Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
Gesichtsausdruck nicht so wahrnehmen konnte wie Kapitän Garner, der die darin ausgedrückte Frage mit Hilfe seines Wahrnehmungssinnes gleichwohl erfaßte. Der Rigellianer bewegte einen Tentakel in einer sehr menschlichen Geste der Ablehnung.
»Tut mir leid, Sir.« Buyyer konnte sich die Überraschung am anderen Ende vorstellen. »Lens-Lens ist untersagt.«
»Durch wen?« wollte der Kommandant wissen und fügte nach sehr kurzer Pause hinzu: »Durch Kapitän Garner? Ich will mit ihm sprechen.«
»Hier Garner, Sir.«
»Gehen wir auf Lens-Lens, Kapitän.«
»Tut mir leid, Sir. Das geht nicht.«
»Warum nicht?« Die Stimme des Kommandanten klang ruhig, aber sein Tonfall war abweisend kalt.
Der Kapitän war um Worte verlegen, denn er konnte keine logische Begründung vortragen. »Grundsatzbefehl, Sir.«
»Wessen Grundsatzbefehl, Kapitän? Haben Sie den von einem lebendigen T? oder einem toten T?« Der Kommandant war kein Dummkopf. Er war Lens-Träger. Alle Lens-Träger waren hervorragende Patrouillenangehörige. Und er war ein hervorragender Lens-Träger. Niemand der im Sicherheitsraum Anwesenden nahm an, daß sich Kommandant Lzbert würde täuschen lassen. Nur die Lüge eines Lens-Trägers konnte ihn von der Wahrheit abbringen.
»Wir stehen unter höchster Geheimhaltungsverpflichtung, Kommandant«, sagte Garner heiser. »Ich habe dazu meine Grundsatzbefehle.«
Nun versuchte es Kommandant Lzbert anders. »Ich konnte hier eben eine Meldung abfangen, unterzeichnet von Buyyer, auf Befehl Tregonsees. Der Null-Treg wurde angewiesen, sich auf Klovia blicken zu lassen. Buyyer, wer hat diesen Befehl wirklich gegeben?«
»Grundsatzbefehl, Sir«, erwiderte Kapitänleutnant Buyyer.
»Das kommt mir verdammt spanisch vor, Buyyer. Geben Sie mir noch einmal Kapitän Garner ... Kapitän! Wir gehen jetzt Lens-Lens! Das ist ein Befehl!«
»Tut mir leid, Kommandant«, antwortete der Klovianer. »So etwas fällt unter ...«
»Ich weiß schon«, unterbrach ihn Lzbert, »das fällt unter Ihre Grundsatzbefehle. Sie haben den Grundsatzbefehl erhalten, von übergeordneten Offizieren keine Befehle mehr anzunehmen?«
»Nein, Sir.«
»Na, und stehen Sie immer noch unter Ts. Kommando oder unter meinem, von der Rangfolge her gesehen?«
Es gab keine Möglichkeit, die Konfrontation zu vermeiden, das zeichnete sich deutlich ab; auf schmalem Band ließ Tregonsee einen Gedanken in Garners Kopf zucken. »Natürlich sind Sie mein vorgesetzter Offizier, Sir«, log Garner und wiederholte damit Tregonsees Anweisung. »Aber wir arbeiten hier unter totaler Abschirmung. Dürfte ich respektvoll vorschlagen, daß Sie sich zu einer direkten Konferenz hier einfinden?«
»Ich soll zu Ihnen runterkommen?« Dieser Gedanke beunruhigte den Kommandanten ein wenig. »Sollten Sie nicht eher bei mir antreten? Sollten Sie nicht alle zum Schiff heraufkommen? Ich gewinne aus Ihrem Verhalten den Eindruck, daß Sie sich in einer Zwangssituation befinden. Mir liegt eine Krankenhausmeldung vor, wonach ein Rigellianer schwerstens verwundet wurde. Wenn sofort etwas unternommen wird, wenn die Dronvire mit dem Rigellianer baldmöglichst aufbricht, besteht vielleicht die Chance einer Phillips-Heilung. Rekonstruktion oder Regeneration. Ich wollte auf keinen Fall Zeit verlieren.« Der Kommandant versuchte einen sarkastischen Tonfall zu vermeiden. »Decken Ihre Grundsatzbefehle das alles ab, Kapitän Garner?«
»Jawohl, Sir«, sagte Garner, obwohl er wußte, daß seine Antwort eine Lüge war.
Der Kommandant versuchte zum letztenmal einen Hinweis zu erlangen. »Ich schicke sofort eine Ehrenwache, die den Toten übernehmen soll. Natürlich unter Plus-plus-Sicherheitsvorkehrungen. Kann ich davon ausgehen, daß eine solche Ehrenwache angemessen wäre?«
»Ja, Sir. Natürlich, Sir!«
Zum erstenmal seit dem Gespräch klang Kommandant Lzberts Stimme bedrückt. »Da muß ich das Unglaubliche ja akzeptieren! Man darf keine Zeit verlieren! Lassen Sie sich so schnell wie möglich hier oben blicken!«
»Nein, Kommandant. Wir bringen die Sache hier unten zu Ende.«
»Garner! Buyyer! Ein solches Vorgehen erscheint mir unangemessen! Ja, unglaublich! Ich bin schon unterwegs! Sie tun überhaupt nichts, bis ich bei Ihnen bin, um die Zügel in die Hand zu nehmen! Ich möchte in Ihrem Interesse hoffen, daß Ihre Grundsatzbefehle vernünftiger klingen, als sie sich im Moment anhören!«
»Ja, Sir, kommen Sie so schnell wie möglich«, sagte der Kapitänleutnant und unterbrach die
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