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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Talent für farbige Metaphern. »Und ich frage mich, wie das wohl kommt. Er war ein wichtiger Buchmacher, aber die Bullen, die an dem Fall arbeiten, sind zu viele und zu hoch oben.«
    Ich nickte. Es passte. Ich hatte mich selbst schon gefragt, weshalb McNab sich einschaltete. »Sie meinen also, der Polizei geht es um das Geschäft, das Small Change einfädeln wollte?«
    »Wenn das der Grund ist, muss es etwas wirklich Großes sein. Und wenn es wirklich so groß ist, will ich verdammt noch mal wissen, worum es geht. Sie haben Kontakte zur Polizei, oder?«
    »Ja ...«, antwortete ich zögernd und fragte mich, wie viel Sneddon von meiner Abmachung mit Taylor wusste. Dann ermahnte mich der Zug des schweren Umschlags in meiner Jacke, nicht allzu lange zu zögern. »Sie aber auch. Wahrscheinlich bessere als ich.«
    Sneddon beugte sich vor. »Ich habe es Ihnen schon mal gesagt, ich will damit nichts zu tun haben. Deshalb nehme ich Sie als Mittelsmann. Wollen Sie das Geld oder nicht?«
    Ich nahm einen langen letzten Zug von der Zigarette, drückte sie in einem Kristallklotz von Aschenbecher aus, nahm meinen Hut und stand auf.
    »Ich kümmere mich darum.« Ich wandte mich zur Tür, drehte mich dann aber noch einmal zu ihm um. »Sie kennen doch jeden, der in dieser Stadt was laufen hat, nicht wahr?«
    »So ziemlich.« Sneddon lehnte sich in seinem Kapitänssessel aus grünem Leder und Nussbaumholz zurück. Wahrscheinlich war es ein Piratenkapitänssessel.
    »Haben Sie je von einem gewissen Largo gehört?«, fragte ich.
    Er überlegte kurz und schüttelte den Kopf.
    »Okay, danke. Ich dachte nur, ich frage lieber.«
***
    Umweltverschmutzung kann was Schönes sein. Als ich Sneddons Haus verließ, blieb ich kurz bei meinem Wagen stehen und blickte nach Westen. Sneddons Haus stand nicht nur in gesellschaftlicher Hinsicht erhöht; ich konnte auch über die Baumwipfel hinweg bis zum Stadtrand und noch weiter sehen. Die Glasgower Luft war von der körnigen Sorte und verwandelte Sonnenuntergänge in gewaltige, diffuse Farbschleier, als hätte jemand goldene und rote Farbe durch gemusterte Seide geseiht. Mit einem Gefühl der Zufriedenheit stand ich da und blickte nach Westen.
    Die Zufriedenheit rührte allerdings eher von dem dicken Batzen Geld her, der mein Jackett beschwerte, als vom Sonnenuntergang. Ich stieg wieder in den Atlantic und fuhr zurück in die Stadt.
    Ich hätte aufmerksamer sein müssen. Diesmal waren viel mehr Raffinesse und erheblich mehr Verstand im Spiel.
***
    Ich folgte der Biegung in der Straße, wo Bearsden eine Sprosse auf der gesellschaftlichen Leiter hinabsteigt und zu Milngavie wird, als ich einen blauen 48er Ford Zephyr 6 am Bordstein stehen sah. Die Motorhaube war offen, und der Fahrer stand neben dem Auto am Straßenrand. Er war ungefähr fünfunddreißig, hatte dunkles Haar und war, soweit ich erkennen konnte, gut gekleidet. Ich sage, soweit ich erkennen konnte, weil er tat, was jeder echte Mann bei einer Autopanne tut: Er stand am Straßenrand, eine Hand in die Hüfte gestemmt, und kratzte sich mit der anderen am Kopf. Und wie jeder echte Mann hatte er sein Jackett ausziehen und sich die Ärmel hochkrempeln müssen, ehe er sich ans Kopfkratzen machte. Die Haltung drückte von Eigensinn gemilderte Hilflosigkeit aus: Er hatte alles getan, was er konnte, und um Hilfe bat er nur, weil er nicht mehr weiterwusste.
    Ich murmelte einen Fluch, als ich sah, dass er mein Auto bemerkt hatte und andeutungsweise die Hand schwenkte, um mich heranzuwinken. Das ist die Regel: Man gibt sich nicht allzu verzweifelt, sondern winkt einem anderen Mitglied des gleichen Automobilklubs, um den Beistand zu erhalten, den man selbst unter den gleichen Bedingungen auch leisten würde.
    Trotz all meiner Bemühungen bin und bleibe ich Kanadier. Das bedeutet, dass ich an dem chronischen und wahrhaft kanadischen Geburtsfehler der Höflichkeit leide, so hart ich auch versucht habe, mich davon zu heilen. Gangstern und Bullen gegenüber riskierte ich vielleicht eine zu dicke Lippe und verprügelte hin und wieder allzu großschnäuzige Schlägertypen, und ich habe auch Unzucht getrieben und gelegentlich geflucht und den Namen des Herrn missbraucht, manchmal sogar alles gleichzeitig. Andererseits hatte ich schon so vielen kleinen alten Damen über die Straße geholfen, dass die Pfadfinder überlegten, einen Killer auf mich anzusetzen.
    Dieser Kerl brauchte eindeutig Hilfe. Ich musste anhalten, um ihm zu helfen. Ich war so kanadisch, dass

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