Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Gainsborough. Jedenfalls, wenn er auftritt. Will wohl ein Stück auf Schwesterchens Trittbrett mitfahren.«
»Sie kennen ihn?«
»Sicher. Er hat hier ein paar Mal gesungen. War aber nichts Berühmtes. Regelmäßig wurde er hier nicht engagiert. Seine Stimme ist okay, aber mit seiner Schwester kann er nicht mithalten.«
»Wann hat er zuletzt hier gesungen?«
»Vor ungefähr drei Wochen.« Jonny zog ein Zigarettenetui aus der Tasche und bot mir eine Kippe an. Wir gaben uns jeder selbst Feuer. »Sammy sprang für jemanden ein, der in letzter Minute abgesagt hatte. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen, auch nicht als Gast.«
»War er Stammgast?«
»Kann man so sagen. Deshalb konnten wir ihn auch als Ersatzmann einspringen lassen.«
»Wussten Sie, dass er mit Jimmy Costellos Sohn zu tun hatte?«
»Paul Costello?« Jonny runzelte die Stirn. »Nein, das wusste ich nicht. Paul ist ein schmieriger kleiner Scheißer. Jetzt, wo Sie’s erwähnen ... ein paar Mal war er hier im Club. Ich hätte ihn aber nicht mit Jimmy in Verbindung gebracht. Ich glaube nicht, dass ich sie jemals zusammen gesehen habe. Jedenfalls nicht hier. Glauben Sie, der junge Costello hat etwas mit Sammy Gainsboroughs Verschwinden zu tun?«
»Ich bin mir nicht sicher. Er sagt, er wüsste nicht mal, dass Sammy vermisst wird. Vielleicht wusste er es wirklich nicht. Möglich, dass Sammy auf Sauftour ist und in ein paar Tagen wieder auftaucht.«
»Aber wenn er wirklich verschwunden ist, würde ich Costello genau unter die Lupe nehmen. Wenn er seinem Alten auch nur ein bisschen gleicht, ist er ein krummer kleiner Dreckskerl, der aus allem, was ihm in die Finger kommt, Geld zu quetschen versucht.«
»Ich werde daran denken. Wie gut kennen Sie Costello? Costello senior, meine ich.«
»Besonders viel hatte ich nicht mit ihm zu tun. Er hat eine Kneipe im East End und betreibt Glücksspiel. Er zahlt Hammer Murphy einen Anteil, und Murphy fordert ab und zu Gefälligkeiten von ihm ein. Borgt sich Leute und so was. Murphy beherrscht sein Revier, als wäre es ein Königreich. Oder ein Lehensgut. Costello tut, was ihm gesagt wird, bezahlt, was man von ihm verlangt, und darf tun, was er will, solange Murphy über alles im Bilde ist.«
»Das ist so ziemlich genau das, was ich dachte. Und Costello junior lernt das Geschäft von seinem alten Herrn?«
»Costello hat zwei Söhne, Paul und seinen älteren Bruder Michael. Ich glaube nicht, dass Costello die beiden besonders mag. Paul ist eine Niete, aber Michael ist noch schlimmer. Er hat sich für seinen Alten als wirkliche Enttäuschung entpuppt.«
»Ach?«
»Ja. Stellen Sie sich mal die Schande vor, wenn Ihr Sohn ein ehrlicher Mensch wird, während Sie Ihr Leben dem Verbrechen gewidmet haben. Muss ein schwerer Schlag für Costello gewesen sein, als die Frucht seiner Lenden sich als ehrbar erwies. Michael hat sogar die Priesterschaft in Erwägung gezogen, erzählt man sich, ist dann aber nach Edinburgh gezogen und arbeitet jetzt im öffentlichen Dienst.«
»Scheiße.« Mein Tonfall und mein Gesichtsausdruck zeigten mein Mitgefühl mit Vater und Sohn. »Im öffentlichen Dienst in Edinburgh. Das hat keiner verdient. Kennen Sie einen Franzosen namens Barnier?«, fragte ich.
»Alain Barnier? Sicher. Was hat er mit der Sache zu tun?«
»Sheila Gainsborough zufolge gehörte er zum Dunstkreis von Sammy Pollock.«
Jonny lächelte. »Alain Barnier gehört zu niemandes Dunstkreis. Er hat seinen eigenen Dunstkreis. Er ist ein raffinierter Hurensohn.«
»Zu wem gehört er?«
»Zu keinem.«
»Kommen Sie, Jonny. Jeder, der in dieser Stadt etwas laufen hat, gehört zu Ihnen, Murphy oder Sneddon.«
»Barniers Geschäfte sind weitgehend legal. Sicher, er hat bestimmt ein paar nette Nebeneinkünfte, aber nichts, was uns interessieren würde. Ich habe ab und zu geschäftlich mit ihm zu tun.«
»Was für Geschäfte sind das? In welcher Branche ist er tätig?«
»Offiziell ist er Importeur. Er führt hauptsächlich Weine und Spirituosen ein. Außerdem importiert er Waren aus Fernost: Möbel, Kunstgegenstände und so einen Mist. Er lebt seit ein paar Jahren hier und beliefert ein paar von den teureren Restaurants der Stadt. Auch in Edinburgh. Aber wenn Sie etwas anderes brauchen, kann er es Ihnen wahrscheinlich auch besorgen.« Jonny schenkte uns nach und neigte noch einmal das Etikett der Heaven-Hill-Flasche in meine Richtung. »Barnier ist meine Quelle für dieses Zeug. Cognac liefert er auch.«
»Er macht dem Zoll
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