Lensmen 10 - Z-Lensmen
ungemein stattlich wirkte. Ihr Schmuck beschränkte sich auf ein einziges Stück in ihrem Dekolleté, einen Herzschlag -Stein, der sich an ihr helles Fleisch schmiegte und mit dem Schlag ihres Herzens funkelnd rot und purpurn und wieder rot pulsierte. »Hallo«, sagte sie. »Meine Glückwünsche, Lens-Träger!«
»Ich muß gehen, Lens-Träger«, sagte Madeline Dabbs. »Meine Tanzkarte ist ziemlich voll, aber ich finde schon eine Möglichkeit, Ihnen so viele Tänze zu widmen, wie Sie wünschen.« Sie lächelte, und Cloudd wußte, daß ihm diese Frau gefiel.
»Cloudd!« sagte Kinnison in ehrlicher Freude. »Lens-Träger Cloudd! Nicht wahr, ich habe es Ihnen gleich gesagt, damals auf Klovia. Wenn Mentor ruft, würden Sie sich nicht zweimal bitten lassen. Ich freue mich wirklich für Sie und die Patrouille.«
Cloudd schlug das Herz bis in den Hals. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß der Abend für ihn so laufen würde. Zum erstenmal seit Lucilles Tod vergnügte er sich uneingeschränkt und ohne Schuldgefühle. Kinnisons weitere Worte bekam er kaum mit.
Kinnison trug keine Lens, Clarissa ebenfalls nicht. Einen aufgeregten Moment lang fürchtete Cloudd schon, eine ihm unbekannte gesellschaftliche Konvention übertreten zu haben, aber dann bemerkte er die Lens an anderen Handgelenken und atmete auf. Er entdeckte den Generalgeistlichen Chon, seinen guten Freund, und wagte eine geistige Anfrage, nachdem sich die beiden begrüßt hatten. »Seien Sie unbesorgt, mein Junge«, antwortete Chon, kam auf ihn zu und gab ihm die Hand. »Wie Sie sehen, habe ich meine Lens dabei. Es gibt Gründe, die für und gegen das Tragen der Lens bei solchen Anlässen sprechen; in Ihrem Fall ist es heute abend geradezu geboten. Sie erleben einen großen Augenblick, Cloudd. Sie haben sich mit eigener Kraft in die Reihen der Lens-Träger gedient – und nicht als verhätscheltes Produkt irgendeines Systems.«
Plötzlich rief ihm auch Worsel einen Gruß zu und drehte sich herum, um ihm ein breites, zahnbewehrtes Grinsen zukommen zu lassen. »Cloudd persönlich. Mit blankgewienerten Schuhen und der Lens am Arm. Wie gefällt Ihnen mein Ausgehanzug?« Worsel sah nicht im geringsten anders aus als sonst – Teile seines Körpers waren von einem grauen Lederwams verhüllt. Nur fehlte die übliche Sammlung von Geräten und Werkzeugen, die er sonst an den Gurten mit sich herumtrug. »Sie merken nichts, wie?« fragte Worsel. »Ich habe mir die Schuppen abschleifen, polieren und färben lassen. Sie enttäuschen mich, Cloudd. Sie sind doch jetzt Lens-Träger. Ihnen müßte so etwas auffallen.« Jetzt merkte Cloudd tatsächlich den Unterschied; Worsel schimmerte angenehm grün und nicht so grau wie sonst. »Natürlich hätten Sie sofort etwas gemerkt, wenn ich ein Weibchen wäre, Cloudd! Besonders in Anbetracht der Knappheit meines Kostüms.«
Worsel, der noch immer jovial grinste und hin und her schwankte, verstärkte seinen Geistesimpuls plötzlich zur Schärfe, verengte den Strahl seiner Lens.
»Mal sehen, wie gut Sie sind, Cloudd. Lens-Träger zu jeder Tages- und Nachtzeit, nicht wahr? Ich habe Ihren Bericht gelesen. Sie haben den Mech-Planeten irgendwo in Richtung Andromeda-Galaxis gefunden, sind Pfeil-22 begegnet und haben sein Ultimatum überbracht. Was für einen Eindruck hatten Sie von ihm? Warum hat er mich ausdrücklich von jedem Kontakt ausgeschlossen?«
»Ich weiß nicht, warum er Sie nicht sehen will, Worsel.« Cloudd fand den Lens-Lens-Kontakt unglaublich einfach und im Vergleich zu akustischer Unterhaltung oder mühevoller Telepathie sehr erfrischend. »Aber ich halte ihn für dermaßen logisch denkend, daß er schon wieder leicht verrückt ist. Ich würde vermuten, er hat Sie von jeder Diskussion ausgeschlossen, weil er befürchtet, Sie seien zu schlau für ihn.«
»Das freut mich zu hören, Cloudd. Er fürchtet nicht nur, daß ich zu klug für ihn bin – er hat auch Angst, daß ich ihn in seinem Urteil beeinflusse. Ich bin der erste lebendige Intellekt, dem er begegnet ist, und er hält mich für Gott oder den Schöpfer oder einen ähnlichen psychologischen Hemmschuh. Das war mir klar – auch wenn er nicht meinen Namen übernommen hätte.«
»Ihren Namen?«
»Ja. Le-Srow. Ein Anagramm. Worsel rückwärts buchstabiert. Ich fühle mich geschmeichelt.«
»Worsel rückwärts buchstabiert!« Cloudd verschlug es den Atem. Außerdem ärgerte er sich über sich selbst. Dieser Umstand war ihm nicht aufgefallen. Nicht einmal mit der Lens!
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