Lensmen 10 - Z-Lensmen
Präsident des Galaktischen Rates!
Neben ihm stand Chon, der Generalgeistliche der Patrouille, in einem schwarzen Zivilanzug. Mit wem sprach er dort? O ja! Die schlanke Gestalt mit dem Silbergesicht war Lalla Kallatra, die robotoide Lens-Trägerin! Cloudd durchfuhr ein Gefühl, in dem sich Irritation und Freude mischten. Diese bizarre, erregende Lalla Kallatra!
Einen noch größeren Schock bereitete ihm allerdings die stämmige, breitschultrige Gestalt hinter ihr. Vornehm gekleidet, das schwarze Haar schwungvoll in der Stirn, das Kinn auf steifem Kragen vorgereckt, an dem Schnüre und Abzeichen funkelten, konnte das nur ... Das erfahrene, ansehnliche Gesicht, das streng und humorvoll zugleich wirkte, wandte sich in seine Richtung. Die Blicke begegneten sich. In beiläufigem Gruß hob der andere die Hand – die Person, die Cloudd am meisten bewunderte, der Held aller Galaxien, Kimball Kinnison! Kimball Kinnison persönlich!
Cloudd öffnete den Mund, um einen Gruß auszusprechen, aber da hatte sich der Galaktische Koordinator schon wieder abgewandt, um mit jemand anders zu sprechen.
Zum Teufel, was machte Kinnison hier? Warum war Nadreck noch auf Tellus? War das nicht ...? Ja, LaForge, Admiral der Großflotte! Warum all die Würdenträger?
»Hallo, Lieutenant Cloudd«, sagte eine leise, aber eindrucksvolle Stimme.
Cloudd drehte sich um. Der kleine eisengraue Bart und das rötliche Gesicht gehörten dem Generalgeistlichen Chon, und Cloudd stammelte eine Begrüßung. Cloudd hätte sich hinterher am liebsten die Zunge abgebissen, aber ihm entfuhr die impulsive Frage: »Was macht den Kimball Kinnison hier?«
»Er besucht seinen Sohn Christopher. Sie wissen doch sicher von der vorgesehenen Ausbildung des Kleinen?«
»Ja ... Ich meine, ich nehme an ... infans vitae ...«
»Das ist die offizielle Bezeichnung in den meisten menschlichen Kulturen. Populär gesagt – ein Babyförderungsprogramm; so nennen wir es hier. Haben Sie Erfahrungen mit Kindern, mit Söhnen oder Töchtern ... ich meine, vielleicht mit Nichten und Neffen?«
»Nein«, erwiderte Cloud und empfand wieder einmal den Schmerz um das Leben, das er mit Lucille hätte teilen können. Damals hatte er noch Träume gehabt – Ehe und Kinder. Fast am Abend vor der Hochzeit hatten die Piraten sie umgebracht. Beinahe dreitausend Tote waren zu beklagen gewesen, als der Angreifer des Gezüchts das Raumschiff zerstückelte. Nur einen Überlebenden hatte es gegeben: ironischerweise handelte es sich um den Eigentümer, den Mann, den die rachedürstenden Schurken eigentlich hatten vernichten wollen – D. D. Cloudd. Wieder überfiel ihn das Staunen über dieses Schicksal, wieder stellte er sich die qualvolle Frage, warum er überlebt hatte und ein hübsches, unschuldiges Mädchen wie Lucille hatte sterben müssen. Seine spätere verrückte Karriere als Weltraumabenteurer innerhalb und außerhalb der Patrouille hatte die Wunde verheilen lassen, aber die Narbe schmerzte noch immer. »Lucille und ich hätten uns natürlich auch dem Babyförderungsprogramm angeschlossen.«
»Tut mir leid, Benson«, sagte Chon, dessen rotes Gesicht vor Verlegenheit noch mehr angelaufen war. »Das war ungeschickt gefragt. Verzeihen Sie. Ich weiß, wie sehr Sie sie geliebt haben.«
»Nein, nein«, widersprach Cloudd. »Die Schuld liegt bei mir. Die alten Gespenster waren schon durch die jüngsten Aufregungen um Christopher Kinnisons Geburt geweckt worden. Ich danke Ihnen aber für Ihre Worte. Wie auch immer, zurück zum Babyförderungsprogramm. Ich bin nicht hundertprozentig davon überzeugt, daß Genies gemacht und nicht geboren werden. Aber ich bin sehr dafür, von Geburt an gezielt zu stimulieren. Lucille war der Ansicht, daß man in den ersten Monaten keine Mühe scheuen sollte, daß man sogar schon vor und während der Schwangerschaft planen müßte. Wir hatten uns das alles gut überlegt, wie Sie sich denken können. Aber natürlich spielt die Abstammung auch eine wichtige Rolle.«
»Unbedingt. Die Frage ist ja auch noch sehr umstritten. Ich halte mich mit meiner Ansicht in der Mitte. Natürlich meine ich, daß Gott uns nach wie vor unser Potential in die Wiege gibt und es an uns liegt, das Beste daraus zu machen. Bis zu einem gewissen Grad stimme ich der Computer-Analogie zu, aber dazu muß es jemanden geben, der den Computer konstruiert, zum Guten oder Schlechten, und im Organismus stecken bestimmte vorprogrammierte Dinge – Instinkte, belebende Wesenszüge ... wenn Sie so
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