Lensmen 01 - Die Planetenbasis
Außerdem könnte es uns schlechter gehen – wir leben noch!«
Das kleine Rettungsboot zog weiter seine Bahn, bis es den Planeten halb umrundet hatte. Dann gingen die beiden Offiziere hastig an die Arbeit, um ihr Schiff wieder raumtüchtig zu machen.
12
Costigan und Bradley hatten die Nevianer während ihrer langen Gefangenschaft sehr oft bei der Arbeit beobachtet und wußten daher mit den Geräten der Amphibienwesen umzugehen. Das kleine Rettungsboot, das für Noteinsätze ausgerüstet war, hatte alle erforderlichen Werkzeuge an Bord, so daß die beiden Offiziere den Schaden sehr schnell behoben hatten.
Das Boot lag bewegungslos auf der spiegelglatten Wasseroberfläche. Captain Bradley hatte die obere Luftschleuse geöffnet, und die drei Erdbewohner standen in der Öffnung und starrten schweigend auf den unglaublich fernen Horizont, während starke Pumpen frische Luft in die Vorratskammern preßten. Das Meer schien keinen Anfang und kein Ende zu haben, selbst dort nicht, wo es mit dem Rot des nevianischen Himmels verschmolz. Die Sonne senkte sich herab; ihr riesiger purpurner Flammenball näherte sich dem Horizont. Übergangslos brach die Dunkelheit herein, und im Handumdrehen wurde es unangenehm kalt. Ebenso plötzlich erschienen Wolken am Himmel, und ein kalter, windgepeitschter Regenschauer ging hernieder.
»Brrr! Was für eine ... Oh! Schnell, Tür zu«, kreischte Clio und ließ sich einfach fallen. Auch Costigan hatte den furchterregenden Arm des unbekannten Wesens gesehen, das sich dem kleinen Schiff näherte.
Blitzschnell sprang er an die Kontrollen – keinen Augenblick zu spät, denn gerade als sich die Luke schloß, erschien die Spitze des Tentakels in der Spalte. Der Mechanismus der Luftschleuse ließ sich nicht beirren und trennte die Tentakelspitze ab, die zuckend zu Boden fiel – ein ekelerregender Anblick. Das abgetrennte Stück war fast einen halben Meter lang und mit spitzen Metallschuppen bedeckt, und anstelle von Saugnäpfen hatte es kleine Mundöffnungen voller scharfer Metallzähne.
Als sich die gewaltigen Tentakel um das kleine Raumschiff schlossen, wurde es in seiner Grundstruktur erschüttert. Der übermächtige Griff des Ungeheuers festigte sich, und die Metallstacheln seiner Tentakel kratzten in schrillem Rhythmus über die Schiffshülle und strapazierten die Trommelfelle der Menschen. Costigan stand mit unbewegtem Gesicht an den Kontrollen und starrte auf seinen Beobachtungsschirm. Seine Arme hingen untätig herab. Die Schwerkraftkreisel ließen das Boot für seine Passagiere fast stillstehen. Doch die wilden Schwenkungen der Bilder auf den Schirmen zeigten, daß es wie eine Ratte im Maul eines Hundes hin und her geschüttelt wurde, und die Tiefenmesser zeigten an, daß sie sich bereits fast zweitausend Meter unter der Wasseroberfläche befanden und mit besorgniserregender Geschwindigkeit weiter in die Tiefe gezogen wurden. Schließlich hielt es Clio nicht länger aus.
»Willst du denn gar nichts unternehmen, Conway?« schrie sie.
»Nur, wenn es nötig ist«, erwiderte er gefaßt. »Ich glaube nicht, daß uns das Biest wirklich etwas anhaben kann, und wenn ich den Antrieb einschalte, wird Nerado unsere Spur sofort aufnehmen und sich wie ein Adler auf uns stürzen. Aber ich fürchte, daß ich doch eingreifen muß, wenn das so weitergeht. Wir haben die Druckgrenze unseres Schiffes fast erreicht, und der Meeresboden ist noch fern!«
In immer größere Tiefen ging die gefährliche Fahrt, und die Metallstachel des fremdartigen Wesens kratzten noch immer wütend an der Außenhülle. Schließlich schaltete Costigan widerstrebend den Antrieb ein, dessen Energien ein weiteres Absinken verhinderten. Doch obwohl das Ungeheuer sie nicht wieder in die Tiefe ziehen konnte, war das Schiff nicht stark genug, um wieder an Höhe zu gewinnen. Costigan versuchte sofort seine Angriffsstrahlen zum Einsatz zu bringen, mußte jedoch feststellen, daß er nichts ausrichten konnte. Das Wesen hatte sich so eng an das Boot geschmiegt, daß er die Waffen nicht zum Tragen bringen konnte.
»Was ist das nur für ein Tier?« fragte Clio.
»Ich dachte zuerst, daß es sich um einen Kraken handeln müßte oder um einen Riesen-Seestern, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Das Biest könnte eher zur Familie der Würmer gehören – obwohl das mehr als unwahrscheinlich klingt, denn es scheint über hundert Meter lang zu sein. Da fällt mir ein – vielleicht können wir es bei lebendigem Leib
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