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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Vielleicht war ich deshalb nicht ins Haus gegangen, um mein Revier zu verteidigen, weil ich tief in mir wusste, dass Fiona mit James White besser dran wäre. Er war der Bruder ihres gefallenen Mannes, langweilig, aber verlässlich, die Art Hausväterchen, die ich nie sein könnte. Vielleicht war es sogar noch simpler. Vielleicht war ich einfach nicht gut für Fiona. Oder einfach nicht gut für irgendwen.
***
    Mein halsloser Freund an der Tür begrüßte mich mit dem gleichen Nicken wie beim letzten Mal. Diesmal gab es kein Treffen mit Hammer Murphy; ich war im Black Cat, um mir einen anzutrinken, und an der Theke widmete ich mich diesem Vorhaben mit großem Ehrgeiz. Das Komische an gutem Jazz ist, dass es das Trinken verlangsamt; ich drehte mich mit dem Rücken zur Bar, stützte die Ellbogen im Cowboystil darauf und lauschte auf das Trio, das irgendetwas Sanftes mit einem Barockstück anstellte; es nahm die Mathematik heraus und spielte mit seinen Rhythmen. Als das Stück zu Ende war, drehte ich mich wieder zur Theke um und stieß unbeabsichtigt den Mann neben mir an.
    »Kannst du nicht aufpassen?«, jammerte er und hob demonstrativ sein Glas hoch, als hätte ich seinen Whisky verschüttet, was nicht der Fall war. Er war ein kräftiger Kerl, und ihm war anzumerken, dass er schon ein paar intus hatte, aber ich sah auf den ersten Blick, dass er kein Kämpfer war.
    »Das war ohne Absicht, mein Freund«, sagte ich. »Nichts passiert.«
    »Du hast sein Glas verschüttet.« Einer seiner Kumpels hatte beschlossen, sich einzumischen. Aber er sprach nur über seine Schulter. »Du solltest ihm ein neues bezahlen. Und es war Malt.«
    »Nein, ich habe nichts verschüttet. Und wie gesagt, es war ohne Absicht.«
    »Nennst du mich einen Lügner?« Der große Kerl, ermutigt von der Unterstützung seines Freundes, drehte sich ganz zu mir um. Das Glas hielt er noch immer in der Hand. Ich seufzte, stellte mein Glas ab und wandte mich ihm zu.
    »Pass auf, ich habe deinen Whisky nicht verschüttet, und es war keine Absicht. Aber jetzt …« Ich schlug ihm gegen die Hand, und der Inhalt des Glases ergoss sich über sein Hemd, Jackett und Gesicht. »… jetzt ist dein Whisky verschüttet«, sagte ich, als erklärte ich einem Fünfjährigen eine Rechenaufgabe. »Und zwar mit Absicht. Und ja, du bist ein Lügner. Und deine Mutter war eine dreckige Nutte, die sich von Matrosen in den Arsch ficken ließ. Deine übrigens auch.« Ich lehnte mich zur Seite und grinste seinen Kumpel an, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlte. »Wenn jetzt einer von euch zwei Tunten Manns genug ist, sich das nicht gefallen zu lassen, was ich bezweifele, dann prügle ich euch gern krankenhausreif. Und glaubt mir, ihr habt euch den falschen Abend ausgesucht.«
    Glasgower haben einen so blassen Teint, wie es überhaupt nur geht, und trotzdem hätte ich geschworen, dass beide noch weißer wurden.
    »Gibt es hier ein Problem, Gentlemen?« Türsteher Ohnehals war plötzlich neben mir. Ein Summer unter der Theke, nahm ich an.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich fröhlich. »Die beiden Herren und ich wollten gerade einen Spaziergang machen, stimmt’s?«
    »Hören Sie, ich will keinen Ärger.« Der große Kerl sah jetzt ängstlich aus. Wenn wir es draußen austrugen, wäre dem Türsteher egal, was passierte.
    »Lennox …« Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und roch eine Menge Parfüm. Als ich mich umdrehte, sah ich Martha. Sie lächelte nervös. »Keinen Ärger, Lennox, okay? Wollen wir uns rübersetzen und zusammen was trinken? Geht aufs Haus. Die Jungs haben es nicht so gemeint.«
    Die beiden Kerle neben mir hatten sich wieder der Theke zugewandt und trieben das gute alte Bloß-keinen-Blickkontakt-mit-dem-Irren-Spiel. Ohnehals trat ein wenig zurück, und ich ließ mich von Martha an einen Tisch führen. Ich bemerkte, wie sie dem Barmixer zunickte, der unsere Getränke von der Theke nahm und hinter uns hertrug.
    Ich setzte mich und starrte die beiden Kerle noch eine Weile finster an, doch schließlich setzte sich der Jazz in meinem Gehörgang fest und löste die Anspannung meiner Muskeln.
    »Du musst dich am Riemen reißen, Lennox«, sagte Martha. »Deine mangelnde Selbstbeherrschung bringt dich noch einmal in Schwierigkeiten.«
    »Wäre nicht das erste Mal«, sagte ich und lehnte mich zurück. Ich nahm den Blick von den beiden Kerlen an der Bar, denn sie brachen alle Gesetze der Wahrscheinlichkeit und vermieden es beharrlich, in meine Richtung zu gucken. Als

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