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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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könne von Glück reden, wenn er nicht am Galgen endet. Tommy wird den Bullen alles sagen, um seinen Hals zu retten. Und irgendwo unterwegs taucht Ihr Name auf. Es gibt nur einen Ausweg: MacFarlanes wirklicher Mörder muss gefunden werden.«
    Sneddon sah mich ungerührt an: die Ungerührtheit eines Krokodils, das eine Antilope beobachtet.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Small Change MacFarlane und ich haben Geschäfte gemacht. Wir haben Kämpfe abgekartet. Aber nicht das, was Sie auf dem Gut gesehen haben – die übliche Faustkampfscheiße mit zwei dreckigen Pikeys, die sich gegenseitig die Fresse blutig hauen. Aber Sie haben recht, wenn Sie vermuten, dass Small Change mir geholfen hat, so was zu organisieren. Wir hatten aber noch was anderes am Laufen.«
    »Und was?«
    Sneddon antwortete nicht sofort. Er schaute sich um, als wollte er seine Umgebung neu einschätzen. »Mir ist aufgefallen, wie die Leute mich hier manchmal ansehen. Die gleichen Blicke bekomme ich, wenn ich meinen Hund auf der Straße ausführe, auf der ich wohne. Die Leute schauen weg. Sie gucken mir nicht in die Augen. Sie glauben, Menschen wie ich, Cohen und Murphy sind der letzte Dreck. Wir machen ihnen Angst. Aber ich will Ihnen eins sagen: Diese Leute sind es, die mir Angst machen.« Er hielt inne, als der Kellner in unsere Bluthöhle zurückkehrte, um unsere leeren Whiskygläser gegen volle zu tauschen.
    »Sie sollten den sogenannten einfachen Mann auf der Straße mal sehen, wenn Männer wie ich ihm geben, was er will«, fuhr Sneddon fort, als der Kellner gegangen war. »Das sind beschissene Monster. Ich habe Anteile an einem Hurenhaus in Pollockshields, nicht weit von dort, wo MacFarlane gewohnt hat. Diskret. Eines der Mädchen wurde so übel zusammengeschlagen, dass wir dachten, sie stirbt uns weg. Hat mich ein Vermögen gekostet, sie behandeln zu lassen, ohne dass es offiziell wurde. Sie hätten den Drecksack sehen sollen, der ihr das angetan hat. Ein kleiner, kahler fetter Arsch, der aussah, als könnte er kein Wässerchen trüben. Aber als er mit dem Mädchen allein war, verwandelte er sich in ein beschissenes Ungeheuer.«
    »Haben Sie ihn der Polizei übergeben?« Ich hatte die dämliche Frage ausgesprochen, ehe ich darüber nachdachte.
    »Was meinen Sie wohl, was wir gemacht haben! Twinkletoes hat ihn nach Hause gebracht. Im Rollstuhl.«
    »Was hat das mit Ihren Geschäften mit MacFarlane zu tun?«
    »Wie schon gesagt, ich weiß nicht, was normale Menschen wollen. Je schlimmer es ist, desto versessener sind sie darauf, dass man es ihnen auftischt. Sie werden es nicht glauben, Lennox, aber ich lese viel. Geschichte und so ’ne Scheiße.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Es überraschte mich nicht. Schon bei meiner ersten Begegnung mit Sneddon hatte ich ihm eine verborgene, dunkle Intelligenz angemerkt. Der kluge König.
    »Ich lese viel über das alte Rom. Zwischen den Cäsaren in Rom und den Königen in Glasgow gibt es keinen Unterschied. Sie hatten damals auch ein Triumvirat. Drei Könige. Aus der Geschichte kann man ’ne Menge lernen.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich. »Ich persönlich glaube, dass die Geschichte keine Zukunft hat.«
    Sneddon lachte nicht – nicht über meinen Scherz, nicht irgendwann in meiner Erinnerung. »Ich habe über das Kolosseum gelesen. Der Laden war normalerweise pickepackevoll. Ganz normale Leute gingen dahin, um sich Mord und Totschlag anzugucken. Je grausamer und blutiger, desto besser. Wussten Sie, dass man da Kinder mit Schwertern bis zum Tod kämpfen ließ? Oder dass es für lustig gehalten wurde, Blinde in die Arena zu hetzen? Sie hackten sich gegenseitig in Stücke, aber es dauerte eine Ewigkeit, bis einer oder beide abkratzten, weil sie sich ja nicht sehen konnten. Das Publikum hat das geliebt.« Er schwieg und trank von seinem Whisky. In dem silbrigen Anzug und manikürt, wie er war, wirkte er vor dem Blutrot der Nische wie ein arrivierter Satan. »Nichts hat sich geändert«, fuhr er fort. »Wir haben angefangen, mit den Faustkämpfen das große Geld zu machen. Je brutaler der Kampf, desto größer war in der nächsten Woche die Menge. Also veranstalteten wir Sonderkämpfe. Zu Sonderpreisen. Nur Stammkunden haben wir eine Eintrittskarte angeboten.«
    »Und was machte diese Kämpfe so besonders?«, fragte ich, obwohl vor meinem inneren Auge bereits einige schreckliche Bilder vorbeigezogen waren.
    »Sie waren ohne jede Regel. Keine Waffen, aber sonst war alles erlaubt – treten, würgen,

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