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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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zwanzig. Sie hingen der aufkommenden Teddy-Boy-Mode an, aber keiner von ihnen konnte sich die komplette Kluft leisten. Deshalb trug einer die oberschenkelhohe Jacke, ein zweiter hatte Röhrenhosen an, und der dritte, jackenlose Bursche musste sich mit einer Schnürsenkel-Krawatte begnügen.
    Gemeinsam hatten sie genügend Öl im Haar, um ein Schlachtschiff abzuschmieren, und ausreichend Hautunreinheiten, um einen eigenen Dermatologen auf Vollzeitbasis zu beschäftigen.
    »Dein Auto, Kumpel?«, fragte das Jüngelchen in der Teddy-Boy-Jacke. Er war eindeutig der Anführer; vielleicht besaß er deshalb die Jacke. Er lehnte am Kotflügel meines Atlantics und wirkte entspannt – ein schlechtes Zeichen. Bei jeder körperlichen Auseinandersetzung ist Selbstvertrauen die halbe Miete. Die beiden anderen bedachten mich mit stumpfen, desinteressierten Blicken, als wäre das, was sie taten, alltäglich für sie. So war es wahrscheinlich auch.
    »Ja, das ist mein Wagen«, seufzte ich und klopfte mir die gröbsten Blätter von der Anzughose.
    »Wir haben für dich auf die Kiste aufgepasst«, sagte ein anderer. Ich musste genau hinhören: Ich hatte mein Greenock-Wörterbuch nicht dabei. Ich hatte Jahre gebraucht, bis ich den Glasgower Akzent verstand; Greenock überstieg die Grenzen des Möglichen.
    »Sehr freundlich«, sagte ich lächelnd, nahm die Schlüssel aus der Tasche und ging zur Tür. Jetzt nur keine Eile. Ich musste Barnier entwischen lassen; im Augenblick hatte ich drängendere Probleme.
    Der Anführer in der edwardianischen Jacke rutschte vom Kotflügel und stellte sich vor die Tür des Wagens.
    »Tja, es ist so«, sagt er. »Du hättest wiederkommen können, und alle deine Reifen wären platt gewesen, und wer weiß, was noch für ’n Scheiß passiert wäre. Aber wir haben hier aufgepasst, damit keiner die Karre anrührt. Deshalb solltest du vielleicht ’n paar Mäuse rüberreichen, meinst du nicht auch?«
    Seine beiden Kumpel stellten sich links und rechts von mir auf und strafften die Schultern. Viel gab es da nicht zu straffen.
    »Wirklich?«, fragte ich. »Sehr unternehmenslustig von euch. Aber der Trick besteht darin, vorher um Geld zu bitten, Einstein.«
    Er runzelte die Stirn. Nicht aus Wut, sondern aus Unsicherheit, ob er gerade beleidigt worden war. Mir wurde klar, dass er nicht einmal ansatzweise wusste, wer Einstein war. Ich musste lernen, mich nur auf einfache Dinge zu beziehen.
    Sie waren noch halbe Kinder. Ich wusste es und wollte keinen Ärger. Ich wusste aber auch, dass sie versuchen würden, mich zusammenzuschlagen, um mir die Taschen auszuräumen und wahrscheinlich noch das Auto zu stehlen, wenn ich ihnen nur den Hauch einer Chance ließ. Beim Militär hatte ich gelernt, dass man einer erkannten Bedrohung am besten begegnet, indem man sie neutralisiert. Und ich hatte mehr neutralisiert als viele andere. Deshalb sagte ich mir, dass die Typen mir hinterher immer noch leidtun konnten.
    Ich zog den Schlagstock aus der Innentasche und knallte ihn dem Chefteddy mit einer Rückhandbewegung gegen die Schläfe. Der Junge rechts von mir sprang vor, und ich stieß mit der Hand zu, in der ich die Autoschlüssel hielt. Der Schlüssel riss ihm die Wange auf und prallte gegen die Zähne. Er schrie auf und taumelte zurück, beide Hände an seinem blutenden Gesicht. Der Dritte griff in die Tasche und wollte ein Rasiermesser zücken. Ich schlug mit dem Knüppel nach ihm, ohne lange zu zielen. Durch Glück erwischte ich ihn seitlich am fliehenden Kinn, und er stürzte wie ein Stein zu Boden. Der Erste wollte sich aufrappeln, doch ich überzeugte ihn vom Gegenteil, indem ich ihm den Schuhabsatz über den Mund zog. Der Schläger mit dem Schlüsselloch in der Backe stürmte den Hang hinunter. Er hielt sich noch immer das Gesicht und schrie.
    Ich zog den Chefhooligan aus dem Weg, stieg in den Wagen und fuhr den Lyle Hill hinunter. Auf halber Strecke kam ich an dem rennenden Burschen vorbei, der wie am Spieß schrie. Ich kurbelte das Fenster herunter, strahlte ihn an und fragte, ob ich ihn mitnehmen sollte. Ich glaube, er wollte lieber laufen, denn er starrte mich nur fassungslos an, machte auf dem Absatz kehrt und rannte in die entgegengesetzte Richtung.
    Ich hielt dort, wo Barnier geparkt hatte. Das Denkmal stand auf einem rechteckigen Sockel, abgesperrt durch ein Geländer mit einem Tor, auf dem sich ebenfalls das Lothringer Kreuz befand. Ich ging hindurch und stellte mich vor das Monument, ließ es einen Augenblick auf

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