Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
dem Projekt arbeiten oder auch nur davon erfahren. Unterlagen werden nicht aufbewahrt. Das Projekt wird für uns erst existieren, wenn Sie es uns vorführen.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Kinnison und verließ den Raum.
In den nächsten Wochen bot das Flotten-Hauptquartier eine Szene emsiger Geschäftigkeit. Überall wurden Geräte zusammengebaut und getestet – neue Kommunikatoren, neue Generatoren, neue Kode-Apparate und unzählige andere Dinge. Jeder Apparat wurde einer eingehenden Prüfung unterzogen und mehrmals getestet, bis auch der sorgfältigste Techniker zufriedengestellt war. Und als diese Mammutarbeit bewältigt war, wurden überall in der Galaxis die Schiffe der Patrouille zu ihren Stützpunkten zurückgerufen.
Die gesamte Flotte sollte umgebaut und in zwei große Schiffsklassen eingeteilt werden. Die erste Gruppe umfaßte die sogenannten Erkundungsschiffe, deren Ausstattung sich auf einen besonders schnellen Antrieb und eine sehr starke Verteidigung beschränkte. Sie waren die schnellsten Einheiten in der Galaxis und vermochten jedem Angriff standzuhalten – doch damit erschöpften sich ihre Qualitäten bereits. Die Schiffe der zweiten Gruppe mußten von Grund auf verändert oder neu gebaut werden, weil ihre Konzeption keinem der bisher bekannten Prinzipien entsprach. Sie sollten groß und langsam sein – Offensivschiffe mit gewaltigen Energiereserven. Diese Schiffe hatten Projektoren an Bord, die an Größe und Kampfstärke alles andere in den Schatten stellten. Sie waren im übrigen von der kosmischen Energie unabhängig und konnten Schirme errichten, mit denen sie jedes in Reichweite befindliche Schiff von seiner Zufuhr an kosmischer Energie abschnitten.
Das war also die Waffe, mit der die galaktische Zivilisation gegen Boskone vorgehen wollte. In der Theorie bestanden keine Schwierigkeiten. Die überschnellen Erkundungsschiffe pirschten sich an den Gegner heran, klammerten sich mit Traktorstrahlen fest, die keine Energiewand zu durchtrennen vermochte, und gingen in den trägen Flug über. Auf diese Weise wurde der Gegner im Raum festgehalten. Während das Patrouillenschiff ein starkes Störfeld ausstrahlte, in dem die Hilferufe des Boskoniers untergingen, wurde gleichzeitig ein besonderes Signal abgesetzt, das eine der beweglichen Festungen herbeirief. Die verbleibende Arbeit war dann schnell getan.
Es dauerte lange, bis die umgestaltete Flotte einsatzbereit war – doch schließlich war die Zeit gekommen, da sich die galaktische Zivilisation zu ihrem – wie allgemein gehofft wurde – letzten Angriff auf Boskone anschickte. Jeder Sektorenstützpunkt war einsatzbereit. Die Stunde Null rückte näher.
Kimball Kinnison, der jüngste Mann, der jemals die vier Silberstreifen eines Kapitäns erhalten hatte, saß an den Kontrollen des Schweren Schlachtkreuzers Brittania , der auf seinen Wunsch so getauft worden war. Ein leichter Schauder durchfuhr ihn, wenn er an die Geschwindigkeit des Schiffes dachte, die so groß war, daß man besondere Schutzschirme und Ableiter konstruieren mußte, um es vor der Vernichtung zu bewahren. Ohne Schutzvorrichtung hätte es selbst während eines Fluges im Vakuum des Weltraums Schaden nehmen können.
In seinem Büro blickte Admiral Haynes auf eine Uhr. Noch einige Minuten bis zur Sekunde X – schließlich nur noch Sekunden.
»Fertigmachen!« In seiner Stimme schwang unterdrückte Erregung. »Fünf Sekunden – vier – drei – zwei – eins – Start!« Und die Flotte erhob sich in die Luft.
Ihr erstes Angriffsziel lag sehr nahe, denn die Boskonier hatten einen Stützpunkt direkt im Sonnensystem – auf dem Neptunmond – errichtet. Dieser Stützpunkt war der Patrouille mit der Zeit sehr lästig gefallen, und nur größte Wachsamkeit und eine ständige Abschirmung hatte ein Eindringen der feindlichen Spionstrahlen verhindert. Dabei waren die Piraten so kampfstark, daß man es nicht gewagt hatte, mit gewöhnlichen Patrouillenschiffen gegen sie vorzugehen. Jetzt endlich konnte man etwas unternehmen.
Die Flotte wurde sofort entdeckt und von boskonischen Schiffen angegriffen. Doch der Kampf hatte kaum begonnen, als die Piraten bereits erkennen mußten, daß sie es hier mit einen ernstzunehmenden Gegner zu tun hatten, und bis ihnen diese Tatsache bewußt wurde, war es bereits zu spät. Sie konnten nicht fliehen; gleichzeitig war der Raum derart von Störungen erfüllt, daß sie sich nicht mit Helmuth in Verbindung setzen und ihm von den neuesten Ereignissen
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