Lensmen 01 - Die Planetenbasis
hilft mir das Seewasser sehr ...«
»Moment!« schnappte Bradley. »Vielleicht hört uns jemand zu!«
»Keine Sorge – das können sie nicht, ohne daß ich es sofort merke. Ich werde sofort das Thema wechseln, wenn sich jemand einzuschalten versucht. Um wieder zur Sache zu kommen – die Produktion von WT-Gas ist eigentlich sehr einfach, und ich habe bereits jedes erreichbare Gefäß damit gefüllt ...«
»Wie hast du das geschafft?« fragte Clio.
»Oh, die Nevianer wissen gar nicht, was ich hier tue. Sie haben mich natürlich eine Zeitlang beobachtet, und ich habe mir die wildesten und buntesten Mischungen einfallen lassen. Dann gelang es mir, Sauerstoff und Stickstoff zu trennen, nachdem ich einen ganzen Tag verzweifelt probiert hatte; und als sie merkten, daß ich offensichtlich keine Ahnung hatte, ließen sie mich in Ruhe. Sie halten mich jetzt für einen Dummkopf oder so etwas. Auf diese Weise konnte ich in aller Ruhe kilogrammweise flüssiges und gasförmiges WT produzieren. Ich werde hier in etwa dreieinhalb Minuten ausbrechen und komme natürlich sofort zu euch, und zwar in einem neuen, eisenangetriebenen Raumgleiter, von dessen Existenz ich unbefugterweise weiß. Sie haben das Boot gerade eingeflogen, und es ist wirklich eine Wucht!«
»Aber Conway, Liebling, du kannst mich unmöglich hier herausholen!« sagte Clio mutlos. »Tausende von Nevianern sind um meinen Käfig versammelt. Bitte versuche zu fliehen, wenn du es schaffst ... Es hat keinen Sinn ...«
»Ich habe gesagt, daß ich dich holen werde, und das wird geschehen. Eine Prise von dem Zeug kann tausend Nevianer ausschalten, wenn es nötig ist. Ich habe mir eine Gasmaske gemacht, da ich mich im verseuchten Gebiet bewegen muß, aber ihr werdet keine brauchen. Das Gift ist wasserlöslich. Bitte legt euch ein angefeuchtetes Tuch vor die Nase – das müßte genügen. Ich gebe euch rechtzeitig das Startzeichen. Wir werden es schaffen! Es gibt zwischen hier und Andromeda nicht genug Amphibienwesen, die uns auf die Dauer wie Zootiere gefangenhalten können! Aber gerade kommt mein Arzt, der mir den Schlüssel zur Freiheit liefern wird. Es geht los. Bis später!«
Der nevianische Arzt richtete seinen Schlüsselstrahler auf die durchsichtige Wand des Käfigs. Sofort erschien eine Öffnung, die sich hinter ihm wieder schloß. Im gleichen Augenblick öffnete Costigan einen Hahn und aus verschiedenen Behältern ergoß sich das tödliche WT in das Wasser der Lagune und in die Luft der Stadt. Als sich der Nevianer seinem Gefangenen zuwandte, erstarrte er, zuckte zusammen und stürzte reglos zu Boden. Draußen breiteten sich die Ströme mit einer Geschwindigkeit aus, wie sie für WT typisch ist. Hunderte von Nevianern sanken auf der Stelle um, ohne zu wissen, was mit ihnen geschah. Costigan hielt den Atem an und blickte sich vorsichtig um. Als sich in der Nähe des Käfigs nichts mehr rührte, setzte er seine Gasmaske auf, schnallte sich einen großen Behälter auf den Rücken und sagte höhnisch:
»Ich bin also ein unwissender Affe, der gern mit seinen Apparaten herumspielt!« Er nahm den Strahler des Arztes auf und öffnete die Tür seines Gefängnisses.
Er hechtete durch die Öffnung ins Wasser und schwamm auf die nächstliegende Rampe zu. Wieder an Land, erreichte er bald einen der Korridore, die die Landwege der nevianischen Stadt bildeten. Offensichtlich hatte sich das Gas bereits bis hierher ausgebreitet, denn zahlreiche zusammengesunkene Nevianer säumten seinen Weg – von einer Bewußtlosigkeit ergriffen, aus der sie nicht wieder erwachen würden, wenn sie durch das Gegenmittel nicht wieder zum Leben erweckt würden. Costigan sprang hastig über die regungslosen Körper, nahm sich aber noch die Zeit, sein tödliches Gas in die Seitenkorridore zu sprühen, die er passierte. Sein Ziel war die große Ventilationsanlage der Stadt. Kein Nevianer vermochte ihn aufzuhalten. Er erreichte das Hauptrohr der Luftversorgung, schnallte den großen Behälter ab und entleerte seinen entsetzlichen Inhalt in den lebensspendenden Luftstrom der nevianischen Stadt.
Überall in den Gebäuden sanken Nevianer zusammen Geschäftsleute fielen lautlos über ihre Papiere, Handelsreisende und Boten stürzten zu Boden oder erstarrten in den vergifteten Gewässern zwischen den Gebäuden. In den Randbezirken wunderten sich vereinzelte Nevianer über die Lähmung, von der die ganze Stadt plötzlich ergriffen schien, doch dann wurden auch sie von dem Giftgas heimgesucht und
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