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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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anderes.«
***
    Nachdem McNab gegangen war, rauchte ich ein paar Zigaretten mit Jock Ferguson und zerredete die ganze Sache noch ein bisschen. Uns unterbrach Dr. »Sonny«, der mir mitteilte, dass ich entlassen sei. Unten wartete Archie auf mich und gab Jock Ferguson die Hand, als wir ankamen.
    »Passen Sie auf ihn auf.« Ferguson gelang es zu klingen, als erteilte er einen Befehl.
    »Ich halte ihn von Fenstern fern«, sagte Archie trübselig.
    Ich verabschiedete mich von Jock Ferguson und lenkte das Gespräch, so beiläufig ich konnte, auf ein Thema, bei dem ich froh war, dass es noch nicht aufgekommen war.
    »Übrigens, Jock, was war das für ein Mord gestern Abend? Govanhill, hat McNab gesagt, glaube ich.«
    Ich hatte die Frage so ungezwungen wie möglich gestellt, aber es klang trotzdem ungelenk.
    »Wieso fragen Sie?«, entgegnete er, aber er klang nicht misstrauischer als sonst auch.
    »Reine Neugier.«
    »Wir glauben, es war irgendein Schwulenmord. Ein Bademeister namens Frank Gibson, der in diesen Kreisen wohl gut bekannt war.«
    »Wie wurde er getötet?«
    Jock Ferguson sah mich misstrauisch an.
    »Wie gesagt, reine Neugier.«
    »Verflucht morbide Neugier. Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten. Von hinten. Wer immer es getan hat, steckte anschließend die Wohnung in Brand. Fast wäre das gesamte Gebäude mit allen Leuten drin abgefackelt. Wieso zündet jemand die Wohnung an, nachdem er Gibson getötet hat?«
    Ich zuckte mit den Schultern, um ihm zu zeigen, dass das Ende meiner Neugier erreicht war, aber ich musste an den verkohlten Sessel denken, der auf den Hinterhof geworfen worden war. Die Antwort war für mich offensichtlich: Feuer löscht Spuren aus. Ich dachte auch an die Umschläge voller Negative. Vielleicht hatten Downey und Gibson das Gleiche noch bei anderen Leuten versucht, wer weiß bei wie vielen. Und wo war Downey jetzt?
***
    Das Geschäft, in dem ich tätig war, verlangte Diskretion. Unauffälligkeit. Meinem Besucher das Fenster zu weisen hatte mich auf die Titelseiten des Bulletin, des Daily Herald, des Daily Record und des Evening Citizen gebracht. Im Glasgow Herald musste ich mich mit Seite vier begnügen. Das Bulletin zeigte eine Fotografie des Gebäudes mit dem vernagelten Fenster meines Büros, und ein Pfeil zog den Weg nach, auf dem mein Besucher zur Straße gelangt war – nur für den Fall, dass die Leser des Bulletin mit den Gesetzen der Schwerkraft nicht vertraut sein sollten.
    Archie hatte die Zeitungen in seinem Auto, als er mich abholte. Archies Auto sah ziemlich genau so aus, wie man es bei Archie erwartete: ein schwarzer 47er Morris Eight, in dem er sich zusammenfalten musste wie ein Schweizer Taschenmesser. Wir redeten nicht viel, während wir durch die Stadt fuhren und uns Gallowgate näherten. Mir dämmerte plötzlich, dass ich einen Mann getötet hatte; dass mein Handeln nicht zum ersten Mal die Existenz eines menschlichen Wesens ausgelöscht hatte. Ich sagte mir, dass ich in der Sache keine große Wahl gehabt hatte. In Wahrheit sah es anders aus.
    Archie merkte eindeutig, dass ich nicht in Stimmung für Geplauder war, und schweigend fuhren wir zu meiner vorübergehenden Unterkunft. Die Tür öffnete sich, ohne dass wir geklopft hätten, und vor uns stand ein mürrischer Mr. Simpson. Das Gebaren meines Zimmerwirts war von misstrauisch zu offen feindselig umgeschlagen.
    »Ich hab den ganschchen Schcheischch in der Schcheitung geleschchen. Leute auschch’m Fenschchter geschchmischschen. Wir ha’m hier Fenschchter. Schchie schchind dieschcher Lennochsch, richtig?«
    »Bin ich«, sagte ich und entdeckte meine Koffer, die gepackt hinter ihm im Flur standen. »Aber ich habe kein Verbrechen begangen. Ich war das Opfer eines Mordanschlags, nicht der Täter. Ihre Fenster sind also sicher.«
    »Ich will kein Ärger ha’m. Kein Ärger. Schchie müschchen gehen.«
    »Und wenn ich Ihnen sage, dass der Kerl wie ein Ire redete?«, fragte ich ausdruckslos. Als Simpson nicht antwortete, beugte ich mich an ihm vorbei, um nach meinen Koffern zu greifen. Er zuckte zurück, als ich das tat, und ich blinzelte ihm zu und wünschte ihm in bestem irischem Akzent einen wunderschönen Morgen.
***
    »Wohin jetzt, Boss?«, fragte Archie, als wir wieder im Auto saßen. Seine Stimme matt wie immer, aber in den großen todtraurigen Augen funkelte es.
    »Great Western Road«, sagte ich. »Aber halten Sie unterwegs an einer Telefonzelle, damit ich meine Vermieterin vorwarnen kann.«
***
    Die Welt hatte

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