Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
verzog das Gesicht rings um den Mund bei dem vergeblichen Versuch eines Lächelns. Das Ergebnis war eine kalte, harte, erbarmungslose Fratze.
    »Ja, zum Beispiel. Meine Güte, hier dauert es wirklich nicht lange, bis sich etwas herumgesprochen hat. MacFarlanes Leiche ist noch nicht mal kalt. Haben Sie mich deshalb von Twinkletoes und Grinsemaul auflesen lassen?«
    Sneddon warf über die Schulter einen Blick auf die Menge. »Gehen wir ins Haus. Da ist es stiller.«
***
    In Sneddons Haus in Bearsden, einem Herrensitz im Pseudo-Baronial-Stil mit manikürtem Garten, war ich schon ein paar Mal gewesen. Dieses Haus hier war völlig anders. Gleich in der Eingangshalle wusste ich, dass ich Geschäftsräume betrat. Von außen war es ein viktorianisches Gutshaus, innen ein viktorianisches Bordell mit puterroten Vorhängen aus dickem Samt, Chaiselonguen und gerahmten Rubens-Titten an den Wänden. Aus dem ehemaligen Wohnzimmer hatte man eine Bar mit verstreut stehenden Sofas gemacht. Auf einem der Sofas saß eine barmherzige Schwester und ließ sich mit gelangweiltem Gesicht von einem betrunkenen sabbernden Freier betatschen. Aus einem Plattenspieler in der Ecke schmalzte der Sänger Mel Tormé, genannt »Velvet Fog«, und hinter der Theke hielt ein anderes Mädchen Anfang zwanzig die Stellung. Die Kleine trug ebenfalls zu viel Schminke und zu wenig Stoff.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Sneddon in einem Tonfall, der mir deutlich machte, dass es ihn einen Dreck scherte, was ich davon hielt.
    »Nettes Ambiente. Weckt den Romantiker in mir.«
    Sneddon schnaubte so etwas wie ein Lachen. Er klopfte Twinkletoes gegen die Brust und machte eine Kopfbewegung zu dem Betrunkenen und seinem Mädchen. Twinkletoes gehorchte und bugsierte sie aus dem Salon.
    »Was soll ein netter Junge wie ich an einem Ort wie diesem?«, sagte ich.
    Sneddon befahl dem Mädchen hinter der Theke, uns zwei Whisky einzugießen. Mir fiel auf, dass sie eine Flasche Single Malt unter dem Tresen hervorholte. Der gute Stoff.
    »Sie waren heute Abend bei Small Change. Was haben Sie mit ihm zu tun? Wollte er, dass Sie für ihn schnüffeln?«
    »Geschnüffelt habe ich nur bei seiner Tochter. Rein privat, nichts Geschäftliches.«
    »Sicher?« Sneddon kniff die Augen zusammen. Er sah aus, als bestünde sein Kopf nur aus Stirn, was in Glasgow ein Vorteil war. Athen war die Wiege der Demokratie, Florenz hat der Welt die Renaissance geschenkt, und Glasgow hat den Kopfstoß zu einer Kunstform entwickelt. »Glasgower Kuss«, so nennt man ihn liebevoll in allen Ländern auf Erden. »Es tät mich ärgern, wenn Sie nicht völlig ehrlich zu mir wären.«
    »Hören Sie zu, Mr. Sneddon. Ehe ich Sie anlüge, würde ich es mir sehr gut überlegen. Ich weiß selber, dass Twinkletoes nicht Twinkletoes heißt, weil er tanzt wie Fred Astaire. Ich hänge an meinen Zehen und möchte gern glauben, dass es meinen Zehen umgekehrt genauso geht. Außerdem hat Superintendent McNab mir heute Abend schon die gleiche Frage gestellt.«
    »McNab?« Sneddon stellte das Glas auf die Theke. »Was hat der damit zu tun? Ich dachte, die Sache wäre ein Bruch gewesen, der aus dem Ruder gelaufen ist.«
    »Es ist wohl ein größerer Fall. Small Change war kein Niemand«, erwiderte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich Sneddons Möglichkeiten der Informationsbeschaffung beeindruckten. Allerdings war auch ich eine dieser Möglichkeiten. »Jedenfalls musste ich ihm gut zureden, bis er einsah, dass ich mit MacFarlane nichts zu tun hatte.«
    »Und stimmt das? Sie hatten wirklich nichts mit Small Change oder seinem Geschäft zu tun?«
    »Wie gesagt, ich gehe mit seiner Tochter, das ist alles. Wo ist das Problem?«
    Sneddon winkte ab, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen. »Schon gut. Ich hatte Geschäfte mit Small Change am Laufen.«
    »Ach?«
    Sneddon sah mich an. »Hören Sie, Lennox, wenn Sie bei MacFarlane ein und aus gehen, können Sie mir vielleicht helfen.«
    »Wenn es möglich ist«, sagte ich lächelnd, wobei ich mir nicht anmerken ließ, wie sich mir der Magen zusammenzog.
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden, was die Bullen machen. Und wenn Sie die Gelegenheit bekommen, gucken Sie, ob Sie von Small Change ein Notizbuch finden. Einen Terminkalender oder so was, wo er sich aufgeschrieben hat, mit wem er sich wann und wo trifft. Oder ein Tagebuch und so ’n Zeug.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Scheiße, nein, dürfen Sie nicht!« Dann seufzte er, als gebe er dem

Weitere Kostenlose Bücher