Lelord, Francois
Würde sie versuchen, ihn zu verführen? Aber zu welchem
Zweck?
»Schade,
dass ich Sie nicht in Ihrem Kampfanzug wiedersehe«, sagte er. »Auch Brice
fand, dass Ihnen die Uniform sehr gut steht.«
Ihr Blick
war überrascht und dann verärgert. »Ich habe es doch Ihnen zu verdanken, dass
ich auf unbestimmte Zeit keine Uniform mehr tragen werde!«
»War das
wirklich Ihre Traumrolle? Ich fand es schon immer absurd, Frauen in die
kämpfende Truppe zu stecken.«
»Für einen
Mann aus dem Westen sind Sie ziemlich reaktionär.«
»Aber
nein, gar nicht, ich glaube nur, dass Männern und Frauen in bestimmten
Situationen unterschiedliche Rollen zukommen.«
»Da stimme
ich Ihnen zu«, sagte sie und schaute ihm fest in die Augen, »an was für
Situationen denken Sie denn da so?«
»Oh, ich
glaube, da muss ich Ihnen nichts beibringen ...«
Leutnant
Ardanarinja lächelte kaum merklich. »Lassen Sie uns über geschäftliche Dinge
sprechen«, sagte sie.
»Der
Geschäftsmann, das ist eher Brice.«
»Stimmt,
ich habe ihm wirklich eine Menge Geld gegeben. Er hat es immer noch, und für
mich war das Resultat gleich null. >Sie verlangen von mir, dass ich einen
Freund verrate<, hat er gejammert, >das hat aber einen hohen Preis.<
Ich könnte mir vorstellen, mal bei ihm vorbeizuschauen und ihm die Fresse zu
polieren.«
»Wenn Sie
mir das sagen, heißt das, dass Sie es nicht tun werden. Hätten Sie ihm damals
wirklich den Kopf abgeschlagen?«
Sie
antwortete nicht, und weil das Schiff gerade unter einer Brücke hindurchfuhr,
saßen sie beide in Dunkelheit gehüllt, und er konnte ihr Gesicht nicht sehen.
»Das wird man nie wissen«, sagte sie.
Hector
aber wollte mehr erfahren. »Da Ihre Mission schiefgegangen ist, können Sie
sich letztendlich freuen, dass der General ausrangiert worden ist. So drohen
Ihnen keine Sanktionen.«
»So kann
man es natürlich auch sehen ...«
»Glauben
Sie, dass wir noch etwas zu befürchten haben - ich meine Edouard, ich selbst,
Valerie, meine Familie und Brice?«
»Solange
der General dort bleibt, wo er gerade ist, bestimmt nicht. Und er wird dort bis
zum Ende seiner Tage bleiben, und dieses Ende könnte sehr bald kommen.«
»Ist er
krank?«
»Er krankt
daran, dass er zu viele Geheimnisse kennt«, sagte sie und lächelte wieder.
»Und der
andere, dieser Harald?«
»Oh, Sie
kennen seinen Vornamen?«
»Ja, und
Ihren wirklichen Namen kenne ich auch.«
Sie
seufzte. »Das ist nicht weiter schwierig. Ein Freund in Korea, nicht wahr?«
Hector
lief ein kleiner Schauer den Rücken hinunter, als er merkte, dass das Bond-Girl
im Wettbewerb Wer weiß mehr über den anderen? auf
Augenhöhe mit ihm blieb. »Ja. Dieser Harald also?«
»Er ist
abgeschaltet worden.«
»Wie
meinen Sie das?«
»Sie haben
jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Seine Auftraggeber werden wahrscheinlich vor
einem Erschießungskommando landen, aber davon wird nichts in den Zeitungen
stehen. Ihre Nachfolger haben keine Lust, sich an der ganzen Geschichte die
Hände schmutzig zu machen. Sie haben genug damit zu tun, das ganze Geld
zusammenzuraffen, das ihnen ihre neuen Ministerposten einbringen. Posten, die
sie wahrscheinlich für einen sehr hohen Preis gekauft haben, sodass sie sich
jetzt erst mal wieder sanieren müssen.«
»Sie haben
eine ganz schön zynische Sicht auf die menschliche Natur.«
Leutnant
Ardanarinja lächelte, und Hector fand, dass dieses Lächeln ein bisschen
traurig war.
»Nein«,
sagte sie, »ich weiß nur so einigermaßen, wie die Welt läuft. Das ist alles.«
Plötzlich
stellte Hector überrascht fest, dass Leutnant Ardanarinja für ihn eine
potenzielle Freundin war, und diese Einsicht brachte ihn ganz aus dem Konzept.
Ja, er sah sie gerne. Ja, er hegte eine gewisse Bewunderung für ihren Mut und
ihre Kompetenz als Kriegerin. Ja, sie hatten beide den gleichen Sinn für Humor.
Aber würde er im Ernstfall auf sie zählen können? Und sie, könnte sie sich auf
ihn verlassen?
»Dieser
Harald, wie Sie ihn nennen, stellt jetzt übrigens ein Problem dar. Er glaubt,
dass man ihn hereingelegt hat, und ich habe gehört, dass er versucht, einen
Teil des Geldes, das man ihm schuldet, einzutreiben. Und dass er ziemlich
wütend ist.«
»Ist er
denn kein rational handelnder Profi?«
»Er ist
ein geborener Mörder und Folterknecht, der manchmal eine berufliche Schiene
findet, auf der er sich ausleben kann. Und jetzt ist er vom Gleis gestoßen
worden.«
Hectors Stimmung
verdüsterte sich augenblicklich. Insgeheim hatte
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