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Lensmen 08 - Drachen-Lensmen

Lensmen 08 - Drachen-Lensmen

Titel: Lensmen 08 - Drachen-Lensmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Kyle
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werden. Worsel fühlte sich in diesem Fall von der menschlichen Ethik entbunden; er hielt es für logisch, die letzten Gedanken eines sterbenden Lens-Trägers zu belauschen, wenn sonst wertvolles Wissen verlorengehen konnte. Das Phänomen eines sich dem Tode nähernden Geistes interessierte ihn sehr, und so nahm er die sich entfaltende Lebensgeschichte mitsamt den darin liegenden Enthüllungen in sich auf. Hier fand Worsel all das wesentliche Material, einschließlich der seltsamen Geschichte Lalla Kallatras: ein weibliches Wesen, dessen Vater ein Lens-Träger mit dem Namen Samuel O'Stead war und das trotz ihrer naturgegebenen überragenden Fähigkeiten durch das Schicksal der Roten Lens-Trägerin davon ausgeschlossen war, selbst eine zu werden. Als ihr Vater seine mutterlose Tochter großgezogen und bis zur Grenze seiner Fähigkeiten erzogen hatte, gab er sie in die Pflege von Prothedon 24v6, der offiziell als ihr Ziehvater fungierte. Mit einem neuen Namen – Lalla Kallatra – hatte sich das Mädchen in allen planetarischen und Patrouillen-Unterlagen zum Jungen gemausert. Worsel wußte nicht genau, ob das Mädchen auch wirklich ein Junge geworden war – vielleicht war das junge Wesen ein Zwitter, denn Menschen und ihresgleichen traten zuweilen in absonderlichen Seinszuständen auf. Jedenfalls war es unvermeidlich daß er/sie Lens-Träger wurde. Wenn sie wirklich eine Frau war, mußte natürlich einiges geheimgehalten werden, dann hatte auch ihr Verstand als abgeschirmtes Gebiet zu gelten.
    Worsel ahnte, daß Lalla Kallatra eine schreckliche Last mit sich herumtrug, die Tarnung ihres wahren Geschlechts. Diese Möglichkeit brachte Worsel in eine verwirrende Lage. Was konnte er darüber verlauten lassen, besonders gegenüber seinem Freund Kinnison? Nach Kimball Kinnisons Überzeugung gab es nur eine Frau, die jemals in der Patrouille eine so einzigartige Position bekleidet hatte oder bekleiden würde – und diese Überzeugung galt natürlich für die gesamte Zivilisation. Worsel nahm sich vor, im Augenblick nicht weiter darüber nachzugrübeln; vielleicht traf er eine schnelle Entscheidung. Solange er noch keine weiteren Beweise und Kallatras Zustimmung hatte, würde er von Kallatra als dem Mann sprechen, der sie zu sein vorgab, und sie nur in eigenen Gedanken als Frau ansprechen. Vielleicht mußte man sich in absehbarer Zeit hierüber mit Mentor abstimmen.
    Was 24v6 betraf, so war Worsel inzwischen überzeugt, das Wesen würde nicht sterben. Der Flug würde zum Erfolg werden, und 24v6 würde in einer neuen und noch bizarreren Gestalt wiederauferstehen. Und schließlich gab es da das schlimmste ungelöste Problem. »Kallatra«, sagte Worsel gelassen und versuchte, sich in den Grundtatsachen knapp und präzise zu geben, und ausführlich in den bruchstückhaften Gedanken, die ringsum aufstiegen und sie einhüllten. »Ich habe wieder einmal meine schizophrenen Symptome erlebt. Es besteht kein Grund für die Annahme, daß hier ein Einfluß von außen am Werk ist, beispielsweise ein ungewöhnlich starker Telepath. Kurz bevor Sie Deuce retteten, hatte ich wieder einen kurzen Anfall. Ich glaube, ich habe kurz den Finger auf die Ursache legen können. Da war irgend etwas am anderen Ende, etwas, das ich nicht wahrnehmen konnte, etwas wie ein Phantom. Die Frequenz läßt sich anmessen, doch nur in Halbwellen, wie sie von meinem Gehirn reflektiert werden. Die andere Hälfte ist einfach nicht vorhanden, sie fehlt völlig, sie ist unortbar, wissenschaftlich nicht zu erklären. Solche Geistesfrequenzen übersteigen nicht nur meine Erfahrungswerte, sie übersteigen auch mein Wissen. Vielleicht sind sie subätherisch. Die Sache liegt eher auf Ihrem Gebiet. Sie erinnerte mich vage an Ihre Beschreibung elektro-psychischer Kommunikation.«
    Worsel registrierte voller Interesse, daß Kallatra sich selbstbeherrscht wie immer gab, ihr Verstand war abgeschirmt wie sonst auch; sie zeigte keine Freude über ihre Rettung und Flucht und auch keine Sorge über die schlimmen Dinge, die sie erlebt hatte.
    »Man könnte auch den Augenblick des Roboterangriffs auf Dyaddub heranziehen«, meinte Kallatra. »Auch dort spürte ich eine von außen kommende Kraft am Werk. Damals dachte ich mir, daß es sich, wie Sie selbst sagen, um etwas Subätherisches handeln könnte.«
    Worsel bemerkte eine Veränderung in der jungen Lens-Trägerin. Obwohl sie präzise, knapp und emotionslos wie immer kommentierte, waren ihre Gedanken weniger gesammelt, als mache

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