Lena - einfach raus und leben
Satte elf Seiten spendierte etwa das Wochenmagazin Stern in seiner Ausgabe 21/2010 vom 20. Mai 2010 für Fräulein Meyer-Landrut. Die Redakteure attestierten der jungen Dame, dass sie »Lena nazionale« sei, »ein Mädchen für alle, aufgebaut als Gegenentwurf zu den Drogis und Knastis von ›Deutschland sucht den Superstar‹. Lange nicht war der Song Contest bundesweites Gespräch, so wie jetzt, da man ein Mädchen damit betraut hat, die musikalische Ehre des Vaterlandes wiederherzustellen, nach all der Schmach der vergangenen Jahre«, schwärmte das Blatt.
Und damit meinte der Stern das katastrophale Abschneiden der deutschen Teilnehmer, seit Max Mutzke 2004 mit dem von Stefan Raab geschriebenen Song »Can’t Wait Until Tonight« immerhin noch auf Platz 8
der Top Ten gekommen war. Im darauffolgenden Jahr stürzte Gracia mit »Run & Hide« auf den 24. und damit letzten Rang ab. Texas Lightning erging es 2006 nur wenig besser. Die Country-Pop-Gruppe kletterte mit »No No Never« auf einen wenig überzeugenden Platz 15. Immerhin schaffte sie mit dem Song in Deutschland einen Nummer-eins-Hit. Ein Jahr später sackte der Jazz- und Pop-Sänger Roger Cicero mit dem Swingstück »Frauen regieren die Welt« auf Platz 19 ab. Wenigstens in Deutschland kam die Nummer gut an, sie erreichte Platz 7 der Single-Charts. 2008 sah es beim von vielen Deutschen immer noch als Grand Prix bezeichneten Eurovision Song Contest für die No Angels noch düsterer aus. Ihr Beitrag »Disappear« landete auf Platz 23. In den deutschen Charts dagegen konnte er sich bis auf Platz 4 vorschieben.
Dann kam 2009 und ein weiterer Absturz beim Contest. Das Duo Alex Swings Oscar Sings! konnte trotz der tänzerischen Unterstützung von Burlesque-Star und Aktmodel Dita von Teese mit »Miss Kiss Kiss Bang« nur einen mageren 20. Platz einfahren.
Es sei dahingestellt, ob diese schlechten Ergebnisse nun an dem damaligen System der Punktevergabe oder an der manchmal unsäglichen Qualität der Songs lagen. Die zahlreichen deutschen Musikfans und Contest-Anhänger erwarteten endlich wieder eine bessere Platzierung ihres Kandidaten. Und das bedeutete für Lena eine echte Aufgabe. Sie wurde regelrecht zu einer Hoffnungsträgerin für die Nation.
Um den Stellenwert der Siegerin nochmals eindeutig klarzumachen, war aus Lena Meyer-Landrut Ende April 2010 »einfach nur Lena« geworden: Sie und ihre Verantwortlichen hatten sich entschieden, künftig lediglich den Vornamen zum Programm zu machen. Das ergab schon einen Sinn: Wenn Lena Ende Mai auf der internationalen Bühne vorgestellt würde, könnte der sperrige Nachname Meyer-Landrut bei manchen Nicht-Deutschen zu Irritationen führen. Alles sollte sauber und glatt über die Bühne gehen. So viele Länder wie möglich sollten am Ende sagen: »Germany: twelve points!« Deshalb war dieses Vorgehen marketingtechnisch der Schritt in die richtige Richtung. Lena war ab sofort endgültig auf dem Weg zum internationalen Star.
Der Lena-Steckbrief
Geburtsname: Lena Meyer-Landrut
Geburtstag: 23. Mai 1991
Sternzeichen: Zwilling
Geburtsstadt: Hannover
Haarfarbe: Braun
Augenfarbe: Braun
Größe: 1,65 m
Familie: Lena lebt mit ihrer Mutter in Hannover; ihr Großvater ist Dr. Andreas Meyer-Landrut, ehemaliger deutscher Diplomat und Botschafter in Russland.
Hobbys: Singen, Tanzen, Filme anschauen
Schule: IGS Roderbruch, Hannover
Tattoo: Eine Ritterlilie ziert ihren linken Oberarm
Größte Idole: Jamie Cullum, Kanye West, Adele, Jack Johnson, Jason Mraz
Stars, die sie mag: Erykah Badu, Freundeskreis, Clueso
Schauspieler, die sie mag: Moritz Bleibtreu, Matthias Schweighöfer
Musikalischer Einfluss: Aura Dione, Bjørk
Sport: Tanzen; sie tanzt begeistert, seit sie fünf Jahre alt ist, und hatte erst Ballett-, danach Jazz- und Show-Dance-Unterricht.
Kapitel 6
Lena dreht auf: vetzt ist alles möglich
N ach ihrem Sieg am 12. März 2010 ging es bei Lena noch am selben Tag direkt weiter zum ersten Videodreh. Das Glitzerkonfetti für die Siegerin war kaum auf den Boden gerieselt, da lächelte die Newcomerin schon wieder tapfer in die Kameras - für das Video zu »Satellite«. Der Mini-Streifen wurde erstmals am 16. März in der ARD ausgestrahlt, unmittelbar vor der »Tagesschau« um 20 Uhr, wenige Minuten später folgten ProSieben, Kabel Eins und Sat.1. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses Buches im Sommer 2010 war der Clip bei YouTube.com beinahe zehn Millionen Mal angeklickt worden.
»Wir haben bis etwa
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