Lenas Tagebuch
sechs Uhr, essen wir ihn mit großem Appetit und schlafen bis zum nächsten Morgen 72 weiter.
Heute bringt Mama vielleicht 300 g Marmelade mit. Für uns beide für die zweite Dekade und für die erste Dekade für einen von uns. Mama hat sich mit einem Mann abgesprochen, ein 600-g-Glas Marmelade zu teilen. Gestern ging Mama aus dem Theater nach Hause, und der Mann stellte sich in der Schlange an. Und wenn er gestern Marmelade bekommen hat, bringt Mama heute welche mit.
Ich bin neugierig, welches »Menü« wir heute haben werden. Gestern hatten wir jede (sowohl Mama wie auch ich) 200 g Brot. Zwei Teller Borschtsch. 6 g Kleiebrei (drei Esslöffel). Zwei Teller Mehlsuppe, zwei Tassen Kaffee und einen Teller Sülze. Wie man sieht: ein gutes »Menü«. Ich füge hinzu, dass ich mich ganz satt schlafen legte, Mama auch. Mama ist für die dritte Dekade eine Arbeiter-Lebensmittelkarte versprochen worden.
I
Ich allein, allein, allein, will heut Herr der Wohnung sein,
Mama ging auf den Basar, ich stell auf den Samowar,
Späne mir ganz fein ich schnitt, koche mir jetzt Tee damit.
Lebensmittel sind nicht da, doch wird’s Essen wunderbar.
Suppe koch ich mir im Nu, mit der Creme für die Schuh’.
Fünf Schwämme gibt’s als Hauptgericht, gebraten schmeckt’s wie ein Gedicht.
»Miau, miau, miau, miau«, lacht der Kater, schaut ganz schlau:
»Gerne ess ich Fleisch vom Schwein, trink dazu auch einen Wein,
Aber Suppe, Creme, Schuh – ess ich nicht, iss die mal du!«
II
Ob Theater, Café oder Ball, Reithosen tragen die Leute all,
Will auch ich erwachsen sein, muss selber ich sie nähen fein.
Schnell schlüpft Dima aus der Hose, die Schere macht die Nähte lose.
Interessant ist dieses Spiel, nur die Nadel sticht so viel.
Listig schaut der Kater zu: »Ja, wie lustig nähst denn du!«
Kräftig gähnen muss die Uhr, sieht sie Dima, lacht sie nur.
Tick-tack tick-tack tick-tack tick – das ist alles sehr verrückt.
III
Wie ein Ferkel vollgeschmiert – wie Dima jetzt bloß sauber wird!
In der Schüssel Puppe Tanja, im Eimer badet Hündchen Wanja.
Mit Seife waschen, richtig nass, Dima macht das großen Spaß.
Der Kater reißt weit auf den Rachen, denn so heftig muss er lachen.
Der Wasserhahn weit offen bleibt, und während Dima Flecken reibt,
Steht das Zimmer unter Wasser, alles wird schnell nass und nasser.
Der Kater hat schon ’n nassen Fuß, den man trocken reiben muss.
Miezchen, du musst schnelle fliehen, lass uns auf das Bett umziehen.
Vor der großen Flut erschraken auch die kleinen Kakerlaken.
Wanja mit dem Tisch als Floß – der Arme, wohin schwimmt er bloß?
Hoch und höher steigt die Flut, Dima find’t das gar nicht gut.
Zum Fenster fliehend er sich reckt – das Ferkelchen ist sehr erschreckt!
IV
Die Oma mit dem Eimer kommt, der Hauswart holt den Besen prompt,
Die Köchin den Schürhaken schwingt, der Dima hart zu Boden bringt.
Stirn und Nase sind nun blutig, doch der Dima meckert mutig:
»Heute geht auch alles quer! Warum haut ihr mich so sehr?«
V
Ich fliehe mit der Straßenbahn, wo Mama mich nicht fangen kann.
Auf dem Trittbrett fahre ich, denn Fahrkarten, die hab ich nicht.
Eng ist’s auf dem Bahnsteig heute, hier drücken sich so viele Leute.
Was macht der Köter in der Lücke? Oh, er reißt mein Hemd in Stücke!
Liebes Hündchen, beiß nicht mich, die Straßenbahn fährt ohne mich.
Liebes Hündchen, weh und ach, der Dima auf das Pflaster kracht.
VI
Mit einem Fässchen voller Teer reitet schnell ein Mann daher.
Schwarz und klebrig ist der Teer, fasst du ihn an, schreckt er dich sehr!
Garstig ist der Mann mit Bart, sein Zottelpferd von Riesenart,
Doch Dima streckt die Zunge raus, rupft dem Ross Schweifhaare aus.
Da zieht der Mann die Zügel fest, schimpft auf Dima wie die Pest,
Reißt ihn am Kragen zu sich her und taucht ihn ganz tief in den Teer.
VII
Die Jungens lachen sich jetzt scheckig: »Schwarz ist Dima, ist ganz dreckig.
Wollen nicht mehr mir dir spielen, uns die Hände nicht beschmieren.«
Der arme Dima weinet sehr, und statt Tränen tropft der Teer.
Zwei Wochen Dima wuschen sie, doch richtig sauber wurd’ er nie. 73
Ich war gerade in der Schule. Es gibt nur leere Suppe für elf Kopeken. Am 19. brauchen wir nicht zum Unterricht zu kommen. Es ist kein Brennholz da.
20/I 1942
Egal, was ich mache, mir geht nichts so recht von der Hand. Nachts unter der Decke schmiede ich so viele verschiedene Pläne, wie ich den Tag verbringen werde, aber
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