Lennox 02 - Lennox Rückkehr
»Außer natürlich mit Feniern. Jedenfalls, dieser junge Boxer, an dem wir Anteile haben, wird mal ’ne ganz große Nummer. Der hat ’nen rechten Haken, auf den können Sie Ihre Rente wetten. Die Sache ist nur die, dass man dem Jungen Scherereien macht.«
»Was für Scherereien?«
»Dumme Streiche. ’n toter Vogel im Briefkasten, Farbschmierereien auf seinem Auto, so ’n Scheiß eben.«
»Hört sich an, als hätte er jemanden verärgert. Ist er zur Polizei gegangen?«
Sneddon beäugte mich. »Na klar. Bei meinen harmonischen Beziehungen zu den Bullen hab ich ihm natürlich sofort dazu geraten. Benutzen Sie Ihren Kopf, Lennox. Wenn die Bullen anfangen herumzuschnüffeln, stehen sie früher oder später bei mir oder bei Jonny Cohen auf der Matte. Uns wäre es lieber, wenn unsere Teilhaberschaft eine stille bleiben täte. Cohen war es, der vorgeschlagen hat, dass Sie dem mal nachgehen. Diskret, versteht sich.«
»Diskretion«, sagte ich salbungsvoll, »ist mein zweiter Vorname. Wen kann er denn so sehr auf dem Schlips getreten haben, um eine Vendetta vom Zaun zu brechen?«
»Keinem. Jedenfalls keinem, der ihm einfällt. Ich meine, im Ring hat er natürlich schon dem einen oder anderen wehgetan, aber ich glaub nicht, dass es darum geht. Ich vermute eher, jemand hat auf seine Niederlage gesetzt, wenn er gegen den Kraut boxen tut, und jetzt versuchen sie ihn vor dem Kampf fertigzumachen. So, wie wenn man in der Nacht vor dem Hunderennen Fish and Chips in den Zwinger wirft.«
»Warten Sie mal ... bevor er gegen den Kraut kämpft? Meinen Sie Jan Schmidtke? Ist Bobby Kirkcaldy Ihr Boxer?«
»Er ist nicht mein Boxer. Aber man könnte sagen, mir gehört ein Stück von ihm. Also?«
Ich pfiff leise. »Eine kluge Investition, Mr. Sneddon. Kirkcaldy ist klasse. Sie haben recht, der wird es weit bringen.«
»Oh ...« Wieder lächelte Sneddon auf die einzige Art, die er beherrschte. Höhnisch. »Ich bin ja so zufrieden, dass meine Geschäftsentscheidungen Ihre Billigung finden. Cohen und mir hat es schon schlaflose Nächte bereitet, dass wir ohne Ihr Okay angefangen haben.«
Ich musste zugeben, Sneddon verstand sich auf Sarkasmus erheblich besser als McNab. Aber lange nicht so gut wie ich.
»Ich sage nur, dass Kirkcaldy ein Glücksgriff ist«, erwiderte ich. »Mit ihm ist eine Menge los. Im wahrsten Sinne des Wortes. Haben Sie eine Idee, wer versuchen könnte, ihm Angst zu machen?«
Sneddon zuckte die Achseln. »Das ist Ihr Job. Sie finden es heraus. Und lassen Sie den Betreffenden nicht wissen, dass Sie ihm auf den Fersen sind. Wollen Sie den Job?«
»Übliches Honorar?«
Sneddon griff in seinen Maßgeschneiderten, zückte die Brieftasche und gab mir vierzig Pfund in Fünfern. Das war mehr, als die meisten Leute in einem Monat verdienten, aber Sneddons Brieftasche wirkte danach nicht besonders leichter. »Es ist noch ’n Hunderter mehr für Sie drin, wenn Sie mir sagen, wer hinter dem ganzen Scheiß steckt.«
»Geht in Ordnung.« Lächelnd nahm ich das Geld an. Das Lächeln gehörte zu meiner Kundenbindungsstrategie. Andererseits fiel es mir auch sehr leicht zu lächeln, wenn andere Leute mir Geld gaben. Ein sauberer Auftrag. Legal, ganz wie Sneddon behauptet hatte. Ich brauchte ihm nur einen Namen zu liefern. Aber ich versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken, was mit dem Gesicht, das zu dem Namen gehörte, passieren würde, nachdem ich ihn Sneddon genannt hatte.
»Sie sagen, Sie hätten mit Small Change MacFarlane über ein paar Boxer gesprochen. War Kirkcaldy einer davon?«
»Scheiße, nein! Nein, das war nichts in dieser Klasse. Nur ein paar mögliche aufstrebende Talente, das ist alles. Small Change hat von meinem Anteil an Kirkcaldy überhaupt nichts gewusst. Egal was Sie einem Buchmacher sagen, Sie müssen es sich vorher immer sehr genau überlegen. Hier ist Kirkcaldys Adresse.« Sneddon reichte mir einen zusammengefalteten Zettel. »Brauchen Sie sonst noch was?«
Ich machte eine kleine Show aus meinem nachdenklichen Stirnrunzeln, obwohl mir die Idee in dem Augenblick gekommen war, als Kirkcaldys Name fiel. »Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn Sie mir eine Eintrittskarte für den großen Kampf besorgen. Da kann ich jeden treffen, der mir sonst vielleicht ausweicht.«
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie der Sache vorher auf den Grund gehen. Aber gut, das krieg ich hin. Sonst noch was?«
»Wenn mir etwas einfällt, sage ich Bescheid«, entgegnete ich und verfluchte mich innerlich,
Weitere Kostenlose Bücher