Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
sich noch immer sein Geld damit, dass er drohend vor anderen Leuten aufragt, und Hammer Murphy ist noch immer die Quintessenz des Hasses im Herzen seines brutalen kleinen Terror-Reiches.
    Neuer Tag, gleicher Scheiß, wie man in Glasgow sagt.
    Den Anblick Helena Gersons’ mit weggeschossenem Gesicht habe ich nie vergessen. Niemand hat mir je gesagt, ob sie für die Israelis gearbeitet hat oder nicht. Aber das Gleiche gilt für Jonny Cohen. Nicht dass ich glaube, sie wären Agenten oder Spitzel oder irgend so etwas gewesen. Ich glaube einfach, dass sie durch die Ereignisse während des Krieges Teil von etwas Größerem geworden sind, das ich nie völlig verstehen könnte. Doch worin ihre Beteiligung auch bestand, ich konnte Helena nicht vergessen. Während ich mich in Israel auskurierte, entstand aus dem Schmerz über das, was Helena zugestoßen war, Wut, und die Wut wurde zu Hass. In mir brannte das Bedürfnis nach Abrechnung.
    Nachdem ich zurückgekehrt war, sagte ich ungefähr zwei Monate lang keinem was davon. Das heißt, außer meiner Hauswirtin, Mrs. White, und Jonny Cohen. Mrs. White hatte meine Bleibe für mich freigehalten und schien trotz meiner langen, unangekündigten Abwesenheit mehr von mir zu halten als vor meinem Auslandsaufenthalt. Wie sich herausstellte, hatte Jonny sie aufgesucht und ihr erklärt, er habe mich kurzfristig engagiert, um ein dringendes Sicherheitsproblem in einer seiner überseeischen Niederlassungen zu überprüfen. Er hatte sechs Monatsmieten im Voraus gezahlt und dazu einen Bonus für eventuelle Ungelegenheiten. Als ich mit einer Sonnenbräune zurückkehrte, die man sich in Großbritannien unmöglich zulegen konnte, ließ Mrs. White alle Zweifel fahren, die sie gehegt haben mochte. Ich glaube, Jonnys umgängliche Art und die Vorstellung eines überseeischen Auftrags überzeugten sie, dass meine Arbeit, zumindest teilweise, seriös sein musste. Und das Geld hatte sicherlich ein Übriges getan.
    Als ich wieder in meine Bleibe kam, überprüfte ich als Erstes, ob alles dort war, wo es hingehörte: mein »Nibelungenhort« und die Pfunds und Dollars, die ich aus ihrem Versteck in Tam McGaherns Badewanne befreit hatte. Was ich als Nächstes zu tun hatte, war kostspielig, doch ich besaß genug Geld, dass ich es bezahlen konnte. Außerdem war es mir dieses eine Mal scheißegal, ob ich mit einem Gewinn aus dem Spiel herauskam oder nicht.
    Ich sorgte dafür, dass Jonny und Mrs. White die einzigen Menschen blieben, die von meiner Rückkehr wussten. Ich hielt mich vom Horsehead fern und ließ den Atlantic vor meiner Wohnung stehen, wo er während meiner Abwesenheit die ganze Zeit geparkt hatte. Über Jonny beschaffte ich mir ein weniger auffälliges Auto. Er tat mir den Gefallen, ohne Fragen zu stellen, und ich glaube, er wusste genau, was ich vorhatte.
    Ich brauchte sechs Wochen, um Lillian Andrews zu finden. Nicht dass sie sich noch so nannte. Wie ich erwartet hatte, war ihre Spur schwer zu finden gewesen. Aber ich fand sie. Ich hätte sie eher gefunden, hätte ich mich nicht so arg bedeckt halten müssen. Doch wie Mr. Morrison angemerkt hatte, bin ich von Natur aus ein Pirscher. Lillian war nach Süden gezogen, nach England. Sie hatte ihre Redeweise ebenso verändert wie ihr Aussehen, diesmal allerdings ohne Zuhilfenahme plastischer Chirurgie. Dennoch ist es erstaunlich, was Haarfärbung und eine andere Garderobe bewirken können. Ich beobachtete ihre Gewohnheiten und fertigte ein genaues Bewegungsprotokoll an. Nach einer Woche bin ich den ganzen Weg nach Schottland zurückgefahren, ohne ein einziges Mal anzuhalten.
    Jetzt stehe ich im Regen auf einem Kirchhof und schaue auf ein Grab. Wessen Grab? Ich weiß es nicht, weil das raue schottische Klima den Namen auf dem Grabstein längst hat verwittern lassen. Außerdem spielt es keine Rolle. Es ist nicht der Bewohner des Grabes, um den es mir geht. Ich bücke mich, hebe eine abgebrochene Ecke der Steinplatte hoch und nehme die Tabaksdose heraus, die darunter verborgen liegt. Ich stecke ein Stück Papier in die Dose und lege sie wieder unter den Stein. Ich wende der Kirk o’ Shotts den Rücken zu und mache mich an den Abstieg ins Tal.
    Was auf dem Papier steht, das ich zurückgelassen habe? Nur die Nummer des Horsehead sowie Tag und Uhrzeit, an denen ich erreicht werden kann. Mr. Morrison wird wissen, nach wem er fragen muss. Und ich habe noch immer das Geld, das ich unter Tam McGaherns Badewanne gefunden habe.
    Das Komische daran ist, dass

Weitere Kostenlose Bücher