Lenas Mondnächte (German Edition)
und in deiner Unwissenheit! Ich wollte, ich könnte dir diese Unschuld bis in alle Ewigkeit bewahren. Was wirst du für eine Gefährtin für mich sein – ich kann es kaum erwarten, das Ende des Weges mit dir zu erreichen!“
Er warf den Kopf in den Nacken und starrte sekundenlang die Silberscheibe des Mondes an. Schließlich schüttelte er fast traurig wirkend, den Kopf. „Ich sollte nicht so involviert sein, Lena – das weiß ich ganz genau. Das Ritual durchziehen, wie die Regeln es verlangen – wie bei allen anderen vor dir. Aber …“ Er seufzte und sie erschauderte, als sein Atem dabei heiß über ihr Gesicht streichelte. „Wenn es einen Gott für Geschöpfe wie mich gibt, dann bete ich jetzt zu ihm, dass du es bis an das Ende des Weges schaffst! Ich habe Angst, dass meine in dich gesetzten Hoffnungen sich nicht erfüllen werden … Angst, dich zu verlieren! Oh ja und ich habe Angst, dass der Weg dich herrliches Geschöpf brechen und zerstören könnte. Und doch kann ich nicht anders, egal wie es ausgehen wird. Ich kann nicht zurück! Ich muss es durchziehen!“
Die Zeit schien stillzustehen, als sich sein Gesicht dem ihren immer weiter näherte. Sie ertrank im Glanz der dunklen Bernsteinaugen, deren Gold nicht einmal das Leuchten des Mondes versilbern konnte. Sie fühlte sich bis ins Innerste berührt. Und neigte ohne Aufforderung den Kopf in den Nacken und bot sich seinem Kuss dar.
„Das ist deine Nacht, Lena!“ wisperte er.
Sie seufzte still, als sich ihre Lippen berührten. Gab sich dem Feuer seiner Leidenschaft hin. Trank seine Glut, seine Gier … und seine Liebe. Verlor sich in diesem Kuss.
Im nächsten Augenblick schrie sie schmerzerfüllt auf. Versuchte, von ihm loszukommen – aber er hatte sich an ihrer Lippe festgebissen und nahm sie gleichzeitig fest in die Arme. Sie wich zurück, soweit das Eisen es ihr ermöglichte – verzweifelter Versuch, sich ihm zu entziehen. Doch schon gruben sich seine Nägel messerscharf in ihren Rücken, und zogen sich Rasierklingen gleich von den Schultern bis hinunter zu ihren angespannten Hinterbacken.
Mit einem wilden Schrei krümmte sie sich, heulte auf vor Schmerz. Fühlte das Blut laufen, al er endlich von ihrem Mund abließ. Und weinte in fassungslosem Entsetzen, als er dann einen Schritt zurück trat.
Sie starrte ihn an – ganz in dem Gefühl verloren, ein Tier vor sich stehen zu haben, keinen Mann mehr!
„Verliere nicht den Mut, Lena!“ beschwor er sie grollend, während er ruhig um sie herum ging, bis er in ihrem Rücken stand. „Dies war erst der Anfang – wir werden den Weg noch viel, viel weiter gehen, wir zwei!“
Unheilvoll hing diese Ankündigung wie eine Drohung in der mondhellen Nacht – und dann, bevor sie noch wirklich darüber nachdenken konnte, kam er wieder über sie. Mit der Gewalt einer unaufhaltsamen Naturkatastrophe und der Grausamkeit eines blutrünstigen Monsters.
Lenas Schrei zerrissen die Stille der Nacht – aber nicht einmal ein Vogel flog auf. Niemand reagierte. Es war, als wäre die Zeit außerhalb des Eichenkreises eingefroren, als existierte nur die Lichtung auf dem Gipfel des Hügels.
Eine seltsame, geisterhafte Stille harrte über allem aus, nur unterbrochen von ihrem Geschrei, ihrem Flehen und seinem Keuchen. Und dem Geräusch der Dinge, mit denen er sie schlug.
Ihr Körper wurde in den Ketten hin und her geworfen. Mal nach links, mal nach rechts – mal nach vorne, mal nach hinten. Je nachdem, wie er den Schlag gerade setzte. Das Schwirren des Leders ging ineinander über, immer schwerer und schneller prasselten die Hiebe auf sie ein. Nur durchsetzt von kurzen Pausen, in denen er sie krallte, biss, kniff oder sonst irgendwie quälte.
Bald schwamm sie regelrecht in einem Meer aus Schmerzen und hatte nicht einmal mehr die Kraft, zu weinen. Sie hing mit ihrem ganzen Gewicht an den Armen, denn längst hatten die Beine unter ihr nachgegeben. Und was sie aufrecht hielt, waren tatsächlich nur noch die Ketten.
Sie wünscht sich verzweifelt zu sterben. Nichts mehr fühlen, nichts mehr spüren müssen. Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, dass es so viele Qualen auf einmal geben konnte!
Und noch immer ließ er nicht von ihr ab, raste und tobte und schlug sie nicht nur mit der Peitsche und einem Stock, sondern fetzte ihr mit seinen rasiermesserscharfen Nägeln regelrecht die Haut vom Leib.
Als sie das Gefühl hatte, ihre ganze Hinterseite bestünde nur noch aus rohem Fleisch, trat er
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