Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell

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und schlossen das Geld in den Hauptsafe ein, damit es nicht im Nachttresor eingeworfen werden musste.«
    »Also waren in dem Panzerwagen nicht nur die Einnahmen der Ausstellung?«
    »Richtig. Aber woher die Räuber das wussten, bleibt ein Geheimnis. Die Kripo nahm an, dass die Gangster Hilfe oder irgendwoher Tipps bekommen hatten. Von Eingeweihten. Das gesamte Personal des Textilgroßhändlers wurde verhört, die Kriminalpolizei bekam jedoch nichts heraus. Wie auch immer, am 23. Juli 1938 schloss die Ausstellung wie jeden Abend, und der Panzerwagen hatte gerade das Geld eingeladen, als er von den Bewaffneten überfallen wurde. Fünf Mann waren es. Der Fahrer und der Wachmann spielten mit, weil sie annahmen, dass die Burschen es ernst meinten, nachdem einer von ihnen dem Fahrer eine reingehauen hatte. Auf dem Ausstellungsgelände war jedoch eine kleine Polizeiwache. Sie hätte eigentlich schon leer sein sollen, aber der junge Constable, der dort tagsüber Dienst hatte, war noch da, weil ihn irgendetwas aufgehalten hatte.«
    »Gourlay?«
    »Genau, Charlie Gourlay … Er wollte gerade das Ausstellungsgelände verlassen, als er mitten in den Überfall hineinlief. Der Fahrer des Wagens sagte aus, dass der größte der Räuber ihn ohne einen Augenblick zu zögern mit seiner Schrotflinte niederschoss. Kaltblütiger Mord.«
    »Hatten Sie mit dem Fall zu tun?«
    »Nein, mein Revier war am anderen Ende der Stadt. Aber natürlich war das eine große Neuigkeit, die allergrößte. Der Mord an einem Polizisten wurde als Angriff auf die gesamte Polizei angesehen – darin hat sich bis heute nichts geändert. Wie ich schon sagte, wir wurden alle zusammengerufen und über die Vorgänge in Kenntnis gesetzt. Ich sage Ihnen, jeder einzelne Polizist in der Stadt hielt die Augen nach Joe Strachan offen. Ein paar arme Burschen bekamen ziemlich auf die Fresse, bloß weil Strachans Beschreibung auf sie passte.«
    »Und man ging sofort davon aus, dass Strachan es getan hatte?«
    »Aye. Wegen des Überfalls auf die Commercial Bank und der Sache davor hatte es schon Gerüchte gegeben, er wäre es gewesen. Aber ich glaube, das war noch nicht alles.«
    »So?«
    »Wenn Sie mich fragen, hat jemand Strachan verpfiffen. Ich meine, wir haben nie jemand anderen gesucht!«
    »Aber Strachan stand nicht in dem Ruf, ein kaltblütiger Killer zu sein, oder?«
    »Nein … das nicht. Nein …« Archie zuckte mit den Achseln und ließ die Antwort in der Luft hängen, was seine Miene von kummervoll zu trübselig umschlagen ließ. »Ich kenne natürlich nicht alle Einzelheiten, denn ich war nur ein einfacher Bobby, aber soweit ich weiß, hatte Strachan überhaupt keine Vorstrafen. Ihm hat niemand je etwas anhängen können. Er war ein Geheimniskrämer, und er sorgte dafür, dass nichts Belastendes je an ihm kleben blieb, deshalb weiß Gott allein, was in ihn gefahren ist. Vielleicht war Gourlay nicht sein erster Mord. Mehr als das weiß ich nicht. Sie müssten mit jemandem sprechen, der damals bei der Kriminalpolizei war. Oder mit Willie McNab.«
    »Superintendent McNab?« Ich lachte. »Der würde mir die Eier abreißen, wenn er wüsste, dass ich mit diesem Fall zu tun habe. Ich habe gehört, er war ein guter Freund Gourlays.«
    »Wirklich?« Die gewaltige Masse von Archies Stirn legte sich in Falten. »Wusste ich gar nicht. Aber wenn Sie’s sagen.«
    »Hatten Sie je mit einem Billy Dunbar zu tun?«
    »Nee, das kann ich nun nicht behaupten«, sagte Archie nach kurzem Nachdenken.
    »Das hier ist seine letzte bekannte Adresse.« Ich gab Archie die Anschrift, die ich von Jock Ferguson erhalten hatte. »Und die einzige Spur. Könnten Sie versuchen, ihn zu finden?«
    »Ich fange also an, was?« Archie zog die Brauen hoch. »Wann bekomme ich meinen Trenchcoat und den Revolver?«
    »Ich glaube, Sie bringen da Humphrey Bogart und John Wayne durcheinander. Aber, ja, es ist ein Auftrag. Schreiben Sie sich Ihre Zeit und Ihre Ausgaben auf. Schauen Sie nur, ob Sie ihn finden. Aber versuchen Sie, ihm keine Angst zu machen. Ich möchte nur mit ihm reden, okay?«
    »Ich werde mich bewegen wie ein Panther in der Nacht«, sagte Archie.

7
    Ich gab die Schlüssel des Transporters im Büro ab und fuhr Archie in meinem Atlantic nach Hause. Danach kehrte ich zum Central Hotel zurück, um meine Sachen dort abzuholen, und benutzte eine der Telefonzellen im Foyer. Sie bestand aus Nussbaum, Messing und gewienertem Glas und roch kein bisschen nach Pisse. Ich rief Fiona White an und sagte