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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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herausstellte, ist sein Herz im Eimer. Herzrhythmusstörungen nennen die das. Noch zwei, drei große Kämpfe, dann muss er das Boxen aufgeben. Die Boxaufsicht weiß nichts davon. Aber Kirkcaldy ist gierig aufs Geld, und wenn es irgendwo einen Kuchen gibt, hat er den Finger drin.«
    »Deshalb war er so außer Atem ...«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Sneddon, als mir einfiel, wie sehr Kirkcaldy das Seilspringen in seiner Kellerturnhalle angestrengt hatte. Vermutlich trainierte er deshalb so viel dort und nicht in der Stadt: Niemand durfte sehen, dass er ziemlich schnell Atemnot bekam.
    »Also kennen Kirkcaldy oder Bert Soutar den Namen des toten Landfahrers?«, fragte ich.
    »Kann sein. Muss aber nicht.«
    Ich lehnte mich in die roten Polster zurück und nippte am Whisky. Es passte alles zusammen.
    »Ihnen ist nicht der Gedanke gekommen, dass die Symbole der Drohung, die tote Taube und das alles, von den Landfahrern stammen könnten?«
    »Den Pikeys, meinen Sie? Weil einer von denen abgekratzt ist? Nein, ganz bestimmt nicht. Darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Das kann ich schwer glauben.«
    Sneddon beugte sich vor, als wollte er mich in ein großes Geheimnis einweihen. »Sie sollten es sich gut überlegen, ehe Sie mich einen Lügner nennen, Lennox.«
    Einen Augenblick lang erwiderte ich nichts, sondern berechnete im Kopf das Verhältnis von Vernunft und Tapferkeit.
    »Also lieferte Soutar die Kämpfer, und Small Change organisierte die Fights und machte die Wetten. Was ist mit Jack Collins? Er war doch Small Changes eigentlicher Veranstalter, oder?«
    »Nein. Wir hatten mit Collins zu tun, aber nur bei regelgerechten Boxkämpfen. In der Nacht, in der ich Sie engagiert hatte, habe ich Ihnen die Wahrheit gesagt. Wir wollten legale Kämpfe veranstalten und hatten ein paar halbwegs brauchbare Boxer. Das war es, worum Collins sich gekümmert hat. Und der Pikey-Junge, der Small Change umgebracht haben soll, sollte ein richtiger Boxer werden. Das ist jetzt natürlich alles im Arsch.«
    »Lassen Sie Bobby Kirkcaldy noch immer von Singer beschatten?« Ich trank meinen Whisky aus und stand auf.
    »Aye.«
    »Gut. Er darf nicht aus den Augen gelassen werden.«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich habe Papierkram zu erledigen.«
***
    Ich suchte mir eine Stelle zum Parken, die von der Hauptstraße nicht eingesehen werden konnte, und fand sie unter einer feuchten, rostigen Eisenbahnbrücke. Ich blieb eine halbe Stunde im Wagen sitzen, rauchte und horchte auf die stählernen Laute des Clyde. In der Nacht war es stiller und kühler, aber die Werften und Trockendocks schliefen nie richtig. Ich war in einem Niemandsland zwischen den Wohnhäusern und den Kais. Niemand kam ohne Grund hierher. Für das, was ich plante, war das gut und schlecht zugleich. Nur sehr wenige Leute konnten meinen Wagen entdecken, den ich außer Sicht abstellte; aber diese Leute führten entweder nichts Gutes im Schilde, so wie ich, oder sie versuchten, diejenigen zu erwischen, die nichts Gutes im Schilde führten. Am wenigsten könnte ich einen Bobby auf Streife gebrauchen, der zufällig über meinen Atlantic stolperte.
    Über mir donnerte ein Zug über die Schienen. Das Rattern hallte dumpf im Brückenbogen wider. Ich drückte die Zigarette aus und nahm mein Zeug aus dem Kofferraum. Ich legte das Jackett ab, zog mir den Rollkragenpullover über das Hemd und wechselte meine Schuhe gegen die Turnschuhe. Dann wickelte ich die angesengten Korken aus dem Zeitungspapier und rieb sie mir übers Gesicht. Wenn mich jetzt ein Streifenbobby erwischte, müsste ich ihn überzeugen, dass ich bloß einen schwarzen Sänger spielen wollte, sonst würde ich drei Monate in Barlinnie absitzen. Ich schloss den Wagen ab, zog die Lederhandschuhe über und trat unter dem Brückenbogen hervor. Hinter einen Strauch geduckt wartete ich, während ein älterer Hafenarbeiter auf dem Fahrrad die Kopfsteinpflasterstraße zwischen mir und der Zollfreizone entlangfuhr. Er trat so langsam in die Pedale, dass ich mich fragte, wie er trotz so wenig Schwung nicht umfiel. Nach Stunden, schien es, verschwand er endlich um die Ecke.
    Die Straßenlaternen warfen dürftige Lichtflecke auf das Pflaster, und ich rannte geduckt zwischen ihnen hindurch über die Straße und kauerte mich auf der anderen Seite in den Graben. Ich war ungefähr dreihundert Meter vom Tor und von dem Unterstand für den Wachmann entfernt, als ich die Drahtschere aus der Tasche nahm und den Maschenzaun zerschnitt. Ich bog den

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