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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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gemeiner Drecksköter, den die Drei Könige nicht störten, den sie aber an der kurzen Leine hielten.
    Bis vor acht Wochen und zwei Tagen.
    Vor acht Wochen und zwei Tagen verbrachte Tam McGahern den Abend in einer schmuddeligen Wohnung über einer Spelunke in Maryhill und besprang eine Neunzehnjährige, ohne Zweifel auf jene direkte, plumpe, sämtliche Finesse außen vor lassende Art und Weise, um die jeder Latino die Schotten beneidete. McGahern war Besitzer der Absteige und im Grunde auch des Mädchens.
    Gegen morgens um halb drei wurde der Beischlaf von jemandem unterbrochen, der gegen die Haustür im Erdgeschoss hämmerte. Außerdem brüllte der späte Gast obszöne Beleidigungen durch den Briefkastenschlitz, die hauptsächlich Tam McGaherns Fähigkeit in Frage stellten, seine Gespielin zu befriedigen, weil sein bestes Stück zu klein dafür sei. Nur mit einem billigen Hemd und Socken mit Monogramm bekleidet, stürmte ein wutschnaubender McGahern die Treppe hinunter, in der Hand ein Küchenmesser. Doch als er die Tür aufriss, stand er zwei großen, elegant gekleideten Herren gegenüber, jeder mit einer abgesägten Schrotflinte. McGahern knallte die Tür zu, drehte sich um und wollte die Treppe wieder hochrennen, doch seine Besucher schlugen die Tür ein und verpassten McGahern ein Doppel mit zwei Läufen.
    »Bleieinlauf« nennt man das in Glasgow.
    Die Geschichte hatte ich von Jock Ferguson gehört, einem Freund bei der Kripo in Glasgow. Das heißt, er ist mehr ein Bekannter als ein Freund. Na ja, eher ein Informant als ein Bekannter. Jedenfalls erfuhr ich von Ferguson, dass Tam McGahern noch lebte, als der erste Streifenwagen eintraf. Die beiden Constables sahen offenbar schnell, dass McGahern mehr oder weniger von unten in den verlängerten Rücken geschossen worden war. Seine Hinterbacken und seine Leiste hatten sich in eine blutige Masse verwandelt. Blut und Rotz, wie meine Kumpel bei der Polizei gerne dazu sagen.
    In einem klassischen, inspirierten Beispiel polizeilicher Ermittlungsarbeit fragte einer der Constables den halbtoten Gangster, ob er die Männer erkannt habe, die auf ihn geschossen hatten. Als Tam McGahern fragte: »Komme ich wieder in Ordnung?«, antwortete der Constable, obwohl bei McGahern die Hoden gegen den Adamsapfel drückten: »Klar ... sicher kommst du wieder in Ordnung.« Worauf McGahern erwiderte: »Dann mach ich die Scheißkerle selber fertig«, und starb.
    So oder ähnlich wurde die Geschichte in ganz Glasgow in sämtlichen Kneipen erzählt. Ich erfuhr sie von meinem Kontaktmann bei ein paar Whisky und einer Pastete in einer Kaschemme namens Horsehead. Über Tam McGaherns Hinscheiden wurde in der Stadt viel getuschelt. Normalerweise wurde bei solchen Morden gleichzeitig darüber geflüstert, wer dahinter steckte, doch diesmal fiel kein einziger Name. McGahern hatte sich über einen Mangel an Feinden nicht beklagen können, aber die meisten davon weilten nicht mehr in Glasgow; etliche weilten gar nicht mehr auf dieser Welt. Falls Tam die Killer an der Tür wirklich erkannt hatte, hatte er ihre Namen mit ins Grab genommen.
    Jeder wusste, dass keiner der Drei Könige mit dem Mord zu tun hatte. Es hieß, es seien Außenstehende gewesen. Man sprach von einer Verbindung nach England. Sogar Mr. Morrison wurde erwähnt. Mr. Morrison – der ganz bestimmt nicht Mr. Morrison hieß – hatte mit den Drei Königen eine ähnliche Vereinbarung wie ich: Er arbeitete in absoluter Vertraulichkeit für alle drei, aber nie für alle drei zugleich, sondern immer nur für einen. Und wie bei mir schätzte man seine Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. Anders als ich stellte Mr. Morrison allerdings keine Nachforschungen für die Drei Könige an, sondern war im Umzugsgeschäft tätig und hatte sich auf Umzüge dauerhafter Natur spezialisiert, indem er dafür sorgte, dass Leute dieses irdische Jammertal ein für allemal verließen. Wie Mr. Morrison aussah, war niemandem bekannt; keiner wusste irgendetwas über ihn. Manche Leute bezweifelten sogar, dass er überhaupt existierte, und hielten ihn für eine Art Schreckgespenst, das die Drei Könige erfunden hatten, damit das Fußvolk nicht übermütig wurde. Wenn man Mr. Morrison von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, hieß es, gehörte das nächste Gesicht, in das man blickte, dem heiligen Petrus.
    Doch mit Tam McGaherns Tod hatte Mr. Morrison nichts zu tun. Der Mord war zwar professionell ausgeführt worden, aber zu öffentlich und zu blutig. Außerdem

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