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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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nur ungern Mühe, was?«
    »Ja, er ist da sehr rücksichtsvoll. Erspart unserem überlasteten öffentlichen Dienst eine Menge Papierkram. Aber das Zeug, das er schmuggelt, ist immer von hoher Qualität, das muss man ihm lassen. So was finden Sie nicht auf Paddy’s Market. Aber so ganz gut läuft es für ihn wohl nicht mehr. Das Ende der Rationierung ist schlecht fürs Geschäft.«
    »Was ist mit Zigaretten? Schmuggelt er die auch? Teure französische Marken?«
    Jonny zuckte mit den Schultern. »Glaub ich nicht. Aber möglich wär’s.«
    »Haben Sie je vom Poppy Club gehört, Jonny? Es könnte sein, dass er irgendwie mit Barnier zu tun hat. Auf jeden Fall hat er etwas mit Sammy Pollock zu tun.«
    »Poppy Club?«
    »Im Telefonbuch steht er nicht. Vielleicht ein Laden ohne Lizenz.«
    »Nie davon gehört, Lennox.« Mittlerweile schenkte er den dritten Bourbon ein, und ich begann, innerlich zu glühen. Ich sah mich noch einmal im Pacific Club um, aber die Glut sprang nicht über; die Bude sah immer noch deprimierend aus.
    »Wo könnte ich Barnier finden?«, fragte ich.
    »Er kommt hierher, wenn wir guten Jazz haben. Freitags. Aber nicht jeden Freitag. Am besten gehen Sie zu ihm. Er hat flussabwärts ein Büro. Na ja, eher einen Schuppen. In der Zollfreizone.«
    »Befreit er da seine Waren aus der Gefangenschaft?«
    Jonny zuckte die Achseln. »Was weiß ich. Wenn, dann läuft es über Bestechung. Der gute alte braune Umschlag an einen Wachmann, Bullen oder Zöllner. Wie gesagt, Barnier ist im eigentlichen Sinne kein Ganove. Er segelt nur dicht am Wind, was das Gesetz angeht. Sie beide müssten gut miteinander auskommen.«
    »Dann will ich mal gehen«, sagte ich und leerte das Glas. »Danke für den Whisky.«
    Jonny brachte mich zur Tür. Nach dem Halbdunkel im Club und dem Bourbon blinzelten wir einen Moment lang in das grelle Sonnenlicht.
    Jonny beschirmte seine Augen mit der Hand. »Lennox?«
    »Ja?«
    »Dieser andere Fall, Sammy Pollock. Mir ist klar, dass Sie ihn auch verfolgen müssen, aber lassen Sie sich davon nicht ablenken, verstanden? Sie müssen zuallererst herausfinden, was bei Bobby Kirkcaldy los ist. Sneddon hat schon Ameisen im Arsch. Der Kampf steigt in zwei Wochen. Und wie ich schon sagte – ich glaube, an der Sache stinkt irgendwas zum Himmel.«
    »Ich fahre heute Abend zu ihm. Noch mal danke für den Bourbon.«
***
    Jonny hatte natürlich recht gehabt. Wann immer ich an den Pollock-Fall dachte, roch ich Kummer; wenn ich an den Kirkcaldy-Fall dachte, roch ich Geld. Von Kirkcaldy hing eine Menge ab, und ich vermutete, dass Jonny Cohen und Willie Sneddon sich in großer Bonus-Laune zeigen würden, wenn ich die Sache für sie in Ordnung brachte. Und mehr oder weniger hatte ich die Erkundigungen angestellt, die ich Sheila Gainsborough versprochen hatte. Trotzdem war an dieser Sache mit Sammy irgendetwas, das mir Magenschmerzen bereitete. Außerdem hatte ich mein Französisch schon lange nicht mehr anwenden können.

5.
    Das Britische Weltreich, der habgierigste Fall von Landraub, seit Dschingis Khan zum ersten Mal ein Pony gesattelt hatte, war schon bemerkenswert. Was es besonders bemerkenswert machte, war der Umstand, dass es von den Briten erobert worden war, dem wahrscheinlich reumütigsten Volk auf dem ganzen Planeten. Ich habe sie mir immer als eine Art späte Wikinger mit tadellosem Benehmen vorgestellt, denen all die Notzucht und Plünderei furchtbar peinlich gewesen ist. Mein Interesse an der weltumspannenden Sammlung von Kolonien, Dominions, Mandatsgebieten und Protektoraten rührte wahrscheinlich daher, dass ich ein Produkt davon war: Ich war zwar in Glasgow zur Welt gekommen, bin aber noch als Säugling mit meiner Familie über den Ozean geschippert, und Kanada war für jeden noch immer das »Dominion«. Dann, nach einundzwanzig Sommern, brauchte das »Mutterland«, mit dem mich kein direkter Kontakt, nicht einmal eine Erinnerung verband, plötzlich dringend meine Hilfe. Viertausend Meilen weit weg.
    Und jetzt, wieder sechzehn Jahre später, wohnte ich in der »Zweiten Stadt« eines Empire, über dem sehr wohl die Sonne unterging, auch wenn in den Klassenzimmern noch immer das Gegenteil behauptet wurde. Anderthalb Jahrhunderte lang war Glasgow das industrielle Herz des britischen Weltreichs gewesen. Der Zweite Weltkrieg hatte alles verändert. Am Ende des Konflikts war Großbritannien so gut wie pleite. Wäre nicht 1946 ein Darlehen von fast vier Milliarden Dollar aus den USA gekommen, wäre die

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