Lensmen 01 - Die Planetenbasis
ihn auf das nevianische Schloß. Geräuschlos öffnete sich die schwere Tür, und die Gefangenen verließen ihr Quartier. Costigan schloß den Eingang hinter ihnen.
»Wie ...?« fragte Clio.
»Ich bin in den letzten Wochen brav in die Schule gegangen«, lächelte Costigan, »und ich habe einiges mitbekommen und mitgenommen. Jetzt bitte Tempo, Leute! Unsere Raumanzüge lagern bei den Überresten des Piratenschiffes, und ich kann mich erst wieder als Mensch fühlen, wenn ich so ein Ding am Leibe habe und ein paar Lewistons in der Nähe weiß.«
Vorsichtig passierten sie mehrere Korridore, wobei Costigan ihren Fluchtweg vorher sorgfältig nach Nevianern absuchte. Bradley und Clio waren unbewaffnet, während der junge Geheimagent ein Stück Metall zur Hand genommen hatte, das er im Notfall als Hiebwaffe benutzen wollte. Doch er brauchte seine Geschicklichkeit mit der improvisierten Keule nicht unter Beweis zu stellen.
Mit Hilfe seines Visi-Projektors hatte er bald festgestellt, daß die Nevianer, wie erwartet, sehr beschäftigt waren. Ihr Fluchtweg war also frei und unbemerkt näherten sie sich dem Lagerraum, in dem ihre Besitztümer aufbewahrt wurden. Auch hier leistete Costigans kleiner Strahler wertvolle Dienste; lautlos öffnete sich die Tür, und die drei Flüchtlinge machten sich hastig an die Arbeit. Sie stellten handliche Nahrungsmittelpakete zusammen, legten ihre Raumanzüge an, stopften sich die Taschen voller Notrationen, bewaffneten sich mit Lewistons und Automatics und waren bereit zum Abmarsch.
»Jetzt kommt der schwierigste Teil«, wandte sich Costigan an die anderen. Langsam drehte er seinen Helm von einer Seite zur anderen, und seine Begleiter wußten, daß er mit Hilfe seiner Spionbrille den weiteren Fluchtweg auskundschaftete. »Es gibt nur ein Boot, das wir mit einigem Glück erreichen können – wenn uns niemand sieht. Allerdings wimmelt es in der Gegend von Detektorgeräten, und wir müssen durch einen voll gesicherten Korridor. Am besten verlieren wir keine Zeit mehr.«
Und so schnell es die schweren Raumanzüge gestatteten, eilten sie durch die Korridore, wobei sie sich auf Costigans Weisungen nach links oder rechts, nach unten oder oben wandten. Schließlich blieb Costigan stehen.
»Hier sind die Detektorstrahlen. Wir werden unter ihnen durchkriechen müssen – sie gehen etwa in Hüfthöhe quer über den Korridor – hier ist der niedrigste. Schauen Sie mir gut zu, Bradley, und machen Sie es mir nach – Clio, du bitte auch. Halten Sie sich unten, Bradley.«
Er warf sich zu Boden und begann vorsichtig zu kriechen. Nach zwei Metern erhob er sich wieder und blickte sich um.
»Jetzt Sie, Bradley«, sagte er, und der Captain folgte seinem Beispiel.
Aber Clio, der der schwere und ungewohnte Raumanzug zu schaffen machte, ging zu spät in die Knie und verlor die Balance. Dabei bewegte sich der Schutzschirm ihres Anzugs durch das Detektorfeld. Als die beiden Energiefelder aufeinandertrafen, sah Costigan durch seine Spionbrille einen schwachen Blitz.
Er handelte sofort. Er beugte sich vor, kroch einen Meter zurück und zog das Mädchen aus der Gefahrenzone. Dann sprang er auf, öffnete eine nahegelegene Tür, und drängte sich mit seinen Begleitern in einen winzigen Raum.
»Anzugschirme sofort ausschalten«, zischte er, »damit sie uns nicht doch noch erwischen! Es würde mir nichts ausmachen, ein paar von den Biestern umzubringen, aber wenn sie eine organisierte Suche nach uns veranstalten, sind wir verloren. Ich glaube jedoch nicht, daß sie auf die kleine Störung aufmerksam geworden sind – dazu sind sie viel zu beschäftigt. Und wenn sie doch etwas gemerkt haben, werden sie bestimmt nicht auf uns kommen, denn das Schutzfeld unserer Unterkunft besteht noch.«
Er sollte recht behalten. Die Nevianer, die Clios Mißgeschick bemerkt hatten, beruhigten sich sofort wieder, als sie nichts feststellen konnten, und schrieben den Zwischenfall einer technischen Störung zu.
So erreichten die Flüchtlinge das nevianische Rettungsboot, wo sich Costigan sofort daran machte, die Stahlstiefel von seinem Raumanzug zu lösen. Mit einem erleichterten Seufzer stülpte er sie um. Zum Vorschein kamen dreißig Pfund flüssiges Eisen, die er vorsichtig in den Tank des Raumschiffes schüttete.
»Kleiner Diebstahl«, beantwortete er die unausgesprochene Frage. »Ich bin vielleicht froh, das Zeug endlich loszuwerden! Einen Behälter habe ich nicht finden können, also mußten die Stiefel herhalten. Die
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