Lensmen 10 - Z-Lensmen
Anordnung stellte ein Rätsel dar, das Cloudd zu schaffen machte. Folglich hatte er das letzte halbe Jahr damit verbracht, für Kinnison und den Galaktischen Rat eine Informationsstelle für Datadrohnen einzurichten; dabei suchte er manchmal persönlich nach den schwer zu packenden Sonden, beschränkte sich meistens aber auf Durchsicht und Auswertung von Berichten und Statistiken über diese informationssammelnden Maschinen, die scheinbar aus dem Nichts erschienen und dann nach etwa einem Jahr so geheimnisvoll verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Seit seiner letzten Zusammenkunft mit Nadreck hatte er keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Allenfalls seine Einstellung hatte sich verändert: Er hatte den vielen Papierkram satt, die Lehrarbeit langweilte ihn, und am liebsten hätte er sich den Datadrohnen sofort wieder auf die Spur gesetzt, so kalt diese inzwischen auch sein mochte.
Als der Kommandant gegangen war und Gronitskog mitgenommen hatte, wandte sich Nadreck wieder Cloudd zu und entdeckte in diesem den lodernden Wunsch nach Tapetenwechsel und aktivem Einsatz.
»Sobald Sie nächste Woche in Palain Ihre Vorträge gehalten haben«, sagte Nadreck, »kann ich vielleicht dafür sorgen, daß einige meiner Kadetten, meine neuen Lens-Träger, eine weitere Suchaktion durchführen. Ich sage ›vielleicht‹, Cloudd. Es liegt an Ihnen, den jungen Leuten die Begeisterung für einen solchen Vorstoß einzugeben.«
»Das werde ich tun!« schwor Cloudd. »Und wie!«
»Gut«, stellte Nadreck fest. »Ich gebe zu, daß sich die Z und die Z'oiden nicht leicht inspirieren lassen. Ihnen fehlt jene lodernde Begeisterung, die Sie und andere Tellurier, besonders Kinnison, an den Tag legen können. Wenn Sie meine Leute inspirieren können, werde ich in meiner Freude Ihnen helfen, so gut ich kann, damit auch Ihre Arbeit ihre Erfüllung findet.«
»Worauf muß ich mich vorbereiten?« fragte Cloudd. Natürlich hatte er bei den tellurischen Kadetten Gerüchte über die Z-Akademie gehört, wußte aber, daß er nicht alles glauben durfte.
»Ich zeig's Ihnen«, erwiderte Nadreck. »Entspannen Sie sich, folgen Sie meinen Gedanken.«
Plötzlich befand sich Cloudd an einem pechschwarzen Ort. »Sie schweben im Inneren von Palain VII«, erklärte Nadreck. »Schauen Sie mit Ihren Augen, fühlen Sie mit Ihren Sinnen und verstehen Sie, was ich Ihnen zeigen will – allerdings werde ich Ihnen ein bißchen helfen müssen.« Vor Cloudds innerem Auge erstrahlten plötzlich Lampen und beleuchteten die Szene. »Wir haben natürlich gar keine Lampen, es kommt Ihnen lediglich so vor.« Die Klassenräume waren willkürlich miteinander verbundene Schachteln und erinnerten auf den ersten Blick an eine Aufhäufung kantiger Seifenbläschen. »Auf drei Seiten sind diese Gebilde solide – Ihnen aber werden Sie durchsichtig erscheinen.« In den Zellen befanden sich die Kadetten – sitzend, stehend, herumgehend, manchmal mit dem Kopf nach unten oder an den Wänden stehend. Von Zeit zu Zeit schwebte von einer halb offenen Flanke eine Gestalt zu einer anderen Zelle hinunter oder manövrierte sich in eine darüber gelegene Zelle. Überall gab es seltsam gestaltete Werkzeuge und Maschinen zu sehen, ausnahmslos durchsichtig und anscheinend ebenso multidimensional wie die Z-Kadetten. »Die Maschine ist nicht wirklich so, aber ich habe Ihnen immerhin das Sehen erleichtert.«
Cloudd erkannte die Lehrkräfte an den silbernen Panzern, die ihre Körper umgaben und durchdrangen. Die meisten Wesen sahen sich ähnlich und wiesen nur geringe Größenunterschiede auf: sie waren offenkundig Palainianer, denn sie sahen aus wie Nadreck. Es gab aber auch andere Monstrositäten zu sehen; solche seltsamen und grotesken Gestalten hatte Cloudd in seinem ganzen Leben noch nicht zu Gesicht bekommen. Die Vielfalt der Z-Lebensformen beeindruckte ihn. »Dies sind nur einige wenige aus der Milliardenbevölkerung von vielen tausend Z-Typen, muß ich bescheiden anmerken«, sagte Nadreck. »Wir können uns glücklich schätzen, die Reihen unserer Rekruten immer füllen zu können; denn unser Anspruch ist hoch, und bei der persönlichen Motivation entwickeln sich die Dinge ganz und gar nicht so selbstverständlich wie bei euch Telluriern.«
Mit Hilfe von Nadrecks Verstand bewegte sich Cloudd sehr schnell durch das Gewirr der Räume und erreichte zum erstenmal einen Korridor, der einzelne Türen aufwies. Hinter den Mauern verweilte etwa ein halbes Dutzend Lebensformen in ihrer gewohnten
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