Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Ursache. Wie geht es sonst?« Twinkletoes beugte sich vor, die Ellbogen auf den Knien, und richtete sein Lächeln auf mich. Es war ein großes breites Lächeln auf einem großen breiten Kopf über großen breiten Schultern. Twinkletoes war ein freundlicher Klotz, der sich wie durch das Umlegen eines Schalters in einen unfreundlichen Klotz verwandeln ließ. »Ich habe gehört, Sie wären mit ’ner feinen Mieze rumgezogen«, sagte er.
Einen Augenblick glaubte ich, er meinte Sheila Gainsborough; dann begriff ich. »Ach so, ja ... Lorna MacFarlane. Small Changes Tochter. Sie hat schon Klasse. Findet man hier selten. Ein bisschen Klasse und ein bisschen Bildung. Das gefällt mir bei einer Frau.«
»Ja? Also, ich steh auf dicke Titten und ’ne Pflaume enger als die Faust von ’nem Flötenspieler.«
Ich erhielt keine Gelegenheit, mir eine Antwort zu überlegen, denn die viktorianische Buntglastür, die das Foyer mit dem Hauptteil der Bäder verband, schwang auf, und Sneddon kam in einem teuren Kamelhaarsportsakko mit ausgestellten Schultern ohne Krawatte und mit offenem obersten Hemdknopf hindurch, rosagesichtig und von einem weiteren Gorilla begleitet.
»Entschuldigung, störe ich gerade?«, fragte er spaßhaft, als er merkte, wie ich nach Worten suchte.
»Nein. Unser Charles Boyer hier wollte mir nur ein paar Tipps für gelungene romantische Abende geben.«
Sneddon ging zur Rezeption und schrieb etwas in das Buch, das aufgeschlagen auf der Empfangstheke lag.
»Ich habe Sie eingetragen«, sagte er. »Kommen Sie, trinken wir was. Twinkle – du und Tam, ihr wartet hier. Es dauert nicht lange.«
Sneddon führte mich in ein großes Klubzimmer, wo man die Dekorationskosten verringern konnte, indem man die Wände mit Fünfpfundscheinen tapezierte. Das Mobiliar bestand aus poliertem Hartholz und Leder, die Samtvorhänge waren tiefrot. An den Wänden klebten Stofftapeten – burgunderrote Lilien auf cremefarbenem Damast –, die so dick waren, dass man sie staubsaugen konnte. Eine Wand wurde von einem gewaltigen Kamin aus Onyx beherrscht. Ich nahm an, so sah die Hölle aus, wenn man eine Fahrkarte erster Klasse hatte.
Sneddon führte mich in eine abgelegene Ecke und nahm auf dem roten Leder Platz, das von mindestens zweieinhalb Kühen stammte. Ich setzte mich ihm gegenüber auf dem Rest der Herde an den Couchtisch. Wir saßen direkt vor den tiefroten Samtvorhängen. Es kam mir vor, als wären wir in einer Höhle mit blutigen Wänden.
»Hören Sie, Mr. Sneddon, Sie haben mich für eine bestimmte Aufgabe engagiert. Sie können mich aber nicht beauftragen und mir nur die halbe Geschichte erzählen. Sie behalten wichtige Dinge für sich. Mir ist klar, dass Sie Ihre eigenen Interessen zu schützen haben und dass ich das eine oder andere besser nicht erfahre, aber in diesem Fall hatte es zur Folge, dass ich in mehr Sackgassen gelaufen bin als eine Schickse vom Blythswood Square.« Ich schwieg, als ein Kellner in burgunderroter Jacke zwei Malt Whiskys auf einem silbernen Tablett brachte. Ich wartete mit dem Weiterreden, bis der Mann wieder verschwunden war. »Die Polizei hat Tommy Furie wegen des Mordes an Small Change festgenommen. Für mich sieht es ganz so aus, als wäre Tommy reingelegt worden. Mehr noch, es sieht für mich nach einer sehr gut durchdachten Falle aus. Der zeitliche Ablauf war entscheidend. Tommy Furie wurde von jemandem, der abends in der Boxhalle anrief, in der er trainierte, zu MacFarlanes Haus gerufen. Jemandem, der wusste, dass Tommy zu dieser Uhrzeit in der Boxhalle sein würde und dass man ihn erreichen konnte. Ich vermute, dass Small Change noch lebte, als dieser Anruf gemacht wurde, und dass man ihn erst getötet hat, als man wusste, dass Furie unterwegs war. Also war man ziemlich sicher, die ganze Sache notfalls verschieben zu können. Das wiederum weist darauf hin, dass der oder die Täter Small Changes Tagesablauf sehr gut kannten.«
»Und wieso heißt das, dass ich Ihnen was verschwiegen habe? Wollen Sie sagen, ich hatte etwas damit zu tun, dass Small Change um die Ecke gebracht wurde?«
»Nein. Aber ich glaube, dass dieser Terminkalender, den ich für Sie suchen soll, nichts mit Faustkämpfen zu tun hat. Wenn ich recht habe, dann haben Sie größere Sorgen, als dass die Polizei Ihnen nachweisen kann, dass Sie am fraglichen Tag zu einer Besprechung in MacFarlanes Haus gekommen sind. Tommy Gun Furie gehörte zu den Boxern, die MacFarlane Ihnen gestellt hat. Und jetzt sagt ihm sein Anwalt, er
Weitere Kostenlose Bücher