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Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
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von Haralds Knie, aber der zog sein
Bein geschwind zurück und lächelte dabei ein wenig, als würde er sich über
diese Kinderei amüsieren. Da täuschte er sich, denn ihr Ballerinaschuh setzte
sofort wieder auf dem Marmor auf, während ihr Körper sich blitzschnell um sich
selbst drehte und der andere Fuß eine perfekte Kurve durch die Luft zog, um mit
der Ferse Haralds Schläfe zu treffen.
    Er sackte
zusammen, und sein Kopf knallte gegen das Waschbecken.
    »Ich habe
ihn gleich entdeckt, als ich ins Foyer kam«, sagte Leutnant Ardanarinja.
    Hector
schaute auf Harald hinab, der jetzt der Länge nach auf den Fliesen lag. Im
Liegen wirkte er noch größer; er röchelte, und seine offenen Augen schienen
nichts mehr zu sehen. Hector fragte sich, ob er vielleicht sterben würde, und
alle seine Reflexe als Arzt drängten ihn dazu, Erste Hilfe zu leisten und einen
Krankenwagen zu rufen.
    Leutnant
Ardanarinja spürte, was in ihm vorging. »Dafür ist jetzt nicht der Moment«,
sagte sie. Sie beugte sich zu Harald hinab, und Hector dachte, dass sie ihm
vielleicht den Rest geben würde, aber nein - sie drehte ihn auf die Seite und
schob ihm lediglich einen Briefumschlag aus braunem Papier in die Gesäßtasche.
»Ein Souvenir aus dem Land der Varak Lao«, sagte sie.
    Das Glück
war ihnen hold, und niemand sonst betrat in diesen Sekunden die Herrentoilette.
Sie schlichen sich im Abstand von einigen Sekunden durch den Flur, und im
Foyer rief der Portier ihnen ein Taxi, weil sie gemeinsam in der Stadt essen
gehen wollten. Zwar brauchten sie nur ein paar Augenblicke zu warten, aber
Hector kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Vom Taxi
aus rief Leutnant Ardanarinja die Polizei an.
    Wenn
Harald überlebte, würde er genügend Zeit haben, um Experte für Kakerlakenrennen
zu werden.
    Später bat
Leutnant Ardanarinja Hector, ihr den Kontakt zu seinem Freund im Land der
Morgenstille zu vermitteln, der ebenfalls zu wissen schien, wie die Welt lief.
Hector versprach, ihn vorzuwarnen und die Kontaktaufnahme zwischen ihnen so zu
erleichtern.
    Denn einer
Freundin verweigert man nie einen Dienst, vor allem nicht, wenn sie akzeptiert,
dass Männern und Frauen in bestimmten Situationen unterschiedliche Rollen
zukommen.
     
    Hector stellt sich Fragen
     
    Man kann auch zweifeln, ob man die
Beziehungen zu solchen Freunden, die nicht die Alten bleiben, abbrechen darf
und soll oder nicht.
    Aristoteles
     
    Im
Flugzeug, das ihn nach Hause brachte, schlug Hector sein Notizbüchlein auf.
    Um kein
Geld zu verschwenden, reiste er in der economy class, aber
trotzdem hatte er es geschafft, dass die Stewardess ihm mehrmals Rotwein
brachte, und zwar einen sehr guten Shiraz. Daher fühlte er sich irgendwie
inspiriert, und überhaupt war er glücklich, dass diese Reise ein gutes Ende
genommen hatte und alle, die er liebte, in Sicherheit waren.
    Er begann
seine Lektionen zu lesen:
    Beobachtung Nr. 1: Deine
Freundschaften sind deine Gesundheit.
    Beobachtung Nr. 2: Ein wahrer
Freund ist bereit, Opfer für dich zu bringen oder sich deinetwegen sogar in
Gefahr zu begeben.
    Beobachtung Nr. 3: Ein Freund ist
jemand, den du gerne siehst.
    Beobachtung Nr. 4: Ein Freund ist
jemand, bei dem dir wichtig ist, was er von dir hält.
    Beobachtung
Nr. 5: Ein Freund ist jemand, dessen
Lebensweise du akzeptieren kannst.
    Beobachtung
Nr. 5 b: Ein Freund ist jemand, dessen
Lebensweise du bewunderst.
    Beobachtung
Nr. 6: Alte Freunde sind so rar wie Baumriesen in einem Urwald.
    Beobachtung
Nr. 7: Ein Freund ist jemand, der sich Sorgen um dich macht.
    Beobachtung
Nr. 8: Ein Freund ist jemand, dem du dich anvertrauen kannst.
    Beobachtung
Nr. 9: Einen wahren Freund betrübt dein Unglück so, wie ihn dein Glück erfreut.
    Beobachtung
Nr. 10: Wahre Freundschaft setzt man nicht für die Liebe aufs Spiel.
    Beobachtung
Nr. 11: Ein Freund ist jemand, der dich trotz deiner Schwächen mag.
    Beobachtung
Nr. 12: Ein Freund ist jemand, der sich nicht von seinem Neid beherrschen
lässt.
    Beobachtung Nr. 13: Ein wahrer
Freund wird nicht nur deinen Kummer teilen wollen, sondern auch deine Freuden.
    Beobachtung Nr. 14: Wir Jungs
unternehmen gern was zusammen, aber die Mädchen hocken immer nur rum und
quatschen die ganze Zeit.
    Beobachtung
Nr. 15: Es ist gut für die Freundschaft, wenn man gemeinsam Abenteuer erlebt.
    Beobachtung
Nr. 16: Langjährige Freunde sind wie in den Gobelin unseres Lebens eingewoben.
    Beobachtung
Nr. 17: Ein Freund ist jemand, der dich daran hindert, zu weit zu

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