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Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
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Mann merkte es und machte
ein paar schnelle Schritte, um ihr den Weg abzuschneiden. Er war groß, massiv
gebaut und sicher sehr stark.
    »Ich
glaube, Sie setzen sich lieber erst mal hin. Bevor Ihr Kleiner wieder da ist.«
    Sie
gehorchte. Zu der Angst gesellte sich nun noch ein Gedanke, der ihr
Todesqualen bereitete: In wenigen Minuten würde Petit Hector aus der Schule
heimkehren. Den Hund hatten sie bei den Nachbarn gelassen, sie würde ihn
kläffen hören, wenn Petit Hector ihn abholen ging, ehe er nach Hause kam.
    Als sie
sich niederließ, war dem Mann klar, dass sie schon besiegt war. Er wusste
längst, dass er andere Menschen in Angst und Schrecken versetzte ...
    Außerhalb
der Arbeit isolierte ihn diese Begabung von seinen Mitmenschen - er hatte
keine Freunde, sondern nur Kollegen, die er bisweilen in dienstlicher Mission
traf. Er hatte immer nur Bettgeschichten für eine Nacht. Im Beruf jedoch war
diese Gabe ein großer Pluspunkt. Die Resultate waren garantiert, die Honorare
stiegen.
    Die Frau
war unbestreitbar hübsch und hatte dabei jenes entschlossene und selbstsichere
Auftreten, das man, wie er wusste, für das ganze restliche Leben zerstören
konnte, wenn man es nur richtig anstellte. Aber heute war das gar nicht seine
Absicht; er war nicht gekommen, um eine Persönlichkeit zu vernichten und für
immer unschädlich zu machen. Er wollte nur ein paar Auskünfte einholen.
    »Ich
brauche eine Information«, sagte er. »Wo hält Ihr Mann sich derzeit auf?«
    »Er ist
auf Reisen.«
    »Das weiß
ich, und ich weiß sogar, wo er vor mehreren Tagen gelandet ist und welches
Hotel er dort bezogen hat. Aber wo ist er im Moment?«
    »Das kann
ich Ihnen nicht genau sagen. Er hat mich schon seit einer Woche nicht mehr
angerufen. Vielleicht ist er noch im Hotel?« Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
    »Nein, da
ist er nicht mehr. Aber er hat Ihnen ganz sicher seine Pläne mitgeteilt.«
    Clara
konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mit all ihrer Willenskraft wollte
sie Hectors Spur vor diesem Mann verbergen, und gleichzeitig verkrampfte sich
in der Erwartung des Hundegebells aus dem Nachbarsgarten alles in ihr.
    »Möchten
Sie Ihrem Jungen nicht lieber einen Riesenschrecken ersparen?«
    Er wusste
Bescheid! Er musste sie seit Tagen beobachtet haben, er konnte voraussehen,
wann Petit Hector am Samstagnachmittag vom Zeichenunterricht heimkommen würde.
    Der Mann
sah, dass der Schlag gesessen hatte. Jetzt musste er aus ihrer Angst das
größtmögliche Kapital schlagen, ihr dabei aber auch einen Ausweg lassen, indem
er das mögliche Ende ihrer Qualen ankündigte. »Verstehen Sie mich bitte richtig.
Ich will Ihrem Mann nichts tun. Ich will lediglich wissen, wo sich einer seiner
Freunde aufhält. Dieser Freund verfügt über eine Information, die für meine
Auftraggeber sehr wichtig ist. Ich werde Ihren Mann nur fragen, wo sein Freund
sich befindet.«
    Clara
wollte nur noch, dass dieser Kerl so schnell wie möglich ging. Sie musste es
unbedingt vermeiden, dass Petit Hectors Blick dem seinen begegnete.
    Als sie zu
reden begann, verzog der Mann die Lippen zu einem leichten Lächeln. Sparsamer
Einsatz von Gesten und Hilfsmitteln - das Markenzeichen eines wahren Profis.
    Draußen
begann ein kleiner Hund zu kläffen.
     
    Hector und der Mönch
     
    Edouard sprach.
    Der Schein
der Taschenlampe, die sie auf den Bambusfußboden gelegt hatten, unterstrich
noch die Schatten auf seinem Gesicht. Er hatte Valerie und Hector in seine
Unterkunft geführt, eine Hütte auf kurzen Pfählen, das bescheidenste Haus im
ganzen Dorf.
    Brice war
bei der Lady geblieben und versuchte wahrscheinlich gerade, so etwas Ähnliches
wie eine psychiatrische Sitzung zu inszenieren. Die Lady hatte Idwas Weigerung,
sie sofort zu empfangen, derart verletzt, dass sie nun überaus trostbedürftig
war.
    Edouard
erklärte, dass alles mit seinem Aufenthalt im Kloster inmitten der höchsten
Berge der Welt angefangen hatte. »Dort ist mir klar geworden, dass mein Leben
nur eine Jagd nach Befriedigung meiner Wünsche war und dass mein Appetit
niemals gestillt werden würde. Jedes Vergnügen steigerte nur mein Bedürfnis
nach neuen Vergnügungen. Als ich damit anfing, richtig guten Wein zu trinken,
war ich immer auf der Jagd nach noch besseren Jahrgängen, und Weine, die mich
ein paar Jahre zuvor glücklich gemacht hätten, enttäuschten mich nun. Genauso
verhielt es sich mit den Frauen, mit dem Geld, mit einfach allem. Jedes
Abenteuer weckte in mir die Lust auf das nächste,

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