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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Mrs. Dunbar auszutauschen.
    Nachdem ich das Cottage durch die Haustür verlassen hatte, zückte ich mein Taschentuch und wischte die Türklinke, ab, das Einzige, was ich hier angefasst hatte. Ich blickte den Weg hoch und runter. Niemand. Nur um sicherzugehen, wedelte ich mit dem Tuch auch über das Fenster, durch das ich geblickt hatte.
    Ich steckte den Revolver zurück in den Hosenbund und rannte den Pfad entlang, den ich gekommen war. Nach ein paar Hundert Metern verringerte ich das Tempo zu einem lockeren Dauerlauf. Mittlerweile war es richtig dunkel, und die Gefahr zu stürzen wurde immer größer. Ich erinnerte mich, wo ich war: Der Weg bog hier nach rechts ab, und nach einer halben Meile wäre ich am »schlafenden Katzenstein«.
    Ich war gerade um die Kurve gebogen, als ich sie sah: eine Gruppe von drei Männern. Der Mann in der Mitte drehte sich um, entdeckte mich und sagte etwas zu den anderen beiden. Ich wusste sofort, dass ich in Schwierigkeiten war. Statt den Weg entlang auf mich zuzukommen, verschwanden die anderen zwei rasch vom Pfad im dunklen Dickicht der Wälder, einer auf jeder Seite. Der Mann in der Mitte stand ruhig da und beobachtete mich. Mit der Hand griff er in seinen kurzen dunklen Mantel. Ich nahm die Beine in die Hand und floh in den Schutz des Waldes links von mir und versuchte, so tief wie möglich zwischen die Bäume zu dringen, ehe der Kerl, der diese Seite genommen hatte, mich erwischte. Ich machte einen Heidenlärm, doch in diesem Moment waren Abstand und Sichtschutz die wichtigsten Aspekte meines kopflosen Handelns. Ich hatte mich für diese Seite des Weges entschieden, weil mein Wagen in dieser Richtung stand. In der anderen Richtung wäre ich länger gefährdet gewesen.
    Ich rannte mittlerweile blindlings, und die Gefahr, mit dem Fuß an einer Wurzel hängen zu bleiben oder über einen Fels zu stolpern, war zu hoch. Darum blieb ich stehen und verharrte reglos, lauschte angestrengt auf jeden Laut in der Nacht. Nichts. Ich wusste jedoch, dass jetzt alle drei auf dieser Seite im Wald waren, und ihr Plan war, mich in die Zange zu nehmen. Sie würden vermuten, dass mein Wagen irgendwo auf der Straße stand und ich auf die Begrenzungsmauer zuhielt. Ich lauschte wieder. Und hörte keinen Mucks.
    Ich weiß nicht, was die drei Männer auf dem Weg an sich hatten, aber ich hatte sofort gewusst, dass sie die Mörder der Dunbars waren. Ein Instinkt, den ich seit dem Krieg besaß, hatte es mir verraten, und ich vermochte ihn weder zu analysieren noch zu erklären: Man lernte einfach zu sehen, ob die Gestalten, die man in einer Landschaft entdeckte, Kombattanten oder Zivilisten waren, auch wenn man sie nur aus der Entfernung als vage Umrisse wahrnahm – der Instinkt, mit dem das Raubtier andere Raubtiere erkannte.
    Und diese Burschen waren Raubtiere.
    Das war aber noch nicht alles; der Mann in der Mitte hatte etwas Besonderes an sich gehabt. Er war älter gewesen als die anderen beiden, ungefähr von meiner Größe. Und an seiner Haltung war etwas gewesen, das mich, wiederum aus der Ferne, sofort an einen ausländischen Aristokraten hatte denken lassen.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass ich seine Fotografie in der Tasche trug.
    Ich zog den Revolver aus meinem Hosenbund, hockte mich hin und wartete. Sie waren gut, aber nicht allzu gut. Ich hörte einen von ihnen viel weiter links und ein wenig vor mir. Er bewegte sich leise, aber in einem nächtlichen Wald ließen sich Geräusche einfach nicht vermeiden – es sei denn, man kroch im Schneckentempo über den Waldboden. Ich vermutete, dass der Kerl ungefähr fünfzig Meter entfernt war, und sein Compadre hielt wahrscheinlich den gleichen Abstand auf der anderen Seite. Ihr Boss würde warten, bis sie fünfzig Meter tief im Wald waren, und dann zur Mitte hereinkommen. Im Fachjargon hieß das ›Suche mithilfe der Triangulation‹. Ich bewegte mich so gebückt und leise, wie ich konnte, mehrere Meter nach rechts und fand im Boden eine Mulde, die nicht tief war, aber zwischen dicken Wurzelballen lag und mir gestattete, ungesehen am Waldboden weiterzuschleichen. Irgendwo rechts von mir machte etwas ein Geräusch, und plötzlich wurde die Dunkelheit von drei Taschenlampenstrahlen zerrissen, die sich auf den gleichen Punkt zubewegten. Ein kleiner Hirsch schoss tiefer in den Wald hinein. Die Lampen gingen aus, aber sie waren lange genug an gewesen, um mir zu erlauben, die Position meiner Gegner grob festzuhalten. Ich hatte richtig vermutet, als ich

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