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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ausführen? Das bezweifle ich. Und wenn er es täte, würde er bestimmt diskreter vorgehen.«
    »Na, immerhin war er professionell genug, um es nach einem Spezialisten aussehen zu lassen«, sagte McNab. »Und das bedeutet, dass sich die Staatssicherheitspolizei auf mein Blumenbeet stürzt. Ich kann es aber nicht leiden, wenn jemand durch meine Rabatten latscht.«
    »Aber Sie haben denen doch bestimmt gesagt, dass wir die Verbindung kennen? Gentleman Joe Strachan. Mein Angreifer begann ja damit, dass er mich warnte, mit dem Strachan-Fall weiterzumachen. Dann versuchte er mich mehrfach davon zu überzeugen, von dem Fall abzulassen. Mit dem Empire-Raub hat das nichts mehr zu tun. Es hängt damit zusammen, was lange nach dem Raub passiert ist. Während des Krieges.«
    »Ich kann diese Geschichte, dass Strachan ein Offizier gewesen sein soll, noch immer nicht richtig glauben«, sagte McNab. »Und ich wünsche mir weiß Gott, dass wir nicht ihn auf dem Grund des Clydes gefunden haben. Trotzdem ergibt das überhaupt keinen Sinn. Er war ein flüchtiger Verbrecher. Er wurde wegen Mordes an einem Polizeibeamten gesucht.«
    »Das ist alles richtig. Aber Isa und Violet schienen überzeugt zu sein, dass ihr Vater ein Kriegsheld irgendeiner Art sei, während die Akten zeigen, dass er ein Deserteur war, sich als Offizier ausgab und Soldbuchbetrug beging. Gleichzeitig heißt es, dass er seinen Platz vor einem Erschießungskommando gegen eine Position bei den gefährlichen Spähtrupps eingetauscht hat. Er schien außerdem in regelmäßigem Kontakt mit jemandem aus seiner Armeezeit zu stehen, einem gewissen Henry Williamson, der mit keinerlei Verbrechen in Glasgow in Zusammenhang zu stehen scheint.«
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«, fragte McNab.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Irgendetwas nagt an mir. Sehen wir der Tatsache ins Gesicht, dass wir in Schlagzeilen über Raubüberfälle seit dem Krieg mehr als nur ein paar Mal die Worte ›mit militärischer Präzision ausgeführt‹ gelesen haben. Die Wehrpflicht hat dem Durchschnittsganoven die Disziplin und das Wissen beigebracht, um bei Raubüberfällen so effizient wie möglich vorgehen zu können.«
    Ferguson lachte. »Na, dann passen Sie mal auf … Letzte Woche hatten wir einen Überfall auf einen Diamantenhändler in den Argyle Arcades: ein Mann mit einer Schreckschusspistole. Er wurde nur erwischt, weil er glaubte, der Juwelier hätte so einen automatischen Sperrriegel an der Tür eingeschaltet. In Wirklichkeit hat er immer bloß an der Tür gezogen, statt sie aufzudrücken, trotz des riesigen Messingschilds direkt vor seiner Nase, in das das Wort DRÜCKEN eingraviert war – in Großbuchstaben. Wir stehen also noch nicht ausschließlich Superverbrechern und Schurken-Commandos gegenüber, Lennox.«
    »Also gut«, sagte ich. »Aber Sie wissen, wovon ich rede. Ich will auf Folgendes hinaus: Was, wenn Strachan dem Feld voraus war – was, wenn er aus dem Ersten Weltkrieg mit Können und vielleicht auch Kontakten gekommen ist, die ihm ermöglichten, besser zu planen, Raubüberfälle und andere Verbrechen effizienter auszuführen?«
    »Was zur Triple Crown führte und mit dem Empire-Raub seinen Höhepunkt fand?«, fragte McNab.
    »Nun, das ist noch so eine Sache. Was, wenn der Empire-Raub gar nicht das Ende war, sondern das Mittel zum Ende?«
    »Das kapiere ich nicht.«
    »Was, wenn Strachan etwas noch Größeres, Besseres geplant hatte? Sehen Sie, wir haben es doch immer so betrachtet: Strachan führt drei groß angelegte Raubüberfälle durch und hat dabei im Auge, der uneingeschränkte König von Glasgow zu werden, doch dann stirbt ein Bulle, und Strachan wird der Boden zu heiß unter den Füßen, also macht er sich mit dem Geld aus dem Staub und taucht für immer unter. Dann wird vom Grund des Clydes ein Haufen Knochen in seiner Kleidung und mit seinem Zigarettenetui geborgen, und unsere Meinung darüber, was damals geschehen ist, ändert sich. Plötzlich gehen wir von einem Streit unter Räubern aus, weil Ihrer Meinung nach einer oder mehr von Strachans Komplizen begriffen haben, dass Strachans Beutezüge sie alle an den Galgen bringen können. Also töten einer oder alle Komplizen den Rädelsführer, teilen sich seinen Anteil und werfen ihn in den Fluss.«
    »Das kann gut sein«, sagte McNab knapp. Er fühlte sich angegriffen. Denken wird von Polizisten als Schwerstarbeit empfunden, und sie hassen es, wenn jemand die kümmerlichen Früchte ihrer Mühen mir nichts,

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