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Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
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dir doch, du Sch… Ich sage dir, diese Stadt haben wir zurückerobert.«
    »Ruhe im Karton, Damen im Anmarsch.« Andreis Stimme. »Leise, Jungs, hört wenigstens zu streiten auf, Damen sind anwesend.«
    »Die Mädels schlafen bestimmt schon wie ein Stein.«
    »Mädels, ihr schlaft nicht, oder?«
    Stille.
    »Mä-dels! Schlaf ihr?«
    Wir schwiegen. Ein Streichholz wurde angezündet, erleuchtete den Raum.
    »Sie schlafen.«
    So lebten wir also. Lustig. Laut. Ausgelassen.
    Am nächsten Tag blieben Walja und Andrei zurück, um Stubendienst zu machen. Als alle zurückkamen, hatten sie auch schon heißes Wasser aufgesetzt, und das Zimmer war aufgeräumt und das Geschirr abgespült. Alle lobten die Diensthabenden um die Wette.
    Andrei sagte: »Meine Walka ist nicht nur ein Mädchen, sie ist ein Goldstück.«
    »So eine Frau zu haben – richtig appetitlich!«
    »Heiraten, heiraten sollen sie!«, riefen alle.
    »Aber klar, Leute, da gibt es keine Widerrede. Der Bräutigam ist bereit.«
    »Haben Sie die Zustimmung der Braut erhalten?«
    »Auch das noch, die Bräute muss man fragen.« ­Andreis Stimme.
    »Ach was, Jungs. Sie weiß vor Freude nicht, was sie sagen soll.«
    Walka hielt sich die sie bedrängenden Jungs vom Leib, so gut es ihr möglich war.
    »Zum Teufel sollt ihr alle gehen. Seid ihr jetzt alle verrückt geworden, oder was?«
    »Geht alle weg von ihr«, befahl Andrei. »Ihr wisst nicht, wie man mit Frauen umzugehen hat. Frauen brauchen eine besondere Annäherung.«
    Walja schüttelt sich vor Lachen. Alle anderen auch.
    »Walja ist ein kluges Mädchen, nicht, dass ihr was Falsches denkt«, sagte Andrei und wandte sich an Walja, nahm sie an der Hand. »Du bist jetzt meine Frau für die Ewigkeit. Ja? Ja?«
    »Ja! Ja! Ja! Ja! Lasst mich nur in Ruhe. Ihr macht mich fertig.«
    »Sie hat angenommen. Sie hat angenommen«, kreischten alle. »Herzlichen Glückwunsch, Andrjuscha, zu der neuen Eroberung.«
    Andrei lacht: »Danke, danke, lasst es euch nur schmecken!«
    Die Jungs stolperten aus dem Raum. Walja ließ sich auf die Decke fallen. Errötet, lachend, mit glücklichen Augen schaute sie sich unter uns Mädchen um.
    »Diese Teufel. Die machen mich regelrecht fertig.«
    Dann drehte sie sich um und blieb mit dem Rücken zu uns liegen; das Gesicht hatte sie in die Kissen ver­graben.
    An der Türschwelle ist Andrei aufgetaucht.
    »Walka, komm schnell. Ohne dich klappt nichts.«
    Walja rührt sich nicht einmal.
    Andrei geht zu ihr. Walja hat ihr Gesicht mit den Händen verdeckt. Andrei schaut sie an, hockt sich hin.
    »Walja, du, was ist mit dir?«
    Er rutscht näher zu ihr. Ich höre sein Flüstern.
    »Walja, was ist mit dir, bist du gekränkt? Waletschka, wir haben doch nur Witze gemacht. Haben wir dich gekränkt? Ja? Walja? Antworte. Verzeih uns, wir waren zu grob. Verzeihst du uns? Wir machen so was nicht mehr.«
    »Andrei, lass mich in Ruhe!«
    Andrei richtete sich sofort auf, stand in voller Größe da.
    »Oh, du Elende! Du kannst mir gestohlen bleiben. Sie bockt, nicht mal einen Spaß darf man mit ihr machen.«
    Andrei geht zur Tür.
    »Walja, ich frage zum letzten Mal, kommst du uns helfen?«
    Walja hob blitzschnell den Kopf.
    »Wobei braucht ihr denn Hilfe?«
    Andrei besorgt: »Ach, weißt du, wir wollen Kaffee kochen.«
    »Ach, das ist doch ein Kinderspiel. Könnt ihr das nicht?«
    »Wir doch nicht«, antwortete Andrei.
    »Nichtskönner seid ihr.«
    Walja sprang schnell auf.
    »Warum nicht gleich so. Da ziert sie sich, ich kann’s nicht leiden, wenn Mädchen sich zieren …« Und mit einem Grinsen fügt er hinzu: »Und das soll meine Ehefrau sein.«
    »Also das mit der Ehefrau würde ich an deiner Stelle nicht herumposaunen.«
    Sie lief weg.
    Andrei nahm eine Tasse vom Fensterbrett und ging auch, vor sich hin singend: »Heiraten werden wir beide, meine Teuerste!«
    Ich habe fast die gesamte Freizeit mit Tamara verbracht. Wir kletterten gern auf den Hügel, auf den gegenüber der Schule, da sangen wir dann alle Lieder, die uns in den Kopf kamen. Oder grübelten darüber nach, was Liebe ist oder wie man mit anderen Worten den Begriff Naivität umschreiben kann.
    Einmal lag ich nach der Arbeit am Abhang des Hügels und dachte über verschiedene Dinge und Menschen nach. Es war gegen sieben Uhr. Das Wetter war schön, lau, die Sonne wärmte mich. In meiner Fantasie zogen an mir Gesichter von Menschen vorbei, die ich irgendwann einmal gekannt hatte. Plötzlich glaubte ich ganz deutlich die Worte zu hören: »Heiraten

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