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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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überlegt hatte, dass sie zu dritt auf mich Jagd machten. Die Burschen wussten, was sie taten. Sie waren Profis. Mein Hauptproblem bestand darin, dass der Punkt, von dem das Licht hinter mir gekommen war, verraten hatte, dass ihr Boss genau in mich hineinlaufen würde.
    Der flackernde Schein der Taschenlampe hatte in mir eine geradezu nostalgische Sehnsucht nach Handgemengen im Glasgower Smog geweckt, und ich wich vorsichtig in den Wald zurück und suchte nach einem besseren Versteck. Ich nahm einen Stein auf und warf ihn in die Finsternis. Er flog nicht so weit, wie ich gehofft hatte, ehe er gegen einen Baum prallte. Die Taschenlampen flammten wieder auf und trafen sich an einem Punkt zehn Meter entfernt. Als die Jäger keinen Schottischen Rothirsch oder Großen Kanadischen Maulesel fanden, begannen sie, den Wald abzuleuchten. Einmal strich ein Strahl direkt über mir vorbei. Hätte ich nicht in einer Mulde gelegen, wäre ich mit Sicherheit entdeckt worden. Die beiden Männer auf den Flanken ließen die Lampen an und strichen mit den Strahlen hin und her, sodass ich in Deckung bleiben musste, aber der Kerl hinter mir schaltete seine Lampe aus. Ich vermutete, dass er unterwegs war. In meine Richtung.
    Ich wich noch weiter zurück. Schließlich fand ich, wonach ich suchte. An einem toten, entwurzelten Baum entdeckte ich ein Gewirr aus dicken Wurzeln und sehnigen Ranken voller Erdklumpen, das einen natürlichen Vorhang schuf, hinter dem ich mich verstecken konnte. Auf der anderen Seite lag ein dicker abgefallener Ast vom Durchmesser eines jungen Baumstamms. Ohne jeden Gedanken an Wildleder und Hahnentritt schlüpfte ich hinter den hochragenden Wurzelballen und kauerte mich zusammen. Vorsichtig spannte ich den Hahn des Webleys. Wieder war ich an einen Ort zurückgekehrt, wo ich auf keinen Fall sein wollte, aber wenn es hieß: mein Leben oder das eines anderen, dann würde ich sicherstellen, dass es das eines anderen war.
    Ein Taschenlampenstrahl strich dicht über meinem Kopf hinweg, und ich zog die Rübe ein. Ich schüttelte etwas Erde von einer Wurzel und schmierte sie mir ins Gesicht, nur für den Fall, dass das Licht darauf fiel.
    Ich hörte ihn nicht, bis er fast auf mich trat. Er hatte sich fast lautlos bewegt, erheblich leiser als die beiden anderen. Er blieb auf dem Rand der Mulde stehen, keinen Meter von meinem Kopf entfernt, so dicht, dass ich mich ihm nicht einmal vorsichtig zuwenden konnte, um auf ihn zu zielen. Wenn ich mich bewegte, müsste ich ihn erschießen. Wenn er seine Lampe einschaltete, würde er mich durch die Wurzeln sehen. Ich hielt den Atem an. Das war Irrsinn: Ich hatte bereits einen Mann getötet und musste jetzt wahrscheinlich drei weitere umbringen, wenn ich überleben wollte.
    Er ging weiter, aber so leise, dass ich nicht wissen konnte, wie weit. Ich verharrte reglos auf der Stelle. Jetzt waren sie alle in meinem Rücken, zwischen mir, der Grenzmauer und meinem Auto. Doch gleichzeitig war der Weg zum Pfad frei. Ich drehte mich vorsichtig in meinem Versteck herum, hob den Kopf und sah hinter mich. Als ich auf den Rücken eines älteren Mannes starrte, der nur ein paar Meter entfernt stand, duckte ich mich sofort wieder. Ich spähte vorsichtig über den Rand und sah, wie er sich zur Seite wandte. Es war zu dunkel, als dass ich ihn deutlich hätte sehen können, aber erneut drängte sich mir der Verdacht auf, dass ich den Mann anblickte, dessen Bild ich in der Tasche bei mir trug.
    Ich sah Gentleman Joe Strachan vor mir. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel.

13
    Nachdem der ältere Mann von der Finsternis verschluckt worden war, wartete ich volle fünf Minuten, ehe ich mich zum Pfad zurückschlich. Bis sie begannen, wieder in meiner Richtung zu suchen, war es nur eine Frage der Zeit.
    Kaum hatte ich den Pfad wieder unter meinen Füßen, rannte ich trotz der Dunkelheit so schnell ich konnte. Wieder musste ich das Risiko in Kauf nehmen, über etwas zu stolpern. Ich drosselte mein Tempo, als ich glaubte, in der Nähe der Stelle zu sein, wo ich den Stein zur Markierung zurückgelassen hatte, aber in der Finsternis sah alles anders aus. Ich ging noch ein Stück, dann begriff ich, dass ich zu weit gerannt sein musste, und drehte mich um. Ich fluchte über die verlorene Zeit. Wenn meine Verfolger schon gemerkt hatten, dass ich zum Pfad zurückgekehrt war, konnten sie mich jeden Moment einholen.
    Ich fand den »Katzenstein«. In der Dunkelheit wirkte er völlig anders und schien überhaupt nichts

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