Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
Vom Netzwerk:
selbst wenn ich schon
verliebt war. Und meine Millionen Dollar stachelten mich dazu an, mich mit
Leuten zu vergleichen, die das Doppelte oder Dreifache besaßen. Ich wollte
ständig mehr, und wenn ich mehr erreicht hatte, war ich genauso unzufrieden wie
zuvor. Ich war an das teuflische Rad der Begierde gefesselt...«
    »Aber dann
bist du doch zu einem humanitären Projekt in die Arktis gegangen«, sagte
Valerie.
    »Dadurch
hat sich nichts geändert«, erwiderte Edouard, »oder jedenfalls fast nichts.«
    Hector
erinnerte sich, dass es dort immerhin aus Flechten gebrautes Bier gegeben hatte
und ein paar sehr hübsche Eskimofrauen, die Edouard zum Lachen gebracht hatte.
    »Dort oben
war ich von den gleichen Wünschen erfüllt - nur dass sie sich schwerer
befriedigen ließen, wenn die nächste Bar hundert Kilometer Packeis weiter lag«,
sagte Edouard mit einem Lächeln. »Es war eine notwendige Etappe. Als wenn ich mich
dort selbst in ein Gefängnis aus Eis gesteckt hätte, aber das Herz mir weiter
vor unerfüllten Begierden brannte. Im Kloster habe ich es endlich begriffen
...«
    Und Hector
fiel wieder ein, wie Edouard plötzlich beschlossen hatte, in jenem Kloster auf
dem Dach der Erde zu bleiben, statt mit ihm in die Welt der großen Städte, der
Bars und der schwindelerregenden Bonuszahlungen zurückzukehren. Später hatte
Edouard ihm mitgeteilt, er lerne jetzt Pali, um die Mitschriften der Worte
Buddhas im Original lesen zu können.
    »Ich hatte
gute Lehrmeister. Im Grunde habe ich es dir zu verdanken, dass ich in dieses
Kloster am Ende der Welt gelangt bin. Danke, mein Freund.«
    »Aber wie
bist du dann hierhergekommen?«
    »Einer der
Mönche, die ich dort oben kennengelernt habe, kam aus dieser Region; er war ein
Waldmönch. Eine ökumenische Begegnung zwischen dem großen und dem kleinen Gefährt
... Ich bin mit ihm fortgegangen. Aber als ich dann in ihrem Kloster im Wald
lebte, spürte ich, dass es nicht mein Weg war. Ich wurde von Zweifeln gepackt.
Also kehrte ich in die Stadt zurück und suchte mir einen Job. In der Filiale
einer Bank, die nicht so genau auf die Herkunft ihrer Gelder achtete. Und
schmiedete Pläne ...«
    »Dann hast
du dich davongemacht.«
    »Ja, ich
bin untergetaucht, als sie meinen kleinen Schabernack entdeckt hatten! Ich
musste also wieder fortgehen, über die Grenze. Ich suchte einen Ort, an dem ich
meditieren konnte und in Ruhe gelassen wurde, und am Ende habe ich dieses Dorf
gefunden. Oder eigentlich haben seine Bewohner mich gefunden.«
    »Bist du
ihr Häuptling geworden?«, wollte Valerie wissen.
    Edouard
lächelte wieder, aber da ging die Lampe aus, und sie saßen im Halbdunkel. Und
da sprach Idwa.
    »Um den,
der nicht auf seine Lebensführung achtet, werden die Gelüste sich schlingen wie
Lianen.«
    Es folgte
ein längeres Schweigen. Schließlich sagte Valerie: »Und der wütende Elefant,
den du besänftigt hast?«
    Sie
warteten einige Sekunden. Idwas Silhouette neigte sich nach vorn, und er
schaltete die Lampe wieder an. In ihrem Licht verwandelte er sich in Edouard
zurück, und seine Magerkeit wirkte umso erschreckender.
    »Ihr
werdet ihn sehen. Er war um das Dorf herumgestreunt, hatte die Leute in Angst
und Schrecken versetzt, einen Büffel getötet und ein Haus plattgemacht. Eines
Tages, als ich meditieren ging, bin ich ihm über den Weg gelaufen. Ich hatte
keine Angst. Die Varak Lao konnten das sehen. Ich glaube, dass dieser Elefant
schon einmal abgerichtet wurde und dann entflohen ist. Ich hatte bei den
Waldmönchen eine Zeit lang die Grundlagen der Elefantendressur erlernt. Mit
jedem Tag hat er sich mehr an meine Gegenwart gewöhnt. Dann auch an die
Arbeitselefanten der Varak Lao. So schwierig ist es gar nicht gewesen ... Ich
glaube, er hatte das Leben in freier Wildbahn satt.«
    »Also war
es kein Wunder?«, fragte Valerie.
    »Seht
selbst und urteilt selbst«, sagte Edouard. »Aber jetzt sollten wir vielleicht
schlafen gehen. Ich wache ziemlich früh auf... Möchtet ihr mich zu meiner
morgendlichen Meditation begleiten?«
    »Vor dem
Leichnam?«
    Edouard
lächelte: »Nein, um das zu tun, muss man schon eine bestimmte Wegstrecke
zurückgelegt haben ... Ich schlage euch eine kleine Meditation oben auf dem
Hügel vor.«
    »Einverstanden.«
    Sie
erhoben sich, und Edouard knipste die Lampe aus. »Ruht in Frieden.«
    Drei
Worte, die er mit Idwas Stimme gesprochen hatte.
     
    Hector sorgt sich
     
    Am Nachmittag wurde Hector dem Häuptling der Varak Lao
vorgestellt, einem Mann in den

Weitere Kostenlose Bücher