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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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seufzend versprach er mir, sich umzuhören. Im Gegenzug wollte er wissen, wieso ich fragte, und ich sagte ihm die Wahrheit: dass Fraser ein Anwalt sei und mich zu engagieren gedenke und ich seine Referenzen überprüfen wolle, ehe ich den Auftrag annahm. Ferguson versprach, mich später im Büro anzurufen, sobald er etwas erfuhr. Außerdem stellte er klar, dass das nächste Mittagessen, zu dem ich ihn einladen würde, höherklassiger sein müsse als eine Pastete im Horsehead.
    Ich ging zu Fuß zu meinem Büro. Es war viel zu warm für die Jahreszeit – und schwül, anscheinend die einzige Form von Wärme, die es in Glasgow gibt. Selbst mitten in der Hitzewelle des Sommers kommt es einem vor, als hätte die Stadt ihre Poren geöffnet und sich nassgeschwitzt. Etwas an dieser Schwüle saß mir allerdings in der Nase und der Brust fest; das alte Gefühl, das mich immer warnte, wenn es Smog geben würde.
    Als ich im Büro ankam, lag die Nachmittagspost im Kasten. In einem Umschlag fand ich ein einfaches Blatt Papier mit einer Namensliste. Keine Unterschrift, kein Begleitschreiben oder sonst etwas zeigte, wer es gesandt hatte. Isa und Violet waren vielleicht doch nicht ganz so arglos, wie sie mir vorkamen.
    Von den Namen kannte ich nur drei, zufällig auch den, der ganz oben auf der Liste stand. Einen Augenblick lang gab ich mich der Hoffnung hin, der Michael Murphy auf der Liste wäre nicht derjenige, der mir sofort in den Sinn kam. Ich übertrug die Liste in mein Notizbuch:
    MICHAEL MURPHY
HENRY WILLIAMSON
JOHN BENTLEY
STEWART PROVAN
RONALD MCCOY
    Fünf Namen. Am Überfall auf die Empire Exhibition waren fünf Räuber beteiligt gewesen. Von diesen fünfen war jedoch einer Strachan selbst gewesen, und wenn der Michael Murphy auf der Liste der Michael Murphy war, an den ich dachte, dann hatte ich keine Aufzählung potenzieller Gangmitglieder vor mir.
    Während ihres Besuchs in meinem Büro hatte Isa – oder Violet? – mir eine Telefonnummer gegeben, die ich jetzt wählte. Am anderen Ende hob dann doch Isa ab. Ich fragte sie, ob der Michael Murphy auf der Liste Hammer Murphy sei, und sie antwortete, sie wisse es nicht mit Sicherheit, doch die Möglichkeit bestehe: Ihr Vater habe Murphy gekannt.
    »Was hatte Ihr Vater mit Murphy zu tun?«, fragte ich.
    »Daddy kannte alle Murphy-Brüder. Ich glaube, sie haben ab und zu für Daddy gearbeitet. Mam sagte, das war, ehe Michael Murphy selbst Erfolg hatte und wichtig wurde. Aber damals war Michael Murphy hin und wieder hier. Ich erinnere mich nicht an ihn, aber ich war ja auch noch klein.«
    »Und Henry Williamson?«, fragte ich. Der Name war mir aufgefallen, weil er für Glasgow nicht typisch war.
    »Das war ein guter Freund von Daddy. Ich habe ihn jedoch nie kennengelernt. Nach allem, was Mum sagte, kannte Daddy ihn schon lange. Seit dem Krieg. Dem Großen Krieg, meine ich.«
    »Ihr Vater hat also im Ersten Weltkrieg gedient?«
    »Jawohl. Er war ein Held, müssen Sie wissen.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr Vater dazu alt genug war.«
    »Er diente kurz vor Kriegsende.«
    »Und beim Militär hat er Williamson kennengelernt?«
    »Ich glaube schon.«
    »War Williamson auch in dunkle Machenschaften verwickelt?«
    Am anderen Ende der Leitung trat kurzes Schweigen ein; ich fragte mich, ob ich sie beleidigt hatte, weil ich ihr die Quelle des väterlichen Reichtums ins Gedächtnis rief.
    »Das weiß ich nicht. Ehrlich nicht«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass Mr. Williamson je im Gefängnis gesessen hat oder so. Aber ich weiß es nicht sicher. Nachdem Daddy fortgegangen war, stellte Mr. Williamson seine Besuche bei uns ein. Aber vorher haben sie einander sehr oft gesehen.«
    »Wissen Sie, wo ich ihn finden kann? Wo er wohnt?«
    »Nicht so richtig. Ich weiß nur, dass er wie Daddy aus Gorbals stammte und dann raus nach Milngavie gezogen ist. Aber das ist achtzehn Jahre her.«
    »Verstehe«, sagte ich. Isa war vermutlich nicht klar, dass sie meine Frage, ob Williamson ein Krimineller sei, damit beantwortet hatte. Er war von Gorbals nach Milngavie gezogen. Hätte es eine Glasgow-Version von Monopoly gegeben, wäre ein solcher Zug ohne eine Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei- Karte unmöglich gewesen.
    Ich ging die anderen Namen mit Isa durch. Zwei weitere von ihnen kannte ich, oder ich begriff, dass ich sie kennen musste, sobald Isa mir ein wenig über sie erzählte. Allesamt Räuber und Schläger. Ich zog in Betracht, dass ich tatsächlich die Liste der Empire-Exhibition-Bande

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