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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Feld über ein paar windschiefen Schuppen hing, erinnerte es an eine ausgemusterte Kulisse aus einem Buck-Rogers-Film.
    Ich brachte Archie auf den Stand der Dinge, einschließlich meines Verdachts, dass der Mann auf der Fotografie Gentleman Joe persönlich und Drahtzieher des Mordanschlags in meinem Büro war. Er fragte mich, wie es mit Billy Dunbar gelaufen sei, und ich antwortete, ich wäre doch noch nicht dazu gekommen, zu ihm zu fahren. Ich wusste nicht, weshalb ich Archie belog; vielleicht lag es daran, dass er letzten Endes doch ein pensionierter Polizist war. Dass man über einen Doppelmord gestolpert war, ohne ihn zu melden, oder dass man einem Gangster mit dem Griff einer illegal geführten Schusswaffe das Gesicht zu Brei geschlagen hatte, gehörte nicht zu den Dingen, die man freiwillig einem Bullen beichtete, pensioniert oder nicht.
***
    Violet McKnight wohnte in einem einzeln stehenden Bungalow aus den Dreißigerjahren mit dem obligatorischen ausgebauten Dachboden und dem obligatorischen quadratischen, kleinen und gut manikürten Vorgarten. Milngavie war Glasgows Vorstadt für die Leute, die es nicht ganz in den Mittelstand geschafft hatten: eine Ansammlung identischer Bungalows, angeordnet mit der Fantasie einer Gemüseration.
    Ich bemerkte, dass der Ford Zephyr, noch immer funkelnagelneu strahlend, vor der Garage stand, und als wir klingelten, öffnete uns Violets Ehemann, Robert McKnight, die Tür. Er warf uns sein Autoverkäuferlächeln zu, das nur ganz kurz flackerte, als er sah, dass ich nicht allein gekommen war. McKnight war kleiner, als ich erwartet hatte, aber die Schultern waren so kräftig, wie sie aus dem ersten Stock betrachtet gewirkt hatten. Er hatte ein breites, gut aussehendes Gesicht, aber seine Nase war einmal gebrochen gewesen und nicht professionell gerichtet worden und zeigte einen Knick nach rechts. Die Wirkung war denkbar ungünstig: Selbst wenn er einen direkt ansah, hatte man das Gefühl, er hätte schon begonnen, sich abzuwenden.
    Er führte uns ins Wohnzimmer, das man in Milngavie wahrscheinlich als »Loungette« bezeichnete. Das Mobiliar war neu und makellos und im dänischen Stil. Mich deprimierte es ein wenig, als ich begriff, dass ich eine Inneneinrichtung vor mir sah, der Martha in ihrer kleinen Mietwohnung mit erheblich weniger Geld nacheiferte.
    Isa und Violet saßen nebeneinander auf dem Sofa. Mir fiel auf, dass sie fast aneinandergedrängt dasaßen, als wäre Körperkontakt ein wichtiger Trost für sie. Ich stellte Archie als meinen Mitarbeiter vor, der mit mir den Fall bearbeitete, und die Zwillinge boten uns Platz an.
    »Wir haben alles darüber gelesen …«
    »… in der Zeitung«, begannen sie.
    »Das war schrecklich …«
    »… einfach schrecklich.«
    »Sagen Sie uns, Mr. Lennox …«
    »… hatte es damit zu tun, dass Sie versuchen, etwas über Daddy herauszufinden?«
    Ich lächelte und legte meinen Hut auf den Tisch, der aussah, als wäre er gerade aus einem Katalog der Möbelhaus-Kette G-Plan gepurzelt. »Ich fürchte, so ist es. Ich muss Ihnen sagen, dass ich sogar glaube, Ihr Daddy hat mehr als nur ein bisschen damit zu tun.«
    »Sie meinen …«
    »… Daddy lebt?«
    »So habe ich es gehört. Einem Zeugen zufolge war er zumindest 1942 noch am Leben. Wie gesagt, es ist nur ein Zeuge. Aber zu diesem einzelnen Zeugen kommt die Tatsache, dass mich der Gentleman, der kopfüber mein Büro verlassen hat, davor warnte, das Verschwinden Ihres Vaters weiter zu untersuchen. Als ich mich nicht warnen ließ, versuchte er mich mit Gewalt von dem Fall abzuziehen. Und das bedeutet, dass ich in den Augen von Joe Strachan eindeutig auf der falschen Seite stehe. Falls ich weiter für Sie arbeiten sollte, könnte das als Interessenkonflikt betrachtet werden. Und meinem Wohlergehen abträglich sein.«
    Zum ersten Mal sagten Isa und Violet nichts, sondern saßen in eineiigem Schweigen da.
    »Also glauben Sie tatsächlich, dass Joe noch lebt?«, fragte Robert McKnight. Sein Verkäuferlächeln war verschwunden und einem ähnlich unaufrichtigen Stirnrunzeln gewichen.
    »So sieht es aus. Und deshalb wollte ich mit Ihnen beiden sprechen. Wie gesagt habe ich den Fall so weit verfolgt, wie ich kann. So weit, wie ich bereit bin, ihn zu verfolgen.«
    »Wir verstehen Ihre Position gut …«, sagte Violet.
    »… angesichts dessen, was passiert ist …«
    »… aber wir möchten sicher sein …«
    »… dass Daddy noch lebt.«
    »Die einzige Möglichkeit, sicherzugehen, besteht darin,

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