Lensmen 08 - Drachen-Lensmen
kontrolliert bewegten, betraten die Frachtschleuse durch eine Öffnung im Kraftfeld. Die Maschinen begannen damit, sich mit Strahlwaffen und Bohrgeräten Zugang zum Schnellboot zu verschaffen; daraufhin öffnete 24v6 einfach die Tür, um Beschädigungen zu verhindern, und hielt sich bereit, die Roboter mit einer starken Magnetladung zu lähmen und beim ersten Anzeichen schlimmen Ärgers die Flucht zu ergreifen, mitsamt diesen Gefangenen. Nur ein Roboter trat ein und packte sofort Vveryls Füße. Er zerrte den Körper hinaus und legte ihn auf den Boden der Luftschleuse. Um 24v6 kümmerte sich niemand, als wäre er lediglich ein Robo-Pilot. Die Roboter umstanden den Toten, stupsten ihn an und schwenkten die Arme. Da der Einsatz von Telepathie unmöglich war, mußte 24v6 seine Schlußfolgerungen von induktiver Stromkreisanzapfung und vorsichtig eingesetzten Spionstrahlen abhängig machen – anscheinend untersuchten das Zentralgehirn und die Roboter den chickladorischen Körper. Die Uniform ließ erkennen, daß sie einen toten Patrouillenangehörigen an Bord hatten, doch es gab keinen Beweis dafür, daß er Lens-Träger gewesen war. Die auf der Hand liegende Schlußfolgerung war, daß der Patrouillenagent in seinem Schiff gestorben war, das von einem Robo-Piloten gesteuert wurde. Zumindest hoffte 24v6, daß die Maschinen so etwas annehmen würden. Das Energiefeld wurde völlig abgeschaltet, und die Roboter trugen die Leiche in den Hauptteil des Schiffes. Durch Spionstrahlen verfolgte 24v6, wie sie dem Toten Flüssigkeiten injizierten und ihn in eine Masse miteinander verschmelzender durchsichtiger Bandagen hüllten. Der tote Patient kam schließlich in eine Ecke und wurde dort allein gelassen.
Wieder spürte 24v6 die Spionstrahlen, die sich mit ihm und dem Schiff beschäftigten, um sicherzugehen, daß es kein Sprengkörper war. Wieder schienen die anderen zufrieden zu sein, daß hier keine Gefahr drohte, obwohl die Frachttür noch immer nicht geschlossen wurde. 24v6 nahm an, daß seine organische Materie erfolgreich getarnt worden war, aber vielleicht hatten die Roboter auch bewußt darüber hinweggesehen, so wie ein organisches Geschöpf bei dem ernsthaften Studium der Struktur eines Organismus über seine etwaigen künstlichen Teile hinwegsehen mochte.
»Gedankenwellen sind diesem Schiff fremd, Lalla«, sagte 24v6, »wir können also frei miteinander umgehen. Laß uns Worsel rufen, der bereits unterwegs ist, und einen Plan schmieden, wie wir das Schiff in unseren Besitz bringen. Die Apparate hier kommen mir ziemlich blöd vor – ich glaube, ich bräuchte dem Gehirn nur die Sicherungen durchzubrennen. Die Roboter sind mühelos mit soliden Projektilen aufzuhalten; sie lassen sich abschießen wie Konservendosen. Wenn Worsel Sichtverbindung zu dir hat, koordinieren wir einen Angriff und treten in Aktion. Bis dahin warten wir.«
In seinem nicht ortbaren Rettungsboot erkundete Kallatra das Weltall mit seinem einfachen elektromagnetischen Abtaster. Ihn störte die wachsende Anzahl feindlicher Schiffe, die sich auf dem Schirm bemerkbar machte. Sie kamen aus allen Richtungen und auf allen möglichen Kursen und waren vermutlich auf der Flucht vor der von der Dauntless geführten Flotte. Am meisten aber erregte ihn das spektakuläre Auftauchen des großen Cheenus. Das Kugelgebilde materialisierte in einem grellen Lichtschein auf der anderen Seite des Kriegsschiffes, dem er auf der Spur war, und innerhalb weniger Sekunden waren die beiden Schiffe miteinander verbunden. Augenblicklich versuchte er sich einen Plan einfallen zu lassen, mit dem er in die Frachträume des Kriegsschiffes vordringen und mit 24v6 wieder fliehen konnte – vielleicht auch an Bord des Schnellbootes, in dem sich der andere befand. Doch schon öffnete sich eine der Ausbuchtungen am Äquator des Cheenus, und das Kriegsschiff schob sich hinein. Während dieses Manöver noch im Gange war, drang ihm plötzlich ein fremder Gedanke in den Kopf. »Ihr habt da einen Lens-Träger. Tötet den Lens-Träger!« Im gleichen Moment gewahrte Kallatra Worsels grotesk verzerrtes Bild und spürte die Warnung seiner El-sike-Fähigkeit, die eine unvorstellbare Gefahr, eine unbeschreiblich böse Macht ausmachte. Er spürte 24v6' Frage: »Lalla, was ist ...?«, gefolgt von abrupter Stille, denn zwei Schneidestrahlen zuckten durch den Frachtraum und schnitten das Schnellboot des Paramenschen in zwei Teile, von oben nach unten, und mit einem zweiten Schnitt von vorn nach hinten.
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