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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ich, dass mir jemand folgte. Es war dunkel, und der Nebel war wieder da, aber bei Weitem nicht so dicht wie gestern. Der ideale Zeitpunkt für einen Überfall ist der Moment, in dem man seinen Wagen aufschließt, also ging ich an dem Atlantic vorüber, beschleunigte den Schritt und bog rasch in eine Gasse ab, die die West Nile Street mit der Buchanan Street verband. Kaum war ich um die Ecke, drückte ich mich an die Mauer und wartete darauf, dass er mir folgte. Ganz wie ich es mir vorgenommen hatte: Bei diesem Tanz würde ich die Führung übernehmen.
    Ich sah die Gestalt einen Augenblick lang zögern, dann kam sie ebenfalls in die Gasse. Ich sprang vor, packte den Kerl beim Kragen und machte aus seinem Mantel eine improvisierte Zwangsjacke, indem ich ihn von Schultern und Oberarmen nach unten riss. Dann knallte ich den Kerl mit dem Rücken gegen die Mauer, rammte ihm meinen Unterarm unters Kinn und drückte ihm die Luft ab.
    Schon bevor ich einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte, war mir klar, dass es nicht der gleiche Kerl war wie gestern Morgen im Smog. Es war viel zu leicht gegangen, und außerdem war der Bursche winzig.
    Zwei vor Angst weit aufgerissene Augen starrten mich durch eine schiefe Hornbrille an.
    »Bitte … bitte, tun Sie mir nichts …«, flehte er.
    »Scheiße … Mr. MacGregor …« Ich ließ den Buchhalter los. »Warum verfolgen Sie mich?«
    »Ich … ich habe Sie in der Bar gesehen. Ich weiß, wieso Sie da waren. Ich wusste es einfach.«
    »Äh … nein, wussten Sie nicht, Mr. MacGregor«, sagte ich nachdrücklich. »Ich bin kein warmer Bruder.«
    »Nein, nein … das weiß ich ja, Mr. Lennox. Aber ich weiß, dass Sie mich beobachten. Deshalb bin ich Ihnen gefolgt. Ich verspreche, ich gehe dort nie wieder hinein! Niemals. Bitte! Es war das erste Mal …« Seine angstvollen Beteuerungen schlugen in Betteln um. »Na gut, das zweite Mal, aber das war alles, ich schwöre es! Ich verspreche Ihnen, ich tue es nie wieder. Hören Sie, ich habe Geld! Ich gebe es Ihnen. Sagen Sie nur dem Bankdirektor nichts. Ich weiß, dass er Sie engagiert hat, damit Sie mich überprüfen … Oder die Polizei. O gütiger Gott, nein, nicht die Polizei …«
    »Deshalb sind Sie mir gefolgt?« Ich zog ihm seinen Mantel wieder über die Schultern.
    »Ich hab gesehen, wie Sie die Bar verlassen haben. Ich habe Sie nicht gesehen, als Sie drin waren, aber ich wusste, dass Sie mich gesehen haben. Ich bitte Sie, Mr. Lennox, bitte informieren Sie die Bank nicht …«
    Ich hob meine Hände, um ihn zu beruhigen. »Ganz ruhig, Mr. MacGregor. Ich habe da drin nicht nach Ihnen gesucht. Ich wusste nicht, dass Sie …«, sagte ich, als ich den plötzlichen Wechsel in seinem Gesicht sah, »und ich habe dort auch kein eigenes Vergnügen gesucht. Verschwinden wir erst mal hier aus der Gasse, ehe ein Streifenbulle uns für ein Pärchen hält.«
    Er trat zurück auf die West Nile Street.
    »Kommen Sie«, sagte ich, »ich fahre Sie nach Hause.« Die Situation war mehr als peinlich: MacGregor arbeitete für einen wichtigen Klienten, und ich konnte diese Komplikation nicht brauchen. Dann allerdings dämmerte mir, dass es so schlecht nicht sein konnte, MacGregor in der Hand zu haben. Er sagte mir, dass er in Milngavie wohne, und wir verließen das Stadtzentrum und durchquerten Maryhill.
    »Was haben Sie im Royal gemacht?«, fragte er schließlich. Er war eindeutig noch nicht überzeugt, dass ich es nicht auf ihn abgesehen hatte.
    »Ich habe jemanden gesucht«, sagte ich. »Einen gewissen Downey.«
    »Paul?«
    Ich nahm die Augen von der Straße und drehte mich zu MacGregor. »Kennen Sie ihn?«
    »Ja. Das heißt, ich kannte ihn. Flüchtig. Ich habe ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Was wollen Sie von ihm?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen, Mr. MacGregor. Ich dachte, Sie wären erst zum zweiten Mal in der Bar gewesen …«
    MacGregor errötete. Ja, das ließ sich eindeutig ausnutzen …
    »Hören Sie, ich interessiere mich nicht für Ihr Privatleben. Ich wüsste es aber sehr zu schätzen, wenn Sie mir einen Tipp geben könnten. Ich muss Downey unbedingt sprechen.«
    »Er ging immer in die üblichen Lokale, ins Oak, ins Good Companions, Sie wissen schon. Aber ich habe ihn wie gesagt seit Wochen nicht mehr gesehen. Sie könnten es in den Dampfbädern versuchen. Ich habe gehört, dass Pauls Freund in einem öffentlichen Schwimmbad arbeitet.«
    »Wissen Sie seinen Namen?«
    »Ich fürchte, nein. Halt, warten Sie – ich glaube, sein Freund hieß

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