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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Kunstzeitschriften gelesen hatten – nur lebten sie ihn in Glasgow, nicht in Manhattan. Und die üblichen Verdächtigen in schicken Anzügen und dem harten Aussehen, das einem sagte, es wäre auch dann besser, sie nicht anzustoßen und ihre Drinks zu verschütten, wenn man sie nicht erkannte. Außerdem waren auch richtige Geschäftsleute da, aber im Gegensatz zu den gemeingefährlichen Anzugfritzen hörten die sich die Musik mit dem gleichen Ernst an wie die Beat-Typen, während ihnen durch den Kopf ging, was sie hatten werden wollen und was stattdessen aus ihnen geworden war.
    Verstehen Sie mich nicht falsch: Das Dekor und das Ambiente entsprachen nach wie vor dem, was Glasgower Anstreicher und Innenausstatter für chic und kosmopolitisch hielten, und es war im Black Cat nur unwesentlich weniger unecht und schäbig als in anderen Amüsierschuppen auch, aber die Musik und die gedämpfte Beleuchtung hoben alles über das Erwartete hinaus und verliehen dem Lokal eine Atmosphäre, die Tageslicht und Stille sofort zunichtegemacht hätten.
    Martha, eine der Hostessen, mit denen ich Fang-mich-kitzle-mich gespielt hatte, arbeitete an der Theke. Sie war mittelgroß und der Gene-Tierney-Typ mit dunklem Haar, blauen Augen und einem beeindruckenden Repertoire; wir tauschten ein paar Worte, dann sagte sie mir, dass Murphy mich in einem Hinterzimmer erwartete. Sie runzelte die Stirn, als sie es mir sagte, so wie jeder die Stirn runzelte bei der Vorstellung, Hammer Murphy könnte auf ihn warten. Sie sagte mir, wann sie Feierabend habe, und fragte mich, ob ich spielen kommen wolle, doch ich gab ihr für den heutigen Abend eine Abfuhr. Obwohl ich Zeit hatte. Mich verwirrte, dass ich sofort an Fiona White dachte, und begann mir ernstlich Sorgen zu machen, ob ich mir, wenn ich mich noch mehr auf sie einließ, am Ende noch einen üblen Fall von Treue einfing.
    Im Hinterzimmer wartete ein Savile-Row-Anzug, vollgepackt mit Muskeln und latenter Gewalttätigkeit. Ich war überrascht, dass Murphy allein war – es war zwar so, dass Michael ›Hammer‹ Murphy niemanden brauchte, der ihn beschützte; trotzdem umgab er sich des guten Tons wegen gern mit ein paar psychopathischen Gorillas.
    »Hallo, Mr. Murphy«, sagte ich. »Danke, dass Sie sich –«
    »Machen Sie die Scheißtür zu!«
    Ich machte die Scheißtür zu und setzte mich vor ihn.
    »Ist Strachan jetzt scheißtot oder nicht?« Murphy legte keinen Wert darauf, sein Vokabular durch ein paar Adjektive und Adverbien, die nichts mit ›scheiß‹ zu tun hatten, zu erweitern. Er war ein kleiner Mann, was die Körperhöhe anging, doch in jeder anderen Hinsicht umgab ihn die Präsenz eines boshaften Riesen. Er trug noch immer den Ronald-Coleman-Schnurrbart wie bei unserem letzten Treffen, und sein Haar war teuer und makellos frisiert. Doch mehr Hollywood gab es bei ihm nicht: Murphy war hässlich wie die Nacht, so viel stand fest. Außer ihm kannte ich niemanden, dessen Gesicht aussah wie eine tödliche Waffe. Seine Nase war so oft gebrochen gewesen, dass sie jeden Anklang von Symmetrie und auch die Stelle vergessen hatte, an der sie eigentlich sitzen sollte, und die kleinen Augen saßen tief im wulstigen Fleisch, das durch regelmäßige Bearbeitung mit der Faust entsteht. Dieser Mann war die personifizierte Gewalt. Er dünstete Gewalt geradezu aus. Selbst wenn Murphy vollkommen still saß, fühlte man sich in seiner Gegenwart bedroht.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »und das ist die Wahrheit. Es gibt genauso viele Leute, die überzeugt sind, er hätte den Empire-Raub überlebt, wie es welche gibt, die glauben, es waren seine Knochen, die man am Grund des Clydes gefunden hat.«
    »Wer bezahlt Sie, um den Scheiß rauszufinden?«
    »Sie wissen doch, Mr. Murphy, ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen. Ich nehme den Klientenschutz sehr ernst.«
    »Aye, ich denke schon … Und dafür scheißrespektiere ich Sie, Lennox, wirklich, Scheiße. Und ich will Ihnen die Scheißpeinlichkeit ersparen, das Vertrauen zu enttäuschen, dass irgend so ein Arsch in Sie setzt … Also, passen Sie auf, warum rufe ich nicht ein paar von meinen Jungs, die Ihnen Ihre Scheißkniescheiben in den Arsch rammen, dann können Sie weder für Ihren Scheißklientenschutz aufstehen noch für sonst irgendeine Scheiße.« Er hielt inne, dachte einen Augenblick lang nach und drohte dann mit dem Finger. »Ich sag Ihnen was: Damit Ihre Scheißehre an einem Scheißstück bleibt, brechen wir Ihnen auch noch die Fußgelenke und

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