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Leola

Leola

Titel: Leola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fand, daß Amory recht hatte. Wenn ich sie zum erstenmal gesehen hätte, wären meine Augen auch erstarrt.
    »Ich
bin Victor Amory «, sagte er heiser. »Wie wär’s mit
einem Martini?«
    »Ich
trinke keinen Alkohol«, sagte Willi mit Schlafzimmerstimme. »Aber ich bin ganz
entzückt, Sie kennenzulernen, Mr. Amory . Ich habe
alle Ihre Filme gesehen, und sie waren prachtvoll!« Die Grübchen erschienen
erneut. »Ich muß Ihnen ein Geheimnis mitteilen. Ich habe jeden Ihrer Filme
mindestens viermal gesehen!«
    »Ist
sie vielleicht kurzsichtig, Holman ?« Chloe Benton sah mich an und verzog spöttisch eine Braue,
aber Amory hörte sie nicht einmal.
    »Ich
dachte, Sie seien vielleicht daran interessiert, etwas über Leola zu hören?«
sagte ich laut zu ihm.
    Er
gab zögernd auf, Willi mit den Augen zu verschlingen, und sah mich an. »Haben
Sie sie gefunden?«
    »Klar!«
Ich nickte.
    »Bei
Emmanuel — auf seiner Jacht?«
    »Ganz
recht.«
    »Wo
ist sie jetzt?«
    »Immer
noch bei Emmanuel — auf seiner Jacht.«
    »Zum
Teufel!« Er schlug mit der Faust auf die Bar. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie
sollen sie von diesem verdammten Boot herunterschaffen.«
    Ich
seufzte leise. » Erzähl’s ihm, Willi.«
    Sie
plapperte pflichtschuldigst ihre Geschichte herunter, wie sie Gast auf der Jacht
gewesen war, als Leola eintraf, und wie sehr Miss Smith Raphaels Gesellschaft
zu genießen schien. Sie schmückte das Ganze sogar noch ein bißchen mit
schalkhaften kleinen Anspielungen und Hinweisen aus, so daß niemand im Zweifel
über die leidenschaftliche Liebesbeziehung zwischen Emmanuel und Leola sein
konnte. Auf Amorys Gesicht lag, als sie geendet
hatte, ein Ausdruck leichter Betäubung, als ob er mit einem Axtstiel soeben eins über den Kopf bekommen hätte.
    »Na«,
murmelte er schließlich, »das ist ja großartig! Ganz großartig, was, Chloe ?«
    »Ich
habe mir nie Sorgen gemacht«, sagte sie schroff. »Sie wissen nun, daß Sie sich
durch ein Ferngespräch mit dieser Jacht fünftausend Dollar hätten sparen
können?«
    »Ach,
zum Teufel damit!« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es war die Sache
wert. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Holman .«
Sein Gesicht erhellte sich, und er begann Martini einzuschenken. »Das ist
jedenfalls ein Grund zum Feiern. He — ich habe eine großartige Idee. Wollen wir
vier nicht heute abend in die Stadt fahren und
anständig feiern? Wie wär’s damit?«
    »Tut
mir leid«, sagte Chloe schnell. »Ich bin schon
anderweitig verabredet.«
    »Hören
Sie«, brummte er, »einen einzigen Abend lang können Sie doch wohl mal auf Ihren
regulären Freund verzichten! Zum Teufel, Sie müssen ihn in den letzten drei
Wochen jeden Abend gesehen haben! Das ist wirklich ein besonderer Anlaß, Chloe .«
    Sie
warf ihm einen Blick zu, der ihn eigentlich über der Bar in tausend Fetzen
hätte explodieren lassen müssen, biß sich dann aber kurz auf die Unterlippe.
»Na gut. Aber dann ziehe ich mir besser was Passendes an. Lassen Sie mir eine
Viertelstunde Zeit«, sie warf einen schnellen Blick auf Willi, »nein, eine
halbe Stunde.«
    »So
viel Zeit, wie Sie wollen, Süße«, sagte Amory großzügig. »Wir trinken einfach so lange, bis Sie wieder zurückkommen.«
    Nachdem
sie das Zimmer verlassen hatte, warf er erneut einen langen Blick auf Willi und
schluckte krampfhaft. »Wenn ich an all die Jahre denke, die ich vergeudet habe,
während Sie woanders waren.«
    Sie
zeigte wieder ihre Grübchen. »Es ist wie ein Traum, ein wundervoller Traum! Ich
meine, daß ich Sie wirklich kennengelernt habe, Mr. Amory .«
    »Nennen
Sie mich bitte Victor.«
    Da
ich fürchtete, mein Magen würde revoltieren, wenn ich diesem Gegirre weiterhin
zuhören mußte, ging ich hinter die Bar und griff nach einem Martini. Das gab Amory Gelegenheit, herauszutreten, Willi am Ellbogen zu
ergreifen und sie zur nächsten Couch zu geleiten. Während sie sich
nebeneinandersetzten, beobachtete ich, wie ihre Hand rein zufällig über den
Rock ihres Kleides fuhr, so daß der Saum noch um ein paar Extrazentimeter über
ihre Schenkel hochrutschte. In meinem Inneren verspürte ich einen leisen Stich,
aber da der Gedanke an Eifersucht einfach lächerlich war, schrieb ich es als
Sodbrennen ab.
    Für
die nächste halbe Stunde existierte ich praktisch nicht. Amory und Willi saßen nebeneinander, die Köpfe zusammengesteckt, und unterhielten
sich mit leiser Stimme, während ich auf einem Barhocker saß und drei Martini
verputzte. Nach einer Weile gab

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