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Lensmen 10 - Z-Lensmen

Lensmen 10 - Z-Lensmen

Titel: Lensmen 10 - Z-Lensmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Kyle
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Seite des Bösen steht? Die Antwort ist subjektiv und hängt von der eigenen Überzeugung ab. Er kann ein Heiliger sein und sich trotzdem irren.«
    »Warum trägt dieser Gläubige – wie fast alle – ein Amulett?«
    »Als Zeichen seines Glaubens und als Erkennungssignal. In einem Fall wie dem unseren dient das Gebilde auch als Brennpunkt oder Verstärker für Gebete, als technologische oder psychologische Unterstützung. Was Sie hier sehen, ist eine von uns erzeugte Replik seiner Ikone einer Rosa-Kugel-in-weißer-Kugel, die in einer dünnen, durchsichtigen Hülle eingeschlossen ist. Der Austausch erfolgte, weil das echte Stück ein für uns gefährlicher Sender oder ein Ortungssignal sein könnte. Wahrscheinlich halten Sie es deshalb für ein schlichtes Amulett.«
    Beinahe zehn Minuten lang wurden ähnliche Fragen gestellt und beantwortet. Cloudd fand die Fragen viel interessanter und vielsagender als Chons Antworten. Zuerst war Cloudd überzeugt, die Palainianer in der Gruppe seien im Prinzip Atheisten, ein Urteil, das er schnell in Richtung Agnostiker revidierte. Dann kam er zu dem Schluß, es handele sich um außergewöhnliche metaphysische Wesen, denen die Kosmologie am Herzen lag, das Studium der höchsten Ordnung im Universum, und die somit Paradoxa zugetan waren. Die Fragen ließen erkennen, daß die Wesen sich sehr für das Studium der Natur und die Existenz Gottes interessierten – in dem engen Bereich, wo man ihn durch Fakten und Vernunft aufspüren konnte. Abstrakte, geistliche Konzepte schienen sie nicht zu begreifen oder nicht ernst zu nehmen. Sie begriffen nicht, wieso Gronitskog ein Mann Gottes sein und doch auf der Seite des Bösen stehen konnte, wenn Gott allmächtig und gütig war. Sie wollten wissen, warum Gott das Böse duldete.
    Chon gab sich große Mühe, doch schienen seine Antworten niemanden ganz zufriedenzustellen.
    Cloudd, der sich immer selbst als »religiös« gesehen hatte, ohne eine Religion auszuüben, war verwirrt und fühlte plötzlich Zweifel in sich aufsteigen, die er nie zuvor gekannt hatte. Die Palainianer waren scharfsinniger, als er es für möglich gehalten hatte, aber was Cloudd vor allem beeindruckte, war die auf der Hand liegende Tatsache, daß sie sich größte Mühe gaben, alles zu erfahren, was ihnen irgendwie erreichbar war, daß sie sich aber, wenn sie dieses Wissen nicht erlangen oder begreifen konnten, auf emotionslose Weise damit beschäftigten. Sie regten sich nicht innerlich auf, wie es die Menschen taten, doch gaben sie sich gleichzeitig nach außen hin bekümmert. Kein Wunder, daß die Hauptregel der Palainianer – ignorieren und ignoriert werden! – ebenso oft überschritten wie eingehalten wurde.
    Schließlich sagte Nadreck: »Vielen Dank, Lens-Träger-Kollege. Sie haben unseren Kadetten auf bewundernswerte Weise demonstriert, wie absonderlich die menschlichen Rassen handeln und warum sie ständig verwirrt erscheinen. Oder sollte ich sagen, manchmal verwirrt und manchmal unklar im Ausdruck, Generalgeistlicher?«
    Das Fenster verdunkelte sich und ließ die Vision der Akademie-Studenten, die sich wie in einem unbeleuchteten Aquarium vage bewegt hatten, verschwinden. Die beiden Menschen brauchten nicht lange auf neue Anweisungen zu warten.
    »Generalgeistlicher, Sie führen Lieutenant Cloudd und den Geistlichen Gronitskog in Ihren Raum zurück«, befahl Nadreck. »Sie werden dann etwa eine Stunde warten müssen. Anschließend besteigen wir einen von Palainianern bemannten GP-Zerstörer und fliegen nach Velantia. Wir haben eine bisher einmaligen Schritt beschlossen und geben dem derzeitigen Studentenjahrgang einen vorzeitigen Abschluß. Ich muß die neunzehn neuen Lens-Träger persönlich beglückwünschen und ihnen die Lens überreichen, die letzte Woche aus Arisia eingetroffen sind. Die Zeit bis zur vorausgesagten Invasion zählen wir eher schon in Minuten als in Stunden.«
    »Gut, Nadreck«, sagte Chon und marschierte stumm durch den Korridor voraus, auch wenn Cloudd am liebsten angemerkt hätte, daß die Abschlußklasse an der tellurischen Akademie fünfmal größer war.
    Chons Unterkunft entsprach Cloudds Kabine, war allerdings ein wenig größer. Cloudd setzte sich auf einen Stuhl, der aus Röhren und Leinwand bestand, und Chon streckte sich auf einer Art Feldbett aus.
    »Mir kommt die Reise hierher wie reine Zeitverschwendung vor, Generalgeistlicher«, sagte Cloudd. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich den Studenten etwas gesagt habe, was sie

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