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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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selbstgefälligen Bastard sein verächtliches Lächeln am liebsten aus dem Gesicht geprügelt. Doch ich hatte Wichtigeres zu erledigen.
    »Ich glaube, Ihre Vermieterin muss sich einen größeren Tisch kaufen«, sagte Archie.
    »Wovon reden Sie, Archie?«
    »Wenn Sie beide die Füße drunterstellen wollen.«
    »Ach so. Sehr komisch.«
    »Alles okay hier, Chef? Ich kann bleiben, wenn Sie wollen.«
    »Nein, Archie, schon gut. Ich werde heute Abend zu Billy Dunbar hinausfahren, um ihm die Fotografie zu zeigen, aber das kann ich allein tun. Sie können sich den Abend freinehmen.«
    Ich lag auf dem Bett, hatte Schmerzen und rauchte. Nach ungefähr einer Stunde hörte ich, wie sich die Haustür öffnete, dann Stimmen. Ich ging ans Fenster und sah James White herauskommen und zum Javelin gehen. Er drehte sich um und winkte Fiona zu, dann sah er angriffslustig zu meinem Fenster hoch. Ich sah angriffslustig zurück. Sein Anblick, seine Mittelschichtstabilität und seine Ähnlichkeit mit einem lange toten subalternen Seeoffizier sorgten bei mir für ein schlechtes Gefühl im Bauch. Ich hatte eine Vision von Fiona Whites Zukunft, und ganz egal, wie angestrengt ich hinsah, ich sah mich nicht darin.
    Ich wusch mich und wechselte die Kleidung, Anzug, Oberhemd, Unterwäsche, alles. Krankenhäuser hatten etwas an sich, das ich nie begriff: Wenn man sie verließ, roch man nach Karbol und fühlte sich trotzdem schmutzig. Um sechs ging ich nach unten und aß mit Fiona und ihren Töchtern Fisch mit Erbsen und Kartoffeln. Ich gab mir Mühe, unbeschwert zu plaudern, aber tatsächlich war ich noch immer erschüttert von dem, was in meinem Büro passiert war. Fiona runzelte die Stirn, als sie sah, dass ich mit meinem Essen Tabletten einnahm; der Verband an meinem Arm war von meinem Hemdsärmel verdeckt, und sie wusste nicht, wie schwer ich verletzt worden war, wenn überhaupt. Doch während der ganzen Mahlzeit lag mir die selbstgefällige Art des Bruders eines toten Mannes auf der Seele.
    Nach dem Essen half ich Fiona, das Geschirr in die Küche zu bringen, obwohl sie mich bat, sitzen zu bleiben. Die Mädchen hockten sich vor den Fernseher, und ich schloss die Küchentür.
    »Ist es Ihnen wirklich recht, wenn ich hierbleibe, Fiona?«, fragte ich. »Mir ist klar, es muss ein Schock gewesen sein zu lesen, was passiert ist.«
    Sie hörte auf, den Teller abzuwaschen, mit dem sie sich beschäftigte, und lehnte sich mit dem Rücken zu mir an den Rand der Spüle. Durch das Küchenfenster blickte sie in den kleinen Garten hinter dem Haus.
    »Dieser Mann. Sie haben ihn getötet? Ich meine, es war kein Unfall?«
    Ich wollte schon antworten, dass es ein wenig von beidem gewesen sei, aber das Aufreizende an Fiona White war, dass sie stets Ehrlichkeit aus mir hervorlockte. »Ja, ich habe ihn getötet. Aber in Notwehr. Er hat mich in meinem Büro überfallen und versucht, mir die Kehle durchzuschneiden. Es war der gleiche Mann, der mich im Nebel angegriffen hat.«
    Sie drehte sich mir zu.
    »Also sind Sie hier wieder sicher?« Sie sprach es mehr als Feststellung aus, weniger als Frage.
    »Das steht nicht hundertprozentig fest«, sagte ich. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mann auf eigene Faust gearbeitet hat. Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, dass der Unbekannte, der hinter dem Anschlag steckt, es wieder so … so auffällig probieren wird. Außerdem scheinen wir mittlerweile ja ernsthaften Polizeischutz zu genießen. Trotzdem will ich auf keinen Fall Sie und die Mädchen in Gefahr bringen. Ich finde vorübergehend eine neue Unterkunft –«
    »Nein«, unterbrach sie mich, aber es war, als müsste sie darüber nachdenken, und sie sprach ohne Betonung.
    »Es wird nicht immer so sein, Fiona«, sagte ich. »Alles ist durcheinandergeraten. Ich dachte, ich hätte solche Dinge hinter mir. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
    »Sie brauchen nichts zu erklären«, entgegnete sie, »aber Sie wissen auch, dass ich nicht Teil dieser Welt sein kann. Ich kann die Mädchen nicht da hineinziehen.«
    »Selbstverständlich nicht. Aber deshalb versuche ich, es hinter mir zu lassen. Es wird besser werden, wie gesagt.«
    »Das weiß ich«, sagte sie und lächelte.
    Aber wir beide wussten, dass mein Schicksal besiegelt war.
***
    Weil unsere Rückfahrt vom Krankenhaus noch in die Geschäftsstunden gefallen war, hatte ich Archie gebeten, bei der Bank vorbeizufahren. Die Nachricht von meinen Abenteuern hatte offenbar schon die Runde gemacht, und als ich

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