Verlegenheit ein wenig abseits stand.
    »Du hast
dich überhaupt nicht verändert«, sagte Idwa zu Valerie.
    »Was man
von dir nicht gerade behaupten kann«, entgegnete sie.
    »Es ist
alles unbeständig, man merkt es nur nicht immer.«
    Hector
schaute auf Edouard: auf die faltige Haut seiner Unterarme, die Blutgefäße,
die auf seinem Handrücken hervortraten, die eingesunkenen Schultern.
    Er sagte
sich, dass Idwa Edouard ganz sanft in den Tod führen würde - langsam, aber
sicher.
    »Sprechen
wir doch bei einer kleinen Suppe miteinander«, sagte er und wies auf ihr Haus.
    Idwa
lächelte: »Mein lieber Hector, in dir steckt immer und überall der gute Onkel
Doktor ... In dir auch?«, fragte er plötzlich zu Brice gewandt.
    »Ahm ...
ich glaube, dass er mich verlassen hat.«
    »Vielleicht
kommt er ja eines Tages zurück«, sagte Idwa.
    »Nichts
ist von Dauer, nicht wahr?«
    »Ja, das
dürfte stimmen«, meinte Idwa mit einem kurzen Auflachen, und erst da erkannte
Hector seinen Freund Edouard wirklich wieder.
     
    Clara und der Teufel
     
    Clara
öffnete die Haustür, stellte ihre Tasche auf dem Sessel im Flur ab und steuerte
mit dem Obst und Gemüse, das sie gerade im Laden an der Ecke gekauft hatte, die
Küche an.
    Als sie am
Wohnzimmer vorbeikam, nahm sie aus dem Augenwinkel wahr, dass dort jemand
stand. Sie machte noch drei Schritte in Richtung Küche, dann hatte die Angst
sie gelähmt.
    Sie drehte
sich um.
    Da stand
ein Mann am Fenster und schaute sie an.
    »Ganz
ruhig«, sagte er. »Ich will keinen Ärger.«
    Er sprach
Englisch mit Akzent, und dieses Detail - Clara war internationale Beratungen
gewohnt - beruhigte sie für eine Sekunde. Niemand kann sich vorstellen, dass er
von jemandem in Anzug und Krawatte, der auch noch gutes Englisch spricht,
überfallen wird. Dann aber wurde ihr klar, dass er immerhin in ihr Haus
eingebrochen war!
    Außerdem
sah sie nun seinen Blick, und in ihrer Erstarrung wurde sie von dem heftigen
Verlangen gepackt, zur Eingangstür zu rennen. Der

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