Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
sehen wir uns eines Tages wieder, wenn das alles vorüber ist. Wenn nicht – leb wohl, Velantia! Alles startbereit? Raum-ho! Start!«
Die sechs Schiffe, die bisher der Piratenflotte angehört hatten und jetzt zu Schiffen der Galaktischen Patrouille geworden waren erhoben sich in die Luft, verließen das velantische Sonnensystem und rasten in die Leere des interstellaren Raumes hinaus. Und jedes Schiff strahlte mit höchster Energie Störimpulse aus, die nicht einmal ein CRX-Spürstrahl durchdringen konnte.
9
Kimball Kinnison saß an den Kontrollen des ehemaligen Piratenraumers und rauchte eine Zigarette, die ihm ausgezeichnet schmeckte. Der Lens-Träger war guter Laune, denn die Situation hatte sich sehr zu ihren Gunsten gewandelt. Sie befanden sich nicht mehr an Bord eines schwachen und wehrlosen Rettungsbootes, mit dem sie sich verstecken mußten, sondern sie rasten in einem der mächtigsten Schlachtschiffe der Piraten durch das All, wobei sie direkten Kurs auf das Flotten-Hauptquartier der Galaktischen Patrouille hielten. Obwohl ihnen eine gut ausgebildete velantische Mannschaft zur Verfügung stand, mußten die meisten Angehörigen der Patrouille Doppelwachen schieben – zum Beispiel waren Kinnison und Henderson allein für die Navigation verantwortlich. Der Feind bestand nur noch aus zersplitterten Gruppen, denen es nicht gelang, mit ihrem Anführer Kontakt aufzunehmen und von ihm Befehle zu erhalten. Die Piraten waren völlig voneinander abgeschnitten. Sie tappten buchstäblich im dunkeln – in der absoluten Schwärze des interstellaren Weltraums.
Mit düsterem Gesicht betrat Thorndyke die Kommandozentrale. »Sie sehen wie eine zufrieden schnurrende Katze aus, Kim. Es tut mir leid, daß ich Ihnen die Stimmung verderben muß, aber wir sind noch lange nicht aus dem Schlamassel heraus.«
»Kann sein«, erwiderte der Lens-Träger zuversichtlich, »aber im Vergleich zu früher sind wir die Könige des Weltalls! Die Piraten können keine Berichte mehr ausstrahlen oder Befehle empfangen; sie sind völlig auf sich gestellt. Mit ihren Ortungsgeräten kommen sie nicht weit, außerdem ist das Äußere dieses Kahns völlig frei von Identifikationsmerkmalen oder sonstigen Namenszeichen – dafür haben wir gesorgt. Was kann uns also passieren? Nichts!«
»O doch. Beispielsweise kann dem Antrieb etwas passieren«, erwiderte der Techniker offen. »Der Bergenholm macht in der letzten Zeit Sprünge, die mir ganz und gar nicht gefallen.«
»Macht er Geräusche oder setzt er aus?«
»Noch nicht«, gestand Thorndyke widerstrebend.
»Wie groß sind die Ausschläge?«
»Sie liegen im Augenblick etwa bei einem Zweitausendstel maximal. Durchschnitt sind anderthalb Tausendstel.«
»Das ist eigentlich kaum der Rede wert. Es hat schon Antriebe gegeben, die mit diesen Toleranzen noch monatelang gelaufen sind.«
»Ja – Antriebe. Aber bei einem Bergenholm hat es solche Schwierigkeiten bisher noch nicht gegeben. Ist absolut einmalig. Ich mache mir natürlich Gedanken darüber. Ich wollte Sie nicht unnötig beunruhigen – aber ich mußte es Ihnen sagen.«
Die Maschine, von der er sprach, war der Trägheitsneutralisator – das Sine-qua-non der interstellaren Raumfahrt. Es war daher kein Wunder, daß die leiseste Unregelmäßigkeit den Technikern sofort große Sorge machte. Es verging jedoch ein Tag nach dem anderen, ohne daß etwas geschah, ohne daß der Neutralisator in seiner Leistung nachließ. Die Sprünge wurden nicht schlimmer. Auf diese Weise legte das Schiff noch eine unvorstellbare Entfernung zurück.
Eines Tages jedoch setzte der Bergenholm urplötzlich aus. Eben noch raste das Schiff im freien Flug dahin, im nächsten Augenblick hing es bereits träge im All – fast bewegungslos im Verhältnis zu seiner bisherigen Geschwindigkeit.
Die gesamte Mannschaft wurde alarmiert. Thorndyke ließ die massiven Schutzhüllen abnehmen und inspizierte das Innere des Neutralisators.
»Hmm«, sagte er schließlich, an Kinnison gewandt. »Ich glaube, wir können ihn zusammenflicken, aber es wird einige Zeit dauern. Vielleicht sollten Sie sich vorsichtshalber in der Zentrale aufhalten, Sir, denn es dürfte nicht ungefährlich sein, wenn wir uns hier im trägen Flug herumtreiben.«
»Wir haben zwar automatische Alarmsysteme, aber Sie haben recht. Informieren Sie mich bitte über die Fortschritte Ihrer Arbeit.« Und der Lens-Träger kehrte an seine Kontrollen zurück – keinen Augenblick zu früh.
Auf den Bildschirmen
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