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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ein Immobilienbüro und drei Autohäuser, außerdem besaß er einen Anteil an einer größeren Reparaturwerft in Clydeside.
    Er zahlte seine Steuern rechtzeitig und in voller Höhe. Auf Shilling und Penny genau.
    Willie Sneddon – von dem es hieß, er habe einmal aus einer Laune heraus einem seiner kriminellen Widersacher die Füße mit kochendem Wasser verbrüht, bis sich das Fleisch von den Knochen löste, weil der betreffende Ganove angekündigt hatte, er wolle »Sneddon mal Dampf machen« –, dieser Willie Sneddon verkehrte jetzt mit Gutsherren, Reedern, Industriellen und hohen Beamten.
    Trotzdem griff Sneddon weiterhin, so hieß es, auf die Dienste von Twinkletoes McBride zurück, seinem Cheffolterknecht, und einem Gefolge aus als Teddy Boys verkleideten Gorillas einschließlich Singer, dem stummen Riesen mit dem ironischen Spitznamen. Ich rätselte oft, wie sich Twinkletoes McBride – dessen Stärke Kraft und Grausamkeit und dessen Schwäche Grips und Subtilität waren – an die für ihn neue Geschäftswelt angepasst hatte. Irgendwie stellte ich ihn mir jetzt mit Melone und Nadelstreifen vor, den Bolzenschneider, mit dem er wortkargen Opfern die Zehen abknipste, in einem eleganten Aktenkoffer an seiner Seite.
    Sneddons Sekretärin versuchte mich auf den nächsten Tag zu vertrösten, doch ich trug dick auf und riskierte einiges, indem ich behauptete, es sei eine wichtige, dringliche Angelegenheit, die dennoch nur zehn Minuten von Sneddons kostbarer Zeit beanspruchen würde. Sie bat mich, am Apparat zu bleiben, und erkundigte sich kurz bei ihrem Boss; als sie wieder dran war, sagte sie mir, dass Sneddon mich in einer Stunde empfangen würde.
***
    Fast sofort nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte das Telefon. Jock Ferguson war am Apparat.
    »Ich habe mich nach Donald Fraser erkundigt. Der ist so koscher wie ein Metzger in Tel Aviv. Hauptsächlich befasst er sich mit Vertragsrecht. Ich hätte nicht gedacht, dass er auch mal einen Scheidungsfall übernimmt.« Ferguson hatte die naheliegende Schlussfolgerung gezogen, und ich beschloss, ihn nicht aus seinem Irrtum zu befreien.
    »Ich glaube, er behandelt den Fall aus einer Verpflichtung heraus«, erwiderte ich. »Ein persönlicher Gefallen einem Mandanten gegenüber. Haben Sie noch etwas über ihn herausgefunden?«
    »Da gibt es nichts herauszufinden. Ging in Fettes in Edinburgh zur Schule. Während des Krieges war er bei der Home Guard. Anscheinend kam er wegen seiner schlechten Augen nicht zu den regulären Truppen. Sein Vater war im Ersten Weltkrieg Offizier.«
    »Himmel, Jock, Sie recherchieren ja erheblich besser, als ich dachte.«
    »Eigentlich nicht. Einer der ranghohen Uniformträger hier, Chief Superintendent Harrison, hat Fraser im Krieg kennengelernt. Fraser und Harrison waren offenbar dicke Freunde. Deshalb würde ich sagen, Fraser ist okay.«
    »Prima«, sagte ich. »Danke, Jock. Mehr wollte ich nicht wissen.«
    »Und was macht Ihr Rumschnüffeln im Empire-Raub? Ist schon jemand hochgesprungen und hat Ihnen die Zähne eingetreten?«
    »Noch nicht. Aber wo wir schon …«
    »Und los geht’s …«, seufzte Ferguson am anderen Ende der Leitung.
    »… davon reden«, fuhr ich fort, »was wissen Sie über Henry Williamson und John Bentley?«
    »Das ist einfach«, sagte Ferguson. »Nichts. Nie von ihnen gehört. Das heißt, ich kenne ein paar Williamsons – ist ja kein ungewöhnlicher Name –, aber keinen, der mit der Unterwelt zu tun hat, und schon gar keinen, der Joe Strachan kennen könnte. Und ich glaube, Henry heißt auch keiner von ihnen. Ich könnte natürlich herumfragen, aber dann kaufen Sie mir am Ende schon wieder so eine Horsehead-Pastete, und ich glaube allmählich, sie sind gar nicht nach der Wirtschaft benannt, sondern nach ihrem Inhalt.«
    »Okay, beim nächsten Mal gibt es ein italienisches Menü.« Ich hatte Jock Ferguson schon einmal zu Rosselli eingeladen. In Glasgow war ein Italiener unvorstellbar exotisch, und Jock hatte fünf Minuten lang misstrauisch in seinen Spaghetti herumgestochert. Vierzig Minuten und zwei Flaschen billigen Chianti später schien er sich zu einem begeisterten Anhänger der italienischen Küche entwickelt zu haben. Aber trotz aller Begeisterung, die Jock Ferguson an diesem Abend vorgegeben hatte: Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er irgendwann einmal den Arm um die Schultern eines Kellners schlang und das O sole mio zum Besten gab.
    »Haben Sie schon etwas über die beiden?«, fragte er. »Dann weiß ich,

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